Osteuropaausblick 2009   

erstellt am
14. 04. 09

Rezession in CEE angekommen – Stabilisierung im zweiten Halbjahr
Wien (rzb) - "Die Rezession ist mittlerweile auch in Zentral- und Osteuropa angekommen", sagt Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG (RZB)." Ab der Mitte des Jahres sollte sich aber eine erste Stabilisierung abzeichnen.

Birgit Kuras, Chefanalystin der Raiffeisen Centrobank AG, erwartet einen leichten Anstieg der europäischen Vorlaufindikatoren, daher sollte sich mit Ende des ersten Halbjahres für den österreichischen Aktienmarkt eine weitere Erholung ergeben.

Im Rahmen des Branchenszenarios empfiehlt Stefan Maxian, Head of Company Research der Raiffeisen Centrobank AG, eine Wende von defensiven zu eher zyklischen Sektoren. Nun sollten Energie- und Finanztitel sowie ausgewählte Industrieunternehmen übergewichtet werden.

Rezession auch in CEE angekommen
In fast allen nennenswerten Volkswirtschaften Zentral- und Osteuropas (CEE) inklusive dem GUS-Raum prognostiziert Brezinschek nach einem markanten Konjunktureinbruch zu Jahresbeginn vorerst ein Anhalten des Produktionsrückgangs bis zum Sommer. Er sieht den stärksten Rückschlag allgemein im ersten und zu Beginn des zweiten Quartals. Schwierig seien die Zeiten momentan vor allem für die Exportwirtschaft und die privaten Investitionen im Osten. Der Privatkonsum sollte heuer allerdings noch nicht stark betroffen sein.

Die RZB rechnet im GUS-Raum für 2009 mit einem BIP-Rückgang von -3,8 Prozent und in Zentraleuropa um -1,8 Prozent. Im Vergleich dazu prognostizieren die Analysten in Österreich -2,5 Prozent. Für 2010 erwartet die RZB einen leichten Anstieg der Wertschöpfung quer über die Region.

„In den nächsten zwei Jahren haben die CEE-Länder Gelegenheit, ihre hohen Leistungsbilanzdefizite markant zu reduzieren“, so Brezinschek. Dieser Anpassungsprozess funktioniere durch eine strikte Orientierung der Lohnentwicklung an der Produktivität sowie eine markante Kreditbremse zur Dämpfung des Einkommenswachstums. Weiters habe eine konsequente Eindämmung der Budgetdefizite zu erfolgen. Damit verringere sich die Abhängigkeit des künftigen Wachstums von ausländischen Kapitalzuflüssen, erläuterte der Chefanalyst der RZB.

CEE auch weiterhin wettbewerbsfähig
Insgesamt werden die CEE-Länder auch weiterhin zu den wettbewerbsfähigsten Produktionsstandorten für den europäischen Markt zählen. Trotz des starken Anstiegs der letzten Jahre liegen die Durchschnittseinkommen gut ausgebildeter und motivierter Arbeitnehmer immer noch weit unter denen Westeuropas. Dies gibt der Region einen Wettbewerbsvorteil bei den Lohnstückkosten von rund 50 Prozent.

„Wenn die globale Wirtschaft ihre Krise überwinden kann, sollten die CEE-Volkswirtschaften auch wieder in der Lage sein, einen nachhaltigen Wachstumsvorsprung von zwei bis drei Prozentpunkten gegenüber der Eurozone zu erzielen. Dies wäre auch notwendig, um den Abstand in den Pro-Kopfeinkommen über die nächsten Jahrzehnte weiter zu schließen", so Brezinschek.

CEE Währungen: Hilfe von IWF und EU wird greifen
Aufgrund der Wechselkursschwäche ist der Zinssenkungsspielraum nur sehr spärlich vorhanden, beispielsweise in Polen. Die CEE-Währungen werden auch noch im Frühjahr mit temporären Schwächephasen konfrontiert sein. Mit der Aufhellung der Risikobereitschaft, keiner weiteren Rating-Abstufung und Stärkung des Euros im weiteren Jahresverlauf, sollten die meisten CEE-Währungen laut Brezinschek auf Erholungskurs einschwenken.

Die finanzielle Unterstützung durch den IWF könne laut Brezinschek ebenfalls dazu beitragen, Marktängste auszuräumen und die Wechselkurse zu stabilisieren. Angesichts des hohen Anteils von Fremdwährungskrediten ist das in einigen CEE-Ländern von Bedeutung. Positiv ist auch, dass die Europäische Union bewiesen hat, ihren Mitgliedstaaten in finanzieller Notlage gemeinsam mit dem IWF zu helfen.

Auswirkung auf CEE Aktienmärkte
Die schrumpfenden BIP-Zahlen für 2009 haben sich auch in den Schätzungen für die Unternehmensgewinne tief eingegraben. Doch sollte die erwartete Erholung auf den etablierten Märkten, die Abschwächung der Risikoaversion und die Rohstoffpreisstabilisierung für ein verbessertes Umfeld der CEE-Börsen im Frühjahr sorgen. "Wir sehen in Russland das größte Potenzial, während die Börsen in Südosteuropa unterdurchschnittlich partizipieren sollten“, sagt Brezinschek.

ATX weiter auf Erholungskurs trotz Gewinnrückgangs
"Dem ATX trauen wir im zweiten Quartal eine knapp zweistellige Kurserholung zu", so Kuras. Sie sieht den ATX weiter steigend, trotz eines weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes und keiner Verbesserung der Nachrichtenlage seitens der Unternehmen. Gründe dafür sind die Drehen der Vorlaufindikatoren und die Maßnahmen zur Stabilisierung des Finanzsektors und der Belebung der Konjunktur.

"Die Gewinnrevisionen in Österreich sind schon weiter fortgeschritten als beispielsweise beim DJ EuroStoxx50 bzw. beim DAX, bei denen gröbere Anpassungen auf ein realistisches Niveau noch notwendig sein werden. Die Ausblicke der Unternehmen sind per Saldo pessimistisch, wenngleich die Unternehmen mangels Visibilität kaum quantitative Aussagen treffen", so Kuras. Der wirtschaftliche Abschwung habe die Unternehmen spätestens im vierten Quartal voll erfasst. Aufgrund der ohnehin schon sehr niedrigen Erwartungen verlief die Berichtsaison ohne größere Überraschungen. Für 2009 rechnet Kuras mit einem Gewinnrückgang von rund 42 Prozent.

Trotz der schlechten Wirtschaftslage und des Fehlens positiver Gewinnüberraschungen bei den Unternehmen rechnet Kuras mit einer weiteren Erholung des ATX: "Mit einer Bewertung von 11 auf Basis bereits deutlich zurückgeschraubter Gewinnerwartungen erwarten wir eine weitere Erholung am österreichischen Aktienmarkt. Wir erleben eine positive Trendwende der Vorlaufindikatoren und sind zuversichtlich, dass die Stabilisierungs- und Belebungsmaßnahmen greifen ", so Kuras.
     
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