IV-GS bei Mitteleuropa-Arbeitstreffen der Industrie- und Arbeitgeberverbände in Budapest:
Internationale Kassandra-Rufe zu MOE sachlich falsch und kontraproduktiv
Wien (pdi) - „Im Zentrum unserer gemeinsamen Bemühungen zur Stabilisierung der Region muss jetzt stehen,
dass der Wachstumsmotor Mittel- und Osteuropa (MOE) auf Touren gehalten wird“, betonte der Generalsekretär
der Industriellenvereinigung (IV) Mag. Markus Beyrer am 17.04. anlässlich der Arbeitssitzung der Mitteleuropa-Gruppe
der Industrie- und Arbeitgeberverbände in Budapest. „Mittel- und Osteuropa ist weiterhin eine Region mit starken
Fundamentaldaten sowie langfristig hervorragenden Wachstums- und Ertragschancen. Die Region bleibt ein erweiterter
Heimmarkt für Österreichs Industrie“, so Beyrer. Die MOE-Länder verfügten heute über hocheffiziente
Industrieanlagen, ein wettbewerbsfähiges Lohnniveau, ein höheres Produktivitätswachstum als im Westen,
gut ausgebildete, flexible und dynamische Arbeitskräfte. Vor diesem Hintergrund seien einige „Kassandra-Rufe“
internationaler Stimmen „sachlich falsch und kontraproduktiv. Der Nachholprozess mit überdurchschnittlichen
Wachstumsraten wird noch mindestens zwei Generationen anhalten“, waren sich die Generaldirektoren der Industrie-
und Arbeitgeberverbände aus den Mittel- und Osteuropäischen Ländern einig.
„Die jüngste Entscheidung des Europäischen Rates, den Hilfsfonds für ‚von Leistungs- oder Kapitalbilanzschwierigkeiten
betroffenen’ EU-Mitgliedern von 25 auf 50 Milliarden Euro zu verdoppeln und ein zusätzlicher Beitrag der EU
von 75 Milliarden Euro zum IWF werden vor diesem Hintergrund von der österreichischen Industrie nachdrücklich
begrüßt“, betonte Beyrer. Der IV-Generalsekretär sprach sich im Einklang mit der gesamten Mitteleuropa-Gruppe
überdies klar gegen protektionistische Tendenzen sowie ausufernde Budgetdefizite aus. Die europäischen
Wirtschaftsstrukturen und damit auch die Konjunkturmaßnahmen seien nicht mit jenen in den USA vergleichbar,
wo beträchtliche Staatsdefizite in Kauf genommen würden. Vielmehr gehe es jetzt darum, „gezielte Zukunftsinvestitionen
in Bildung sowie Forschung und Entwicklung zu tätigen“, sagte Beyrer.
Die MOE-Länder stünden vor einer Wachstumsverlangsamung mit keineswegs einheitlichen Aussichten, so der
IV-Generalsekretär. „Der Mythos über die Überschuldung der Haushalte und Unternehmen in den MOEL
ist ungerechtfertigt. Das Kreditvolumen an Haushalte und Unternehmen liegt bei 30 bis maximal 80 % des BIP in den
MOEL. Der Durchschnitt der Eurozone liegt bei 125 % des BIP.“
Zur Frage der Nabucco-Pipeline waren sich die Verbände einig, dass, diese „ein prioritäres Projekt zur
Verbesserung der europäischen Energieversorgungssicherheit sei und entsprechend vorangetrieben werden müsse“.
Dazu brauche es die Sicherstellung von raschen Genehmigungsverfahren in den betroffenen Ländern, ebenso wie
eine entsprechende Umsetzung des EU-Recovery Plans. „Es muss in der Umsetzung der Beschlüsse des europäischen
Rates nun sichergestellt werden, dass die 200 Millionen Euro, wie im EU-Recovery Plan für die Nabucco-Pipeline
vorgesehen, auch tatsächlich fließen können. Sowohl auf europäischer, wie auf nationaler Ebene
sind der nachdrückliche Ausbau der Infrastruktur und entsprechende Investitionen ein Gebot der Stunde“, so
der IV-Generalsekretär.
Die im Jahr 2005 von der Industriellenvereinigung gestartete Initiative führte zu einer engen Kooperation
der Industrie- und Arbeitgeberverbände aus Mittel- und Osteuropa. An den regelmäßigen Arbeitstreffen
und gemeinsamen Projekten beteiligen sich die Arbeitgeber-Verbände aus der Tschechischen Republik, der Slowakei,
Ungarn, Slowenien, Kroatien, Österreich und jetzt auch Bulgarien und Rumänien. Zentrale gemeinsame Themen
der Gruppe, die auch zu gemeinsamen Aktivitäten auf EU-Ebene geführt haben, stellen Energie- und Klimapolitik,
Infrastrukturausbau, flexible Arbeitsmärkte und Arbeitnehmerfreizügigkeit sowie aktuell Antworten auf
die Finanz- und Wirtschaftskrise und die Stabilisierung der MOE-Region dar. |