Michael Haas erhält Theodor Körner Preis für Eisler-Ausstellung   

erstellt am
27. 04. 09

Kurator der Ausstellung "Hanns Eisler. Mensch und Masse" im Jüdischen Museum Wien
Wien (rk) - Die aktuelle Hanns Eisler-Ausstellung im Jüdischen Museum erfährt mit der Verleihung des Preises der Stadt Wien des "Theodor Körner Fonds zur Förderung von Wissenschaft und Kunst" eine hohe wissenschaftliche Auszeichnung. Die Auszeichnung wird heuer an Michel Haas für die Kuratorentätigkeit bei der Ausstellung "Hanns Eisler. Mensch und Masse" verliehen. Karl Albrecht-Weinberger, künstlerischer Direktor des Jüdischen Museums sieht die Auszeichnung auch als Bestätigung der Arbeit des Museums: "Die Auszeichnung von Michael Haas mit dem Theodor Körner-Preis zur Förderung von Wissenschaft und Kunst, ist auch eine Würdigung der Ausstellungstätigkeit des Jüdischen Museums der Stadt Wien. Sie zeigt, dass es sich lohnt, auch schwierige und aus der wissenschaftlichen Diskussion weitgehend verdrängte Themen an das Publikum heranzutragen. Mit der Dokumentation über Hanns Eisler setzt das Jüdische Museum Wien seine Reihe >Musik des Aufbruchs< fort. Die Ausstellung >Hanns Eisler. Mensch und Masse< setzt sich mit dem Komponisten in all seiner Vielschichtigkeit vor dem Hintergrund der politischen Geschichte und seiner persönlichen Geschichte auseinander."

Die Verleihung der Theodor Körner Preise findet am Mittwoch, dem 29. April 2009, um 10 Uhr im Großen Festsaal der Universität Wien (Dr.- Karl- Lueger Ring 1, 1010 Wien) statt. Der Theodor Körner Fonds fördert seit 1953 junge WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen. Über 3,5 Millionen Euro kamen so seit der Gründung des Fonds der österreichischen Wissenschaft und Forschung zu Gute. Unter den bisherigen PreisträgerInnen finden sich viele heute sehr erfolgreiche WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen. Näher Informationen dazu unter www.theodorkoernerfonds.at

Erste umfassende Auseinandersetzung mit dem Komponisten Hanns Eisler
Die Ausstellung "Hanns Eisler. Mensch und Masse" ist noch bis 12. Juli 2009 im Jüdischen Museum Wien zu sehen. Die umfassende Dokumentation präsentiert Hanns Eislers Schaffen vor dem Hintergrund seiner Biografie, die von einem besonderen Verhältnis zu Wien und der politischen Geschichte des 20. Jahrhunderts geprägt ist. Der Komponist erlebte Wien über mehrere Epochen: Von den letzten Jahren des Kaiserreichs, dem Ersten Weltkrieg, dem Roten Wien der 1920er Jahre über den Beginn des Austrofaschismus und die folgende Exilzeit bis hin zu den Nachkriegsjahren. Eisler wurde am 6. Juli 1898 in Leipzig als Sohn des Wiener Philosophen Rudolf Eisler geboren und verbrachte ab dem 4. Lebensjahr seine Jugend in Wien, wo auch die Grundlagen zu allen wichtigen Aspekten seines Werkes gelegt wurden. Eisler war bereits seit früher Jugend politisch engagiert und beschäftigte sich schon als 14-Jähriger mit sozialistischer und anarchistischer Theorie. Nach dem Abbruch seines Studiums am Neuen Wiener Konservatorium begann er ein Privatstudium bei Arnold Schönberg. Er ging 1925 nach Berlin, um zu unterrichten und eine neue proletarische Musiksprache zu erschaffen. 1933, nach Hitlers Machtergreifung in Deutschland, kehrte er zurück nach Wien. Seine enge Zusammenarbeit mit der kulturellen Linken, insbesondere Ernst Busch und Bertolt Brecht, sowie seine öffentlich bekannte kommunistische Gesinnung und seine jüdische Herkunft machten eine Rückkehr nach Deutschland unmöglich. Wien wurde so der erste Ort seines langjährigen Exils. Nach Aufenthalten in verschiedenen europäischen Ländern gelang dem unter austrofaschistischer Regierung auch in Österreich de facto mit Arbeitsverbot belegten Eisler die Ausreise in die USA. Dort und in Mexiko überlebte er die folgenden Jahre und verdiente seinen Lebensunterhalt durch Kompositionen für Bühne und Film. In dieser Zeit entwickelte sich eine produktive Partnerschaft mit Bertolt Brecht.

1948 kehrte der auch in den USA inzwischen politisch verfolgte Kommunist nach Europa zurück, wo er bis 1955 zwischen Wien und Ost-Berlin pendelte. Er trug zur Entwicklung des DDR- Mythos und zur Legitimation des Staates bei, indem er die ostdeutsche Nationalhymne komponierte. In Ost-Berlin etablierte er auch seinen endgültigen Wohnsitz, behielt aber bis zu seinem Tod am 6. September 1962 den österreichischen Pass samt österreichischem Zweit-Wohnsitz.

"Hanns Eisler. Mensch und Masse" wird von einem umfangreichen, reich illustrierten zweisprachigen Katalog (ISBN: 978-3-901398-52-0) begleitet, der nur im Bookshop des Museums zum Preis von 29,90 Euro erhältlich ist. Die Ausstellung ist bis 12. Juli 2009 im Jüdischen Museum (A-1010 Wien, Dorotheergasse 11) zu sehen. Das zu den Kulturbetrieben der Wien Holding zählende Jüdische Museum ist von Sonntag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 6,50 Euro / 4,- Euro ermäßigt. Schulklassen haben freien Eintritt, Führungen und pädagogische Programme: Tel.: +43-1-535 04 31-311, 312 bzw. kids.school@jmw.at.
     
Informationen: http://www.jmw.at    
     
zurück