Ostafrikas Bauern ernten Fische   

erstellt am
31. 03. 09

Wien (öaw) - Das Institut für Limnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ist an einem EU-Projekt zur innovativen Fischproduktion in Ostafrika beteiligt. Ziel des Projektes ist es, fischereiwirtschaftlich bislang ungenutzte Gewässer mit Netzkäfigen zur Aufzucht heimischer Fische zu verwenden. Limnologen der ÖAW begleiten das Projekt hinsichtlich Umweltverträglichkeit, Wasserqualität und Umwelttoxikologie sowie Ausbildung lokal Verantwortlicher.

Ostafrikas Bauern kämpfen immer stärker mit den Auswirkungen ausfallender Niederschläge während der Regenzeiten. Nahrungsmittelproduktion und Viehzucht können vielerorts nur noch durch intensive Bewässerung aufrechterhalten werden. Einen anderen Weg der Produktion von hochwertigem Eiweiß suchen Wissenschafter(innen) im Rahmen des internationalen BOMOSA-Projektes. Es geht darum, fischereiwirtschaftlich bislang uninteressante Gewässer für die Fischzucht nutzbar zu machen.

Vor knapp drei Jahren startete BOMOSA, ein EU-Projekt unter der Leitung der Universität für Bodenkultur unter Mitwirkung von zehn europäischen und afrikanischen Partnern. Der Name BOMOSA setzt sich zusammen aus: Universität für BOdenkultur, MOi Universität, Kenia und SAgana Fish Farm, Kenia. Kernstück des Projektes sind die einfach zu bedienenden Netzkäfige, die zur Aufzucht von heimischen Fischarten in Teichen, Kleinstauseen und Bewässerungskanälen entwickelt wurden. Das ÖAW-Institut für Limnologie ist an dem Projekt in zweierlei Hinsicht beteiligt: Zum einen hat es über das von ihm getragene IPGL-Ausbildungsprogramm (IPGL - International Post-Graduate Training Programmes in Limnology) einen maßgeblichen Beitrag zum Aufbau der afrikanischen Partnerschaften geleistet. Des Weiteren begleitet es das Projekt mit Untersuchungen zur Wasserqualität und Umwelttoxikologie: ÖAW-Limnologen entwickeln Strategien gegen giftige Blaualgen, die in den Fischteichen unter ungünstigen Bedingungen temporär auftreten können.

Im September 2009 werden die erfolgreichen BOMOSA-Fischzuchtanlagen in Kenia, Äthiopien und Uganda nach der dreijährigen Projektlaufzeit im Rahmen einer Konferenz an die lokalen Organisationen übergeben. Eine weitere Verbreitung des BOMOSA-Fischzuchtsystems ist geplant und wird von den zuständigen Ministerien der drei Länder unterstützt.

Erfolgreiche Einschulung Im Rahmen des BOMOSA-Ausbildungsprogramms wurden ostafrikanische Bäuerinnen und Bauern bereits in Aquakultur, Fischerei- und Wassermanagement sowie in Vermarktungsstrategien unterrichtet. Die BOMOSA-Netzkäfige sind faltbar und können ohne technische Hilfe von zwei Personen leicht transportiert und gehandhabt werden. Der Besatz der Netzkäfige erfolgt durch lokale Fischfarmen mit rasch wachsenden und wohlschmeckenden Tilapien (Orechromis niloticus). Die unkomplizierte Technik ermöglicht den Einsatz der Fischkäfige in den unterschiedlichsten, natürlichen und künstlichen Gewässern im ländlichen Raum. So können sogar Bewässerungskanäle und temporäre Gewässer, die während der Regenzeit auftreten, bewirtschaftet werden. Die Fische werden mit lokal verfügbarem Fischfutter aufgezogen. Im Rahmen des Projektes wurde ermittelt, welches Fischfutter vor Ort aus vorhandenen Ressourcen aus der Landwirtschaft und biologischen Abfällen produziert werden kann.

Der Ertrag aus den Fischzuchtanlagen ist beachtlich: Bis zu 30 Kilo Fisch können pro Netzkäfig zwei bis drei Mal pro Jahr geerntet werden. Die Fische können nach der Ernte direkt von den Bauern als Nahrungsergänzungsmittel verkauft werden und tragen zur Aufbesserung des Einkommens aus der traditionellen Landwirtschaft bei. Der Ertrag aus den verkauften Fischen ist somit auch ein viel versprechendes Instrument zur Armutsbekämpfung. Ein zusätzlicher, positiver Effekt der Tilapienzucht ist die Dezimierung der Mückenlarven in den Kleingewässern. Die gefährlichen Malariaüberträger dienen den Fischen als zusätzliche Nahrungsquelle und werden so, ohne den Einsatz gesundheitsschädlicher Chemikalien, vernichtet. Auch die stark überfischten Gewässer Ostafrikas (z.B. Viktoriasee) könnten durch die Verbreitung der BOMOSA-Aquakultur profitieren und entlastet werden.
     
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