Deutsches Silber nach dem Bauhaus   

erstellt am
05. 03. 09

Die Sammlung Vic Janssens – Ausstellung im WAGNER:WERK Museum von 15. April bis 23. Mai 2009
Wien (kunstnet) - Erstmals in Österreich zeigt das WAGNER:WERK Museum Postsparkasse vom 15. April bis 23. Mai 2009 im Großen Kassensaal bei freiem Eintritt die Ausstellung "Deutsches Silber nach dem Bauhaus". Die Sammlung Vic Janssens. Zu sehen sind ca. 100 ausgewählte Objekte – Tafelgeräte wie Kaffee- und Teeservices, Becher, Obstschalen, Kannen, Kerzenständer und Vasen –, die an frühe Entwürfe des Weimarer Bauhauses – wie z.B. Christian Dell oder Marianne Brandt – anknüpfen und den bis heute immensen Einfluß dieser Kunstschule belegen.

2002 erwarb das Silbermuseum Sterckshof (Antwerpen / Belgien) eine ca. 200 Objekte umfassende Sammlung des Antwerpener Textilkaufmanns Vic Janssens (1909 – 2001), der von 1970 bis zu seinem Tod eine der größten und repräsentativsten Sammlungen deutschen zeitgenössischen Silbers angelegt hat.

Der älteste unter den insgesamt 23 in der Sammlung vertretenen Silberschmieden ist der 1907 geborene Willi Stoll, weitere frühe Ankäufe stammen von Gotthold Schönwandt (geb. 1921) und Wilhelm Sommer (geb. 1911). Mit der nächsten Generation – bemerkenswert z.B. Ulla und Martin Kaufmann (beide geb.1941), von denen Janssens insgesamt 38 Arbeiten ankaufte, oder das Künstlerpaar Margarethe (geb.1946) und Werner Oehlschlager (geb. 1928), die mit 60 Objekten vertreten sind – erweitert Janssens die Bandbreite seiner Sammeltätigkeit und nimmt zuletzt auch die Arbeiten junger Künstler, wie z.B. der Mitglieder der 1985 gegründeten Gruppe "buntmetall" (Klaus Dieter Eichler, Stefan Epp, Matthias Engert, Hartmut Hahn), in seine Sammlung auf.

Neue Materialien und die ständige Auseinandersetzung mit Form und Funktion sind es, die die Metallgestaltung bis in unsere Tage prägen. Die Arbeiten in der Ausstellung "Deutsches Silber nach dem Bauhaus“ zeigen in ihrer formalen Gestaltung die reduzierte und betont strenge Sprache des Bauhauses, dessen Entwurfsprinzipien – basierend auf die stereometrischen Grundformen wie Kugel, Kreis, Kegel, Zylinder, Quadrat oder Würfel – prägend auch für die Künstlergeneration nach dem Ende des Bauhauses 1933 blieben.

Die Metallwerkstatt am Bauhaus
Mit dem allmählichen Rückgang der ornamental-dekorativen Formen des Jugendstils zeichnete sich in ganz Europa und insbesondere in Deutschland eine deutliche Tendenz zu einer nüchternen, an der Zweckmäßigkeit orientierten Formensprache ab. Der Wunsch nach Strenge und Sachlichkeit breitete sich aus, die Maschinenästhetik war das Schlagwort dieser Tage. Die industrielle Produktion und damit der Gedanke an eine serielle Herstellung rückte immer mehr in den Vordergrund, die handwerkliche Fertigung sah sich gezwungen, ihre Daseinsberechtigung zu behaupten.

