Bank Austria EinkaufsManagerIndex im März wieder gesunken – Anhaltende Auftragsflaute verstärkt
Produktionsrückgang
Wien (ba) - Die schwierige Lage der österreichischen Industrie verschärft sich weiter.
Der saisonbereinigte Bank Austria EinkaufsManagerIndex (EMI) ist im März wieder gesunken und liegt mit 33,7
Punkten nur geringfügig über dem Allzeittief vom Jänner. Seit einem Jahr befindet sich der Indikator
bereits unter der Neutralitätslinie von 50. „Seit zwölf Monaten ist die heimische Industrie in einer
Abschwungsphase und darüber hinaus hat sich die Fallgeschwindigkeit laufend erhöht“, meint der stellvertretende
Chefvolkswirt der Bank Austria Stefan Bruckbauer. Die jüngsten Werte des Bank Austria EinkaufsManagerIndex
deuten an, dass sich das Tempo der Talfahrt zu konsolidieren beginnt. „Auch zu Frühlingsbeginn schrumpft die
österreichische Industrie, lediglich die Stärke des Abwärtstrends pendelt sich nun auf ein stabiles
Niveau ein“, so Bruckbauer weiter und ergänzt: „Von einer Konsolidierung oder gar einem Auffrischen der Industriekonjunktur
sind jedenfalls keine Anzeichen zu erkennen.“
Nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria stehen der österreichischen Industrie noch sehr
harte Zeiten bevor, ehe eine Bodenbildung eintreten wird. Auf breiter Basis haben sich im März die Umfrageergebnisse
verschlechtert. Die Auftragspolster der heimischen Unternehmen werden immer dünner und neue Aufträge
kommen immer seltener herein. Insbesondere aus dem Ausland lässt die Nachfrage immer stärker nach. Es
überrascht daher nicht, dass die Industrie im März die Produktionsleistung noch stärker zurückgefahren
hat als im Vormonat. Der entsprechende Index fiel von 36 auf 35,4 Punkte.
Um in diesem schwierigen, von stark rückläufiger Nachfrage geprägten, wirtschaftlichen Umfeld bestehen
zu können, haben die heimischen Industrieunternehmen bereits vehement an der Kostenschraube zu drehen begonnen.
Neben der Begrenzung der Neuinvestitionen auf das notwendige Mindestmaß und der Eindämmung von Ausgaben
durch die Neuverhandlung von Lieferantenabkommen ist die Anpassung der Personalkapazitäten an die niedrigeren
Produktionsanforderungen bereits seit elf Monaten im Gange. „Im März erfolgte der Jobabbau in der Industrie
mit neuem Rekordtempo. In 43 Prozent der befragten Unternehmen gingen Arbeitsstellen verloren, nur in 3 Prozent
wurden Neueinstellungen vorgenommen“, zitiert Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl aus der aktuellen Befragung.
Die Anzahl der unselbständig Beschäftigten in der österreichischen Industrie liegt derzeit bereits
mehr als 3 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Steiermark, Salzburg und das Burgenland haben bisher die stärksten
Beschäftigungsrückgänge unter den österreichischen Bundesländern hinnehmen müssen.
Im Gleichschritt hat sich auch die Arbeitslosigkeit im Sektor deutlich erhöht. Innerhalb Jahresfrist stieg
die Anzahl der Arbeitslosen aus Industrie und Gewerbe um sogar 35 Prozent, dabei überdurchschnittlich stark
in Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg.
Im Zuge der zum Teil deutlichen Verbilligung von Vormaterialien, insbesondere von Stahl und Rohöl waren die
österreichischen Industriebetriebe im März mit dem stärksten Rückgang der Einkaufspreise seit
Beginn der entsprechenden Umfrage vor mehr als zehn Jahren konfrontiert. Der verminderte Kostendruck von der Inputseite
ist zwar willkommen, eine maßgebliche Verbesserung der Rahmenbedingungen ergibt sich dadurch angesichts der
schwächelnden Auftragslage jedoch nicht. Aufgrund der angespannten Nachfragesituation sind die Erzeuger derzeit
noch härterem Wettbewerb ausgesetzt und haben in der Folge auch die Verkaufspreise entsprechend stärker
nach unten angepasst. Die Abgabepreise sind im März mit neuer Rekordrate gesunken. „Der kräftige Preisverfall
bei einigen Vormaterialien bietet in der derzeitigen Situation den heimischen Industrieunternehmen keine Möglichkeit
ihre Ertragslage positiv zu beeinflussen. Im Gegenteil die rückläufige Nachfrage zwingt mitunter zu nicht
mehr kostendeckenden Verkaufspreisen“, meint Pudschedl.
Industriekonjunktur verlängert Winterpause
Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex vom März unterstreicht, dass ein Umschwung der Konjunkturabkühlung
der österreichischen Industrie vorerst nicht in Sicht ist. Die schmalen Auftragsbücher und der dramatische
Einbruch des Neugeschäfts dämpfen die Aussichten nachhaltig. Die Chancen auf eine Bodenbildung der heimischen
Industrie verschieben sich angesichts des sich weiter verfinsternden Konjunkturhimmels über den europäischen
Hauptmärkten, vor allem über Deutschland und Italien, in die zweite Jahreshälfte. „Die nationalen
Konjunkturmaßnahmen und die geldpolitische Lockerung durch die EZB unterstützen zwar, der Schlüssel
für einen nachhaltigen Aufschwung der heimischen Industrie liegt jedoch in der Entwicklung der globalen Exportnachfrage.
Erst wenn es Österreichs wichtigsten Handelspartnern gelingen sollte, die Rezession zu überwinden und
die Nachfrage nach „Made in Austria“ wieder in Schwung kommt, wird sich die heimische Industriekonjunktur aufzuhellen
beginnen“, meint Bruckbauer. Nach einem Anstieg der Industrieproduktion im Gesamtjahr 2008 um 1,6 Prozent erwarten
die Ökonomen der Bank Austria für 2009 eine drastische Einbuße im Sektor von über 6 Prozent.
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