Österreich sucht die "Klimaschutzgemeinde 2009"   

erstellt am
16. 04. 09

Die drei Partner Verbund, Lebensministerium und Gemeindebund starten Gemeindewettbewerb
Wien (bmlfuw) - Mit einem Wettbewerb suchen Lebensministerium, Verbund und Gemeindebund auch heuer wieder Österreichs klimafreundlichste Gemeinden. Gesucht sind Kommunen, die auf besonders innovative und vorbildhafte Weise in den Bereichen Erneuerbare Energie, Energieeffizienz und Bewusstseinsbildung aktiv sind. „Mein Ziel ist es, Österreich unabhängiger von fossilen Energieträgern - insbesondere von Öl und Gas - zu machen, und Schritt für Schritt in Richtung Energieautarkie für Österreich zu steuern.
Die Gemeinden sind dabei wichtige Partner und durch ihre erfolgreichen Projekte Vorbilder bei der Nutzung erneuerbarer Energie.“ Das erklärte Umweltminister Niki Berlakovich am 16.04. bei einer Pressekonferenz in Wien, mit der der Wettbewerb „Klimaschutzgemeinde 2009“ gemeinsam mit Verbund Vorstandsvorsitzendem Wolfgang Anzengruber und Gemeindebundpräsident Bgm. Helmut Mödlhammer gestartet wurde.

Schon der erste Wettbewerb im Jahr 2008 hat großen Anklang gefunden. 80 Städte und Gemeinden beteiligten sich daran. Für Gemeindebund-Präsident Bgm. Helmut Mödlhammer kommt das nicht überraschend. „Es gibt so viele hervorragende Projekte in den Gemeinden, die wichtige Beiträge zum Klimaschutz leisten. Dieser Wettbewerb ist ungeheuer wichtig, um diese Projekte endlich auch einmal vor den medialen Vorhang zu holen. Keines davon ist zu klein oder zu groß, um eingereicht zu werden. Das ist die Chance, unsere Bemühungen auch an eine große Öffentlichkeit zu bringen“, rief er die Gemeinden zur Teilnahme auf.

„Wir müssen die Themen Versorgungssicherheit, Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit in einem umfassenden Prozess gemeinsam engagiert angehen. Als Verbund wollen wir einen wichtigen Beitrag zur Entschärfung der herrschenden Wirtschafts- und Stimmungskrise leisten. Nutzen wir die historische Chance, machen wir einen großen Schritt weiter in eine bessere Energiezukunft - sicherer, unabhängiger und umweltfreundlicher“, erläuterte Wolfgang Anzenguber, Vorstandsvorsitzender des Verbund die Motivation des Unternehmens, diesen Wettbewerb finanziell auszustatten.

Großer Erfolg des Wettbewerbs „Klimaschutzgemeinde 2008“
80 Städte und Gemeinden sind beim ersten Wettbewerb dem Aufruf von Lebensministerium, Gemeindebund und Verbund gefolgt und haben ihre Klimaschutzprojekte eingereicht. Von der Jury wurden in einem mehrstufigen Verfahren die Gemeinde Munderfing (Sieger in der Kategorie Bewusstseinsbildung), die Gemeinde Großschönau (Sieger in der Kategorie Energieeffizienz) und die Stadtgemeinde Güssing (Sieger in der Kategorie Erneuerbare Energie) als Österreichs Klimaschutzgemeinden 2008 ermittelt.

Heuer noch bessere Chancen für kleine Gemeinden
Mit dem jährlich stattfindenden Wettbewerb wollen die drei Partner Verbund, Lebensministerium und Gemeindebund ihre Verantwortung im Klimaschutz kontinuierlich wahrnehmen und Österreich mit vielen aktiven Klimaschutzgemeinden „überziehen“. Beim diesjährigen Bewerb „Klimaschutzgemeinde 2009“ wurden die Einreich-Kategorien nach der Gemeindegröße eingeteilt (weniger als 1.500 Einwohner, zwischen 1.500 und 5.000 Einwohner, mehr als 5.000 Einwohner plus Gemeindeverbände oder Energieregionen). Damit haben kleine Gemeinden heuer noch bessere Chancen, mit ihren Klimaschutzprojekten erfolgreich zu sein.

Die Wettbewerbsbeiträge sollen sich mit der Erzeugung, dem Verbrauch bzw. der effizienten Nutzung von Strom und Wärme befassen. Es kann sich sowohl um technische Maßnahmen als auch um Projekte zur Bewusstseinsbildung handeln. Es ist auch möglich, Projekte einzureichen, die nicht von der Gemeinde selbst initiiert wurden (wie z.B. Schulprojekte), aber unter Beteiligung der Gemeinde stattfinden. Bewertet werden Innovationsgrad, dauerhafte Energie- und Kosteneffizienz, Energie- und Emissionseinsparungen, Einbettung in ein Energiekonzept, regionale Einbettung und Vorbildwirkung. Die Einreichfrist läuft von 16. April bis 14. Juni 2009.

