Wien (rk) - Am Nachmittag des 31.03. übergab Wiens Kulturstadtrat Andreas
Mailath-Pokorny im Wien Museum das von Hans Markart (1840-1884) gemalte Bild "Pappenheims Tod" an die
Rechtsnachfolger des seinerzeitigen Besitzers Herbert M. Gutmann (1879 - 1942). Gutmann, aus Dresden stammend,
war seinerzeit Vorstandmitglied der Dresdner Bank und Vorstandvorsitzender der deutschen Orientbank. Zu seinen
umfangreichen Sammlungen gehörte u.a. auch Markarts Gemälde. Die Übergabe erfolgt außerhalb
des Restitutionsgesetzes und basiert auf einer Entscheidung des Wiener Gemeinderates vom Juni 2008.
"Uns ging es darum, rasch zu handeln und in diesem bislang einmaligen Fall die zeitliche Beschränkung
des Restitutionsgesetzes zu Gunsten einer moralischen Verpflichtung aufzuheben", betonte Mailath. Dies sei
ein ganz besonderer Moment für ihn, so der Stadtrat, man wolle in ähnlich gelagerten Fällen auch
in Zukunft so handeln. Das Gemälde "Pappenheims Tod", das 1861/62 entstanden ist, ist in zweierlei
Hinsicht ein Sonderfall. Erstens, da es dem Besitzer vor 1938 "entzogen" wurde und der Fall damit außerhalb
des Wiener Gemeinderatsbeschlusses von 1999 liegt, wonach entzogene Kunst- und Kulturgegenstände zwischen
1938 und 1945 zu restituieren sind. Zweitens, weil das Bild nicht in Österreich, sondern im nationalsozialistischen
Deutschland "entzogen" wurde.
Stand der Restitution in Wien
Die Museen der Stadt Wien und die Wienbibliothek im Rathaus haben über 50.000 Erwerbungen aus der
NS-Zeit und teilweise darüber hinausgehend auf ihre Rechtmäßigkeit und ihre Vorbesitzervermerke
überprüft. Dabei wurden aus dem Bestand der Wiener Museen 2.900 Objekte und aus jenem der Wienbibliothek
knapp 2.400 Objekte bzw. Kunstgegenstände an die ehemaligen Eigentümer bzw. deren Rechtsnachfolger übergeben.
Der Fall Gutmann ist ein Sonderfall, da der Verlust des Kunstwerks im unmittelbaren Zusammenhang mit der Machtergreifung
der Nationalsozialisten in Deutschland steht. Gutmann musste das Bild im Jahr 1934 aufgrund von antisemitischen
Anwürfen und einer ökonomischen Notlage veräußern. Heute, Dienstag, wurde das Bild unentgeltlich
an Gutmanns Enkel Nicholaus Purbeck übergeben. "Ich danke dem Museum und der Stadt Wien, dass man so
entschieden und die moralische Verpflichtung in diesem Fall erkannt hat. Dies ist ein bemerkenswerter Tag,"
zeigte sich dieser dankbar gegenüber der Stadt Wien. |