Das große Potenzial kleiner und mittlerer Unternehmen nicht brach liegen lassen
Brüssel (europarl) - Kleinstunternehmen, Handwerksbetriebe, Familienbetriebe und Selbstständige
gehören zu einer Unternehmenskultur, deren Potenzial noch nicht ausgeschöpft ist. 23 Mio. kleine und
mittlere Unternehmen (KMU) stellen in der EU 99 % der Unternehmen und über 100 Mio. Arbeitsplätze. Trotz
Initiativen der EU hat sich ihre Lage seit 2000 kaum unverändert. Was nach Ansicht des Europäischen Parlaments
fehlt, ist die Rechtswirksamkeit der Europäischen Charta für Kleinunternehmen.
Der "Small Business Act" (SBA), die Charta für Kleinunternehmen, ist kein rechtsverbindliches Instrument.
Diese Tatsache wird von den Abgeordneten in dem von Edit HERCZOG (SPE, Ungarn) ausgearbeiteten Bericht sehr bedauert.
Sie fordern Rat und Kommission auf, die parlamentarischen Bemühungen zu unterstützen, diese Charta sowohl
auf EU- als auch auf nationaler Ebene in eine rechtsverbindliche Form zu bringen, das heißt, "die zehn
Leitprinzipien auf europäischer, einzelstaatlicher und regionaler Ebene umzusetzen".
"KMU-Test" gefordert
Es sei von grundlegender Bedeutung, betonen die Abgeordneten, die Auswirkungen zukünftiger Gesetzesinitiativen
auf die KMU zu bewerten. Daher fordern sie, dass "eine systematische und gezielte Abschätzung der Folgen
für KMU, ein sogenannter "KMU-Test", verbindlich vorgeschrieben wird". Alle neuen Vorschläge
für EU-Rechtsvorschriften sollen dem "KMU-Test" unterzogen werden. Den Mitgliedstaaten empfiehlt
das Parlament, ähnliche "KMU-Tests" einzuführen.
Nicht nur ein Bewertungssystem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU-Test) ist von Nöten, sondern
auch der Abbau bürokratischen Aufwandes um mindestens 25 % und die Schaffung einer modernen Verwaltung, die
den Bedürfnissen der KMU angepasst wird, betont das Parlament.
Um Chancengleichheit für KMU auf dem europäischen Wirtschafts- und Wettbewerbsmarkt zu gewährleisten,
sollen einheitliche Termine für das Inkrafttreten neuer gemeinschaftlicher Rechtsvorschriften eingeführt
werden.
Hindernisse bei Patentanmeldungen aus dem Weg räumen
Patente sind wichtige Instrumente der Innovation und Wirtschaftsleistung. Nach Ansicht des Parlaments sollte "man
sich unverzüglich auf ein Gemeinschaftspatent einigen [...], das einen kostengünstigen, wirksamen und
hochwertigen Rechtsschutz gewährleistet und auf die Erfordernisse der KMU zugeschnitten ist".
Zahlungsverzug kann den Tod von KMU bedeuten
Die Abgeordneten weisen in ihrem Bericht darauf hin, dass die Kreditkrise die KMU stärker als andere Unternehmen
belastet. Zahlungsverzug, in jedem vierten Fall von Seiten der Behörden, führt zum Scheitern von kleinen
und mittleren Unternehmen. Auch setzen größere Unternehmen kleinere Zulieferer unter Druck, um ihnen
eine längere Zahlungsfrist abzuverlangen. Deshalb heißen die Abgeordneten den Vorschlag der Kommission,
die Richtlinie zur Bekämpfung von Zahlungsverzug im Geschäftsverkehr zu überarbeiten, sehr willkommen.
Die Tradition der Familienunternehmen nicht abbrechen lassen
Besonders gefährdet ist die Fortführung von Familienunternehmen, wenn durch Eintritt in den Ruhestand,
Krankheit oder auch durch Tod des Eigentümers das Unternehmen von dem Nachfolger übernommen werden soll.
Aufgrund der rigiden Steuersysteme der Mitgliedstaaten besteht in diesen Fällen ein hohes Risiko der Auflösung
oder Schließung von familiengeführten Unternehmen. Daher fordern die Abgeordneten die Mitgliedstaaten
auf, ihre gesetzlichen und steuerrechtlichen Rahmenbedingungen zu überprüfen und entsprechend anzupassen.
536 Abgeordnete stimmten für den Bericht, 47 dagegen, 47 enthielten sich der Stimme. |