Gemeinden können ihre Projekte unter http://www.kommunalnet.at/klimaschutzgemeinde online einreichen.

Attraktive Preise
In jeder Kategorie werden von einer kompetenten Jury drei Gewinner ausgewählt. Die neun Preisträger erhalten Preisgelder in der Gesamthöhe von 90.000 Euro (30.000 pro Kategorie; Aufteilung 1./2./3. Platz: 18.000/8.000/4.000 Euro). Die Kategorie-Sieger erhalten außerdem eine grün umrandete Ortstafel mit dem Eindruck „Klimaschutzgemeinde 2009“ in Originalgröße. Die Preise werden am 25. November 2009 im Rahmen einer festlichen Gala von Umweltminister Niki Berlakovich, Verbund Vorstandsvorsitzendem Wolfgang Anzengruber, und Gemeindebundpräsident Helmut Mödlhammer überreicht.

Die Siegergemeinden des Wettbewerbs „Klimaschutzgemeinde 2008“

Munderfing – mit Energiebaukasten® zum Sieg in der Kategorie Bewusstseinsbildung
Die oberösterreichische Gemeinde Munderfing hat in Zusammenarbeit mit der Energiewerkstatt GmbH. den „Energiebaukasten®“ entwickelt und umgesetzt, der in sechs Modulen die Gemeinde bei der Erstellung eines lokalen Energiekonzepts unterstützt. Wichtiger Bestandteil ist die Motivation und Beteiligung der GemeindebürgerInnen. Dazu wurden in Munderfing viele Info-Veranstaltungen zu Themen wie „Isolierung der obersten Geschoßdecke“, „Kesseltausch“, „Solar- u. Photovoltaik-Tage“, „Strom sparende Elektro-Geräte“, „Aktion Energiesparlampen“, etc. durchgeführt. Auf der Gemeinde-Homepage und in jeder Ausgabe der 15x/Jahr erscheinenden Gemeindezeitung werden „EnergieNews“ veröffentlicht.

Der „Energiebaukasten®“ wird auch vom Land Oberösterreich für seine Initiative „E- GEM - Das Programm für oö. Energiespar-GEMeinden“ verwendet. Inzwischen haben bereits viele Gemeinden in Oberösterreich davon Gebrauch gemacht.

Großschönau – durch Probewohnen zum Sieg in der Kategorie Energieeffizienz
Die Gemeinde Großschönau wurde für das Projekt „Sonnenplatz Großschönau“ ausgezeichnet. Das Innovative daran: Erstmals haben potenzielle Häuslbauer die Möglichkeit, durch Probewohnen die Funktionstüchtigkeit und Behaglichkeit eines Passivhauses hautnah zu erleben. Über 150 Unternehmen errichteten dazu in der ersten Bauphase gemeinsam 5 Passivhäuser unterschiedlicher Architektur, Technik und Ausführung (Holz-, Massiv- und Mischbauweise), die alle zum Probewohnen zur Verfügung stehen. Über die Jahre hinweg entstehen in der Nachbarschaft immer wieder neue Passivhäuser, wodurch immer Gebäude auf dem neuesten Stand der Technik getestet werden können und kontinuierlich ein einzigartiger neuer Ortsteil entsteht.

Interessierte können mit der ganzen Familie die Häuser zwischen zwei und sieben Tage lang testen. Je nach Ausführung der Passivhäuser stehen den Probewohnern 75 m² bis 150m² zur Verfügung. Um das Angebot abzurunden werden auch Urlaubs- und Informations-Packages angeboten.

Güssing – mit Erneuerbarer Energie an die Spitze der Klimaschutzgemeinden
In der Kategorie Erneuerbare Energie konnte sich die Stadtgemeinde Güssing durchsetzen. Durch eine Strategie der dezentralen, lokalen Energieerzeugung mit allen vorhandenen Ressourcen einer Region hat es die Stadt in Zusammenarbeit mit dem EEE (Europäisches Zentrum für erneuerbare Energie Güssing) nicht nur geschafft, sich selbst mit Energie zu versorgen, sondern zudem zahlreiche Betriebe durch günstige Energieversorgung angelockt (zwei große Parkettwerke, die erste Photovoltaikfabrik Österreichs etc.). Mehr als 1.000 Arbeitsplätze sind so entstanden und über 50 neue Firmen haben sich in Güssing angesiedelt. Die CO2 -Emissonen konnten von 35.000 Tonnen im Jahr 1995 auf 5.000 Tonnen im Jahr 2007 reduziert werden. Viele Menschen im In- und Ausland sind auf diese Entwicklung aufmerksam geworden und besichtigen im Zuge des ökoEnergietourismus das „Modell Güssing“.

Derzeit arbeitet das EEE, das sich in den letzten Jahren vor allem auf die Entwicklung von Energiekonzepten für Gemeinden und Regionen spezialisiert hat, an der Ausdehnung des Modells auf den gesamten Bezirk Güssing, wodurch die Region und das ökoEnergieland – der Zusammenschluss des EEE mit zehn Gemeinden im Umland von Güssing – weiter gestärkt werden sollen.
     
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