Konjunkturverschlechterung beschleunigt sich    

erstellt am
10. 03. 09

Wien (wifo) - Nachdem die österreichische Wirtschaft im IV. Quartal 2008 saison- und arbeitstägig bereinigt gegenüber dem Vorquartal um 0,2% schrumpfte (+0,3% gegenüber dem Vorjahr), hält der Abschwung in der Sachgütererzeugung im I. Quartal 2009 an. Die Ergebnisse des aktuellen WIFO-Konjunkturtests deuten auf eine Vertiefung der Krise hin. Die Rezession bei den wichtigsten Handelspartnern belastet die heimische Export- und Industriekonjunktur. Der Arbeitsmarkt reagierte im Februar mit einem raschen Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Gemäß der aktuellen VGR-Quartalsrechnung sank das BIP in Österreich im IV. Quartal 2008 saison- und arbeitstägig bereinigt real um 0,2% gegenüber dem Vorquartal (nach ±0,0% im III. Quartal). Gegenüber dem Vorjahr wuchs es real noch um 0,3%. Vor dem Hintergrund der Rezession bei den wichtigsten Handelspartnern verschlechterte sich die exportgetragene Industriekonjunktur zu Jahresende. Bei einem Produktionsrückgang in der Sachgütererzeugung um 1,4% gegenüber dem Vorquartal nahmen auch die Exporte im IV. Quartal deutlich ab (-0,8% gegenüber der Vorperiode). Laut dem WIFO-Konjunkturtest vom Februar hält die Ab-wärtstendenz in der Sachgütererzeugung im I. Quartal 2009 an. Mehr als 50% der befragten Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage als nicht zufriedenstellend, fast zwei Drittel schätzten die Exporte als zu gering ein. Das ist die schlechteste Bewertung seit dem Früh-jahr 1996. Auch die Auswirkungen der Krise auf die Bauwirtschaft verstärken sich. Nachdem die Wert-schöpfung im IV. Quartal real gegenüber dem Vorquartal um 0,5% zurückgegangen war, beurteilten die Unternehmen im Februar sowohl die Bautätigkeit der letzen drei Monate als auch die aktuellen Auftragsbestände weiterhin als schwach. Im letzten Abschwung 2001 bis 2003 war die Einschätzung allerdings noch ungünstiger ausgefallen. Als stabil erwiesen sich im IV. Quartal weiterhin die Konsumausgaben der privaten Haushalte; sie schwanken im Konjunkturzyklus generell weniger als Exporte und Sachgütererzeugung. Mit real +0,2% gegenüber dem Vorquartal expandierte der private Konsum ähnlich wie in den Vorperioden. Im Handel nahm die Wertschöpfung saisonbereinigt um 0,5% ab, vor allem der Großhandel und der Kfz-Handel verzeichneten einen schlechten Geschäftsgang. Impulse kamen weiterhin aus dem Tourismus, welcher verzögert auf eine internationale Nachfrage-schwäche reagiert. Die drei größten Wirtschaftsräume - USA, Japan und die EU - befinden sich in der Rezession. Im IV. Quartal 2008 schrumpfte die Wirtschaftsleistung fast aller Industrieländer empfindlich. Vorlaufindikatoren deuten für das I. Quartal 2009 auf eine weitere Vertiefung der Krise in den USA hin. Die Industrieproduktion blieb im Jänner nach einer vorläufigen Schätzung um 10% unter dem Vorjahresniveau. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote lag im Februar bei 8,1%.

Das war der höchste Wert seit 25 Jahren. Die Lage auf den Immobilienmärkten ist nach wie vor schlecht. Für den Euro-Raum zeigt der Euroframe Growth Indicator im I. und II. Quartal 2009 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um jeweils etwas mehr als 2% gegenüber dem Vorjahr an. Der Ende 2008 verzeichnete Einbruch der Industrieproduktion dürfte sich verstärkt fortsetzen: Die Auftragseingänge waren im Dezember um 22,3% geringer als im Vorjahr.

Auch in den asiatischen Schwellenländern leidet die Wirtschaft unter der Abnahme der Importnachfrage aus den Industrieländern, das Wachstum ließ Ende 2008 deutlich nach. Bislang gibt es keine Anzeichen für eine internationale Konjunkturbelebung.

Mit der Verringerung der Nachfrage geben die Preise von Rohöl und anderen Rohstoffen seit Mitte 2008 kontinuierlich nach. Rohöl der Sorte Brent notierte Ende Februar bei 40 $ je Barrel. Der Höchstwert hatte im Juli 2008 rund 140 $ betragen. Der HWWI-Index der Weltmarktrohstoffpreise, welcher Nahrungs- und Genussmittel sowie Energie- und Industrierohstoffe umfasst, sank auf Dollarbasis in den letzten vier Monaten kumuliert gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres um rund 40%. Die Verbilligung von Treibstoffen und Heizöl dämpfte die Inflationsrate im Euro-Raum wie in der gesamten EU. In Österreich erreichte die Teuerungsrate im Jänner mit 1,2% den niedrigsten Wert seit fast drei Jahren.

Der Konjunktureinbruch hat nun den österreichischen Arbeitsmarkt erfasst. Nach einem sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit im Jänner (+33.000 gegenüber dem Vorjahr) waren im Februar 2009 bereits 302.000 Arbeitslose vorgemerkt (+58.000, +24%). Besonders betroffen sind die konjunkturreagiblen Bereiche Sachgütererzeugung und Bauwesen. Erstmals seit dem Frühjahr 2003 nahm die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten ab (-0,8% gegenüber dem Vorjahr).
     
Informationen: http://www.wifo.at    
     
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