Das 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründete Bauhaus leistete einen wichtigen Beitrag zur Diskussion der kommenden Jahre. Den Leitgedanken dieser Lehranstalt formulierte ihr Gründer mit den Worten "(…) das Bauhaus vertritt die Ansicht, dass der Gegensatz zwischen Industrie und Handwerk weniger durch den Unterschied des Werkzeugs gekennzeichnet wird, als vielmehr durch die Arbeitsteilung dort und die Arbeitseinheit hier (…)". Als Ziele des Bauhauses nennt Gropius "die Sammlung aller werkkünstlerischen Disziplinen – Bildhauerei, Malerei, Kunstgewerbe und Handwerk – zu einer neuen Baukunst als deren unablösliche Bestandteile (….)".

Die Metallwerkstatt spielte neben den vielen anderen Werkstätten wie der Tischlerwerkstatt, der Bildhauerwerkstatt oder der Töpferwerkstatt eine ganz bedeutende Rolle. Zum einen ging es hier um eine intensive Auseinandersetzung mit den unterschiedlichsten Metallen, denen in den 1920er Jahren im Kontext der Materialentwicklung eine besondere Bedeutung zukam. Anfänglich waren es Kupfer, Messing, Bronze oder Tombak, die in der Gestaltung von Gebrauchsgeräten und Accessoires eingesetzt wurden, einige wenige Stücke wurden in Silber oder Neusilber ausgeführt. Ganz besonders angetan war man von Chrom und Nickel, die das kühle, mechanisch wirkende Äußere der neuen Formen besonders gut zum Ausdruck brachten. Handwerkliche Bearbeitungsspuren wurden weitgehend negiert, die blank polierte Oberfläche stand im Vordergrund. Neben der systematischen Material-erforschung ging es aber auch bei der Gestaltung von Gefäßen und Geräten um einen ganz neuen Ansatz in der formalen Gestaltung. Im Vordergrund stand das Experimentieren mit den Grundformen Kugel, Kreis, Kegel, Zylinder, Quadrat oder Würfel.

Später waren es namhafte Industriedesigner, die bereits in den frühen Jahren der Metallwerkstatt des Bauhauses wesentliche Marksteine setzen und den bis heute legendären Bauhausstil schufen: Marianne Brandt, Wilhelm Wagenfeld, Christian Dell oder Wolfgang Tümpel (dem das WAGNER:WERK bereits 2006 eine Sonderausstellung widmete). Mit der Übernahme der Metallwerkstatt durch Laszlo Moholy-Nagy im Jahre 1923 vollzog sich eine entscheidende Wende, in der Werkstatt sollte die industrielle Formgebung vorherrschen und nicht das Silberschmiedehandwerk. Die Entscheidung von Laszlo Moholy-Nagy, neben Gold und Silber auch Eisenmetalle, Nickel und Chrom zu verwenden, kam einer Revolution gleich, denn der Berufsstolz der Gold- und Silverschmiede verbot die Verwendung sogenannter „unedler Metalle“.

Die Metallwerkstatt des Bauhauses war in ihrer Zielrichtung einem ständigen Wandel ausgesetzt – es war letztendlich eine Gratwanderung, sowohl dem handwerklich ausgebildeten Silberschmied als auch dem Gestalter, der sich mit den Produktionsmethoden der Industrie befassen musste, gerecht zu werden. Immerhin wurden die Modelle für Hausgeräte, Beleuchtungskörper, Beschläge und ähnliches unter Berücksichtigung der späteren möglichen industriellen Produktion zunächst immer handwerklich hergestellt.

Nachdem Walter Gropius im April 1928 das Bauhaus verlassen hatte, stand unter der Leitung des Architekten Hannes Meyer auch in der Metallwerkstatt eine zunehmend auf wirtschaftliche Produktivität ausgerichtete Arbeit im Vordergrund, hinter der die handwerkliche Ausführung zurückstehen musste. In ihrer kurzen Wirkungsphase – 1932 wurde das Bauhaus in Dessau geschlossen – war es der Metallwerkstatt möglich gewesen, wegweisende Akzente für Metallgestaltung späterer Jahrzehnte zu setzen.
     
Informationen: http://www.ottowagner.com/    
     
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