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Hauptsache Fleisch? |
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Erotik und Pornografie im österreichischen Film 8. bis 28. April 2009, Metro Kino Wien (filmarchiv) - Noch bevor die Lumière'schen Dokumentaristen die Arbeiter beim Verlassen der Fabrik filmten, zeigte Edison in seinen Kinetoskop-Boxen Fleisch in Bewegung - tanzende Grazien. Die ganz vordergründige Attraktion des weiblichen Körpers wird zum bevorzugten Programm der frühesten Moving-Image-Peep-Shows. Das Spannungsverhältnis zwischen Zeigen, technischer Produktion und damit breit bedienbarer Schaulust beschreibt von Anbeginn ein wesentliches Wirkungsfeld des Kinos. Nicht zuletzt weil es ein gutes Geschäft ist, war und ist Nacktheit erwünscht. Nur die subversive Macht von Erotik und Pornografie ist es nicht: Karneval darf sein, nachhaltige Transgression nicht. Der Umgang der Öffentlichkeit damit ist widersprüchlich, von Doppelmoral und Scheinheiligkeit geprägt. Pornografie, ob in Literatur oder Film, war seit jeher Teil politischer Debatten, war ebenso Abbild wie Bildung einer Politik des Sehens. Und selbstverständlich ist auch die österreichische Filmgeschichte in die Schaumanie verwoben, die das Medium Film und das Aufführungssystem Kino schon generell mit sich bringen. Auch am Beginn des österreichischen Filmschaffens stand die Attraktion des Körpers - ausgehend von erotischen Fin-de-siécle-Miniaturen der Wiener Produktionsfirma Saturn unternimmt die Filmschau "Hauptsache Fleisch", Streifzüge durch die Geschichte des Erotischen und des Pornografischen im österreichischen Film- und fördert so manche erstaunliche Entdeckung zu Tage. Beginnend beim Frühen Kino, wird in der Filmschau "Hauptsache Fleisch" ein historischer Bogen durch die Geschichte des Erotischen und des Pornografischen im österreichischen Film geschlagen - ein Parcours durch 100 Jahre Filmproduktion von den Anfängen bis in die Gegenwart wird anhand unterschiedlichster Beispiele geboten: Die legendären Saturn-Filme oder einschlägige Arbeiten von Valie Export oder Hans Scheugl sind ebenso Teil der Auswahl wie Spielfilme von Gustav Machatý (EKSTASE, 1933), Michael Glawogger (NACKTSCHNECKEN, 2004) und Götz Spielmann (ANTARES, 2004). Dabei mag Mara Mattuschkas ES HAT MICH SEHR GEFREUT (1987) stellvertretend für eine Vielzahl von Beispielen sein, in denen mit dem Erwartungshorizont des Publikums gespielt wird - ohne es zu enttäuschen. In hochgradig selbstreflexiven Entlarvungsprozessen wird in Mattuschkas Körpergrotesken die vereinbarte Wirklichkeit enttarnt, werden Optionen auf das Erschaffen neuer Bedeutungen aufgeworfen. Das immer und immer wieder zum Einsatz gebrachte Arsenal an Metamorphosen und Wandlungen macht dabei auch vor dem Körper der Regisseurin nicht halt. Durchaus passend zu Gustav Deutschs neuester Arbeit, die den Kreis schließt, und es anhand von Archivmaterial aus den Anfangsjahren des Films immer wieder auf den Punkt bringt: dass Film - vor allem oder zumindest auch - Körper sei, sein Leben und sein Tod: A GIRL & AND A GUN. In der Kombination von Kurz- und Langfilmen, aus denen sich die 17 Programme zusammensetzen, wird im historischen Überblick die Vielzahl der Positionen ebenso deutlich wie der Facettenreichtum des entsprechenden Denkens, Streitens und Filmens. Die in Kooperation mit der KUNSTHALLE wien organisierte Schau begleitet als Teil des diskursiven Programmangebots die Ausstellung "The Porn Identity", die noch bis 1. Juni 2009 zu sehen ist. |
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Informationen: http://www.filmarchiv.at | ||
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