WIFO: Prognose für 2009 und 2010   

erstellt am
27. 03. 09

Auch Österreich von der internationalen Wirtschaftskrise stark getroffen
Wien (wifo) - Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg befindet sich die Weltwirtschaft in einer
Rezession. In den wichtigsten Wirtschaftsblöcken wird die Produktion heuer deutlich sinken. Auch Österreich muss trotz massiven Gegensteuerns der Fiskalpolitik 2009 mit einem realen Rückgang des BIP um 2,2% rechnen. Während Export und Investitionen einbrechen, nimmt der Konsum ungeachtet der Rezession leicht zu. Im Jahr 2010 sollten auch international die Maßnahmen zur Konjunkturstützung greifen. Dies wird die Nachfrage stabilisieren, sodass Österreichs Wirtschaft um 0,5% wachsen wird.

Ende 2008 verstärkte sich der weltweite Konjunkturabschwung deutlich. Die Weltwirtschaftsleistung wird heuer um 1% zurückgehen. Vom Abschwung wurden alle Wirtschaftsregionen erfasst. Die USA, Japan und die EU befinden sich in einer tiefen Rezession, und das bis vor kurzem noch sehr dynamische Wachstum in den Schwellenländern wird sich massiv verlangsamen. Die Stabilisierung der Finanzmärkte als notwendige Vorbedingung für ein neues nachhaltiges Wachstum ist bislang nicht eingetreten. Dennoch sollte die Weltwirtschaft dank umfangreicher internationaler Maßnahmen zur Konjunkturstützung im Jahr 2010 wieder leicht wachsen. Die international schlechte Wirtschaftslage spiegelt sich auch im kräftigen Rückgang des Welthandels (2009 -5%), der bislang eine wichtige Triebfeder der Weltwirtschaft war. Nach einem starken Rückgang von Mitte Juli bis Anfang Dezember 2008 stagniert der Erdölpreis seither bei 40 $ bis 45 $ je Barrel. Aufgrund der Nachfrageschwäche wird er im Jahresdurchschnitt 2009 etwa auf diesem Niveau verharren. Während die Erdölproduzenten ihre Investitionen drosseln, wird die Nachfrage nach Erdölprodukten 2010 wieder etwas zunehmen. In der Folge könnte sich der Erdölpreis auf 55 $ je Barrel erhöhen. Angesichts der anhaltenden Unsicherheiten auf den Finanzmärkten und der unterschiedlichen geldpolitischen Reaktionen in den USA und im Euro-Raum sind Wechselkursvorhersagen besonders riskant. Für die vorliegende Prognose wird ein Wechselkurs von 1,25 $ je Euro in beiden Jahren angenommen. Obwohl die Wirtschaft der USA stärker von der Finanzmarktkrise betroffen ist, wird sie heuer mit -2,7% weniger schrumpfen als jene des Euro-Raums (-3%). Dabei spielt die aktivere Wirtschaftspolitik in den USA eine entscheidende Rolle. Die Fiskalpolitik wird die Wirtschaft in den kommenden Jahren mit 600 Mrd. $ (rund 4% des BIP) stützen. Auch die Geldpolitik der USA kann weiterhin Impulse setzen, obwohl die Fed den Leitzinssatz bereits im Dezember 2008 auf nahezu 0% gesenkt hat. Mit offenmarktpolitischen Maßnahmen gelingt es der Federal Reserve, die Geldmenge anhaltend auszuweiten.

In der EU verschärfte sich die Wirtschaftskrise Ende 2008 zusehends. Nachdem die Wirtschaftsleistung bereits im II. und III. Quartal gegenüber der Vorperiode saison- und arbeitstägig bereinigt um 0,1% bzw. 0,3% gesunken war, brach sie im IV. Quartal um 1½% ein. Die Unternehmensumfragen der EU deuten auf einen Rückgang in ähnlicher Größenordnung im I. Quartal 2009 hin. Das WIFO erwartet, dass danach die Abwärtstendenz nachlässt. Gegen Jahresende sollten auch in der EU die Konjunkturprogramme ihre Wirkung voll entfalten und somit eine weitere Verringerung der Wirtschaftsleistung im Jahr 2010 verhindert werden.

Österreich kann sich als kleine, exportorientierte Volkswirtschaft diesem internationalen Ab-wärtstrend nicht entziehen. Das Wachstum verlangsamte sich im Laufe des Jahres 2008 von Quartal zu Quartal. Ende 2008 trat auch die heimische Wirtschaft in eine Rezession ein. Der WIFO-Konjunkturtest weist auf eine erhebliche Beschleunigung dieser Entwicklung seit Anfang 2009 hin. Weil die Konjunkturpakete und die Einkommensteuersenkung nur teilweise 2009 wirksam werden, sollte sich der Rückgang erst ab dem 2. Halbjahr stabilisieren, sodass die öster-reichische Wirtschaft dann stagniert. Dazu trägt vor allem bei, dass die Konsumausgaben trotz der Rezession heuer und im kommenden Jahr etwas steigen werden. Export und Investitionsnachfrage werden jedoch 2009 kräftig sinken. Die österreichische Wirtschaft wird damit heuer um 2,2% schrumpfen, weniger als der Durchschnitt des Euro-Raums (-3%). Vor dem Hintergrund der internationalen Konjunkturschwäche lässt die Inflation in Österreich deutlich nach. Der Verbraucherpreisindex wird im Jahresdurchschnitt 2009 um nur 0,6% steigen. Im Sommer ist in einzelnen Monaten sogar mit negativen Raten zu rechnen. Die massive Ausweitung der Geldmenge senkt das Risiko einer durch die Weltwirtschaftskrise ausgelösten Deflationsphase beträchtlich. Für 2010 rechnet das WIFO wieder mit einer geringfügigen Beschleunigung des Preisauftriebs auf 1,1%. Die Kerninflation bleibt dabei jedoch auf niedrigem Niveau stabil. Wegen der schlechten Konjunkturlage bricht die Entwicklung auf dem heimischen Arbeitsmarkt ein. Das WIFO rechnet für 2009 mit einer Zunahme der Arbeitslosenzahl um 53.000 auf 265.000 (+25%). Gleichzeitig sinkt die Beschäftigung um 38.000 Personen (-1,2%). Dadurch steigt die Arbeitslosenquote laut österreichischer Berechnungsmethode auf 7,3%. Weil der Arbeitsmarkt auf die Entwicklung der Realwirtschaft üblicherweise verzögert reagiert, wird er 2010 noch nicht von der leichten Erholung profitieren. Die Arbeitslosigkeit wird weiter steigen (+33.000) und die Beschäftigung abermals zurückgehen (-20.000), die Arbeitslosenquote erhöht sich auf 8,2%.
     
Informationen: http://www.wifo.at    
     
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