Erste "Nationale Qualitätszertifikate" an Alten- und Pflegeheime verliehen
Wien (bmask) - Anlässlich der Verleihung des "Nationalen Qualitätszertifikats für
Alten- und Pflegeheime in Österreich" an die ersten 14 Häuser zog Sozialminister Rudolf Hundstorfer
eine positive Bilanz über ein Jahr der Erprobung dieses Modells: "Das Nationale Qualitätszertifikat
ist ein Österreich weit einheitliches System zur objektiven Bewertung der Qualität von Alten- und Pflegeheimen
durch unabhängige Zertifiziererinnen und Zertifizierer. Es hat sich gezeigt, dass die Zertifizierungsinstrumente
und das Verfahren bei unterschiedlichen strukturellen Gegebenheiten und unabhängig vom eingeführten Qualitätsmanagement-System
angewandt werden können. Dies ist wichtig, weil wir uns mit diesem einheitlichen System eine unüberschaubare
Anzahl an Gütesiegeln - wie etwa in Deutschland - ersparen", erläuterte Hundstorfer in einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit Dr. Margit Scholta und Mag. Johannes Wallner.
In Österreich fallen Alten- und Pflegeheime in die Zuständigkeit der Länder. Die Qualität ist
aufgrund der unterschiedlichen Strukturen in den Bundesländern schwer vergleichbar. "Das Nationale Qualitätszertifikat
berücksichtigt zwar die strukturellen Voraussetzungen, macht aber keine Vorgaben. Dies zu tun liegt allein
in der Kompetenz der Länder", so Hundstorfer.
"Leben wie daheim"
Bei der Zertifizierung wird auf eine sehr breite Vergleichsgrundlage zurückgegriffen. So wird beispielsweise
überprüft, ob die Biographie und der individuelle Lebensstil der Bewohnerinnen und Bewohnern im Betreuungs-
und Pflegeprozess miteingebunden und berücksichtigt werden, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefördert
werden, damit sie ihre fachlichen und persönlichen Kompetenzen in ihre Tätigkeit einbringen können,
oder welche Maßnahmen gesetzt werden, um die Privatsphäre der Bewohnerin oder des Bewohners zu schützen.
Die angewandten Methoden müssen für das Haus passen und sich positiv auf die Lebensqualität der
Bewohnerinnen und Bewohner auswirken. Das Motto des "Nationalen Qualitätszertifikats" lautet daher
auch "Leben wie daheim".
"Wichtig ist, dass alle Maßnahmen systematisch und unter Einbeziehung möglichst aller Beteiligten
umgesetzt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Qualität nicht allein von der Initiative einzelner
Führungskräfte oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abhängt", gab sich Hundstorfer überzeugt.
Ca. 15 Prozent der Alten- und Pflegeheime in Österreich haben bereits ein Qualitätsmanagement- System
eingeführt und damit die Grundlage für die interne Weiterentwicklung der Qualität geschaffen. Mit
der Zertifizierung von Alten- und Pflegeheimen soll nicht nur die bereits bestehende Qualität nach außen
sichtbar gemacht, sondern auch ein Anreiz für die weitere Verbesserung der Qualität gesetzt werden. "Bei
jeder Zertifizierung werden konkrete Handlungsempfehlungen abgegeben, die auf das jeweilige Haus zugeschnitten
sind und so die Weiterentwicklung der Qualität unterstützen", so Hundstorfer.
Pilotphase abgeschlossen
Entwickelt wurde das nationale Qualitätszertifikat von einer Arbeitsgruppe, die das Sozialministerium gemeinsam
mit dem Dachverband der Alten- und Pflegeheime Österreichs eingerichtet hat und in der alle Bundesländer,
der Seniorenrat, Qualitätsmanagement-Expertinnen und Pflegedienstleitungen mitarbeiten. An der Pilotphase
haben sich alle Bundesländer beteiligt, die Kosten haben Bund und Länder gemeinsam getragen. Nächster
Schritt ist die Einführung des Nationalen Qualitätszertifikats im Regelbetrieb.
"Wir erarbeiten derzeit ein Implementierungskonzept, das unter anderem Vorschläge für die Rechtsform,
den Träger, die Struktur und die Finanzierung einer NQZ-Organisation enthalten soll, aber auch Vorschläge
für das Wissensmanagement und die Informationspolitik, weil wir festgestellt haben, dass im Zuge der Zertifizierung
sehr viele positive Beispiele zutage treten, die wir anderen Häusern, aber auch der Öffentlichkeit zur
Verfügung stellen wollen", erklärte Hundstorfer.
Wie schon bei der Erarbeitung der Grundlagen und bei der Durchführung der Pilotphase setzt das Sozialministerium
bei der Einführung des Regelbetriebs auf eine breite Mitarbeit insbesondere der Bundesländer. "Schließlich
ist uns allen die Lebensqualität der älteren Menschen ein wichtiges Anliegen. Ziel ist eine einheitliche
oder zumindest vergleichbare Qualität der Alten- und Pflegeheime in Österreich", betonte Hundstorfer
abschließend. |