Kirchen bilden weiterhin Schwerpunkt des Wiener Denkmalschutzes   

erstellt am
25. 03. 09

Kulturstadtrat Mailath-Pokorny und Landeskonservator Dahm stellen Hauptprojekte der Wiener Altstadterhaltung im Jahr 2009 vor
Wien (pew) - Kirchen bilden weiterhin einen Schwerpunkt des Wiener Denkmalschutzes. Unter den am 24.03. bei einer Pressekonferenz im frisch renovierten Barockpalais Schönburg vorgestellten Hauptprojekten der Wiener Altstadterhaltung im Jahr 2009 finden sich die Franziskanerkirche, die Kirche Am Hof und die unter der Michaelerkirche gelegenen Gruft, weiters die Altlerchenfelder Pfarrkirche sowie der vom berühmten Dombaumeister Hans Puchsbaum entworfene Bildstock "Spinnerin am Kreuz" im Süden Wiens. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny und Landeskonservator Friedrich Dahm informierten über die Sanierungsvorhaben und deren Finanzierung aus den Mitteln des seit 1972 bestehenden Wiener Altstadterhaltungsfonds.

224.000 Euro fließen laut Mailath-Pokorny in die Restaurierung der Wöckherlorgel und des Betchors der Franziskanerkirche in der Wiener Innenstadt. Die 1642/43 von Johann Wöckherl errichtete Orgel ist die älteste erhaltene "Königin der Instrumente" Wiens. Mit dem zeitgleich hergestellten Gehäuse mit reichem ornamentalen Schnitzdekor und bemalten Flügeltüren ist die frühbarocke Wöckherlorgel von überregionaler kunst- und musikhistorischer Bedeutung. Ihre Restaurierung bot zugleich - wie Landeskonservator Dahm erläuterte - den Anlass, dass sich das Bundesdenkmalamt gleich des gesamten Betchors (die Orgel steht in einer Chornische) samt dem Kulissenaltar annahm. Dabei kamen bisher unentdeckte Grisaille-Malereien (eine Maltechnik, die ausschließlich in Grau, Weiß und Schwarz verwendet) mit Engelsköpfen als Motive zum Vorschein, die nun wieder freigelegt werden. Wien verfüge damit über ein herausragendes Dokument von Renaissance-Wandmalerei, zeigte sich Dahm erfreut. Durch die Restaurierung von Orgel und Raumschale werde noch heuer "ein wohl einzigartiges Gesamtkunstwerk wiederhergestellt".

Barocksärge in der Michaelergruft
Noch einige Jahre wird nach den Worten Dahms die Restaurierung der Michaelergruft in Anspruch nehmen, wo etwa 270 barocke Holzsärge mit teils sehr prominenten mumifizierten Verstorbenen vom Verfall bedroht sind. 50 davon wurden ausgewählt, um in den kommenden drei Jahren saniert zu werden, außerdem müssten Änderungen beim Raumklima den weiteren Verfall aufhalten, so Dahm.

Als schwierig und kostspielig erweise sich auch die Restaurierung der Altlerchenfelder Pfarrkirche, einer der Gründungsbauten des Historismus, dessen Errichtung ab 1848 die für Wien so fruchtbare "Ringstraßenzeit" einläutete. Die an den Fassaden angebrachten Terrakotta-Zierteile sind nach den Worten des Wiener Landeskonservators nur äußerst zeit- und geldaufwändig zu ersetzen bzw. zu restaurieren.

Die Gesamtrestaurierung der dreischiffigen Hallen-Kirche Am Hof mit ihrer frühbarocken und klassizistischen Ausstattung wird 2009 abgeschlossen, so die Angaben. Nur um Wartungsarbeiten geht es bei der zuletzt 1991 - und nachhaltig erfolgreich, wie sich herausstellte - generalsanierten "Spinnerin am Kreuz".

Kulturstadtrat Mailath-Pokorny brach beim Pressegespräch eine Lanze für das "bewährte System", dass der Altstadterhaltungsfonds über die via Rundfunkgebühren eingehobene Landesabgabe finanziert wird. Dem ORF - wie zuletzt angedacht - wegen dessen Finanzproblemen die gesamten Rundfunkgebühren zu überlassen wäre "nicht sinnvoll" und würde dem Denkmalschutz einen schweren Schlag versetzen. Der Altstadterhaltungsfonds stellte laut Mailath-Pokorny seit 1972 insgesamt 215 Millionen Euro für 4.200 Objekte unterschiedlichster Art zur Verfügung und habe entscheidend dazu beigetragen, dass aus dem vom Krieg gezeichneten Wien eine "lichte Stadt" geworden sei, die ein bewunderter Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt sei.
     
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