Veranstaltet vom Verein der Mitteleuropäer in Zusammenarbeit mit dem österreichischen
Kulturforum in Tel Aviv und der Israel-Österreich Gesellschaft in Haifa
Tel Aviv (gewitsch) - Ein außergewöhnliches Ereignis fand diesmal anläßlich des
Erinnerungstages an den Holocaust (Shoah) in Haifa statt: Am Vorabend, also am 20. April, brachte der Verein der
Mitteleuropäer, in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Kulturforum in Tel Aviv und der Israel-Österreich
Gesellschaft in Haifa, - in hebräischer Übersetzung - das Stück "Schuldig geboren" des
österr. Schriftstellers, Journalisten, Publizisten und Ex-Politikers Peter Sichrovsky. Das Stück wurde
von dem "Theatron Hastudio" (Studio Theater) unter der Leitung von Boas Trinker gebracht; es handelt
sich um die Aufarbeitung der zweiten und dritten Generation der Täter des Holocaust mit den Verbrechen ihrer
Vorfahren. Das österr.Kulturforum stellte eine großzügige Zuwendung zur Verfügung (Direktor
Dr. