Österreich in der Rezession    

erstellt am
16. 03. 09

Bank Austria Konjunkturindikator im Februar erneut klar im Minus, wenn auch leicht verbessert gegenüber Jänner
Wien (ba) - „Der Bank Austria Konjunkturindikator hat sich im Februar erstmals seit einem Jahr verbessert. Der marginale Anstieg um 0,1 Punkte auf den weiterhin sehr tiefen Wert von minus 1,7 ist jedoch kein Signal einer wirtschaftlichen Trendwende“, kommentiert Stefan Bruckbauer, der stellvertretende Chefökonom der Bank Austria den aktuellen Wert. Zwar haben die heimischen Konsumenten das historische Stimmungstief des Vormonats überwunden und sind angesichts der jüngst niedrigen Inflationswerte und der bevorstehenden Lohn- und Einkommenssteuerentlastung etwas zuversichtlicher geworden. Allerdings hat sich die wirtschaftliche Lage in der österreichischen Industrie weiter verschärft. Die Auftragspolster und die Produktionserwartungen sinken rapide, weil vor allem die Nachfrage aus dem Ausland dramatisch nachlässt. Eine Besserung ist kurzfristig nicht in Sicht, denn die Geschäftserwartungen der europäischen Industrie, aus der fast ¾ der Exportnachfrage in Österreich kommt, haben im Februar einen Rekordtiefstwert erreicht. Insbesondere im wichtigsten Abnehmerland heimischer Industrieerzeugnisse, Deutschland, ist die Stimmung in den Keller gefallen. „Der aktuelle Bank Austria Konjunkturindikator zeigt zwar, dass sich die Geschwindigkeit der Talfahrt in den nächsten Monaten etwas stabilisieren wird, trotzdem schrumpft die österreichische Wirtschaft in einem bisher nicht gekanntem Tempo“, meint Bruckbauer.

Wirtschaft schrumpft bis zum Jahresende
Die Ökonomen der Bank Austria erwarten daher für das erste Quartal 2009 auch den stärksten Rückgang des BIP im laufenden Konjunkturzyklus und gehen davon aus, dass die Wirtschaft um über 1 Prozent zum Vorquartal sinken wird. Bereits im Schlussviertel 2008 war die Wirtschaftsleistung aufgrund der schwächelnden Exportnachfrage um 0,2 Prozent unter dem Vorquartal gelegen. „Die heimische Wirtschaft schrumpft nun bereits das zweite Quartal in Folge. Damit ist Österreich definitionsgemäß in einer Rezession“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Angesichts fehlender Signale für eine Aufhellung des globalen Umfelds wird die rezessive Phase längere Zeit dauern. Die Ökonomen der Bank Austria gehen davon aus, dass die österreichische Wirtschaft bis zum Jahresende 2009, mit abnehmender Tendenz ab dem Frühsommer, aber ununterbrochen, schrumpfen wird. „Die kürzlich beschlossene Steuerentlastung und die weiteren Fiskalmaßnahmen werden nach unseren Berechnungen 2009 einen Wachstumseffekt von fast 1,2 Prozent im Vergleich zu einem Szenario ohne Stützungsaktionen auslösen und damit den wirtschaftlichen Einbruch zumindest etwas begrenzen“, zitiert Pudschedl aus der aktuellen Studie der Bank Austria Ökonomen „Was kann das österreichische Konjunkturpaket?“. Zudem wird die geldpolitische Lockerung durch die EZB im späteren Jahresverlauf beginnen Wirkung zu zeigen.

Privater Konsum verliert an Kraft –Spürbare Wachstumsimpulse fehlen auch 2010
Je länger die Konjunkturflaute anhält, umso schlimmer werden die Konsequenzen für den österreichischen Arbeitsmarkt sein. Die Arbeitslosigkeit wird in den kommenden Monaten nicht nur im exportorientierten Industriesektor, sondern zunehmend auch im Dienstleistungsbereich massiv ansteigen. Die Ökonomen der Bank Austria erwarten 2009 eine durchschnittliche Zunahme um 55.000 auf fast 270.000 arbeitsuchende Personen. Erstmals seit mehr als zehn Jahren wird die Beschäftigung in Österreich sinken und damit die Arbeitslosenquote innerhalb eines Jahres um 1,5 Prozentpunkte auf 7,3 Prozent steigen. Die massive Verschärfung der Lage am Arbeitsmarkt wird zunehmend die Entwicklung des privaten Konsums beeinträchtigen, der bisher den vom Ausland ausgehenden wirtschaftlichen Einbruch abgefedert hat. Trotz der Steuerentlastung wird der private Konsum nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria 2009 daher bestenfalls stagnieren, zumal aus Vorsichtsgründen mit einem anhaltenden Anstieg der Sparquote zu rechnen sein wird. „Aufgrund der anhaltend negativen internationalen Rahmenbedingungen, die keine Anzeichen einer Trendwende zeigen, und der, mit zunehmender Dauer der Konjunkturschwäche ansteigenden, krisenbedingten Konsumzurückhaltung haben wir unsere BIP-Prognose für 2009 weiter auf minus 2,2 Prozent gesenkt“, so Bruckbauer und ergänzt: „Die Chance auf eine echte Erholung, die diesen Namen auch verdient, verschiebt sich im derzeitigen Umfeld immer weiter nach hinten. Wir gehen daher nunmehr auch für 2010 von einem leichten Minus des BIP um real 0,2 Prozent aus.“
     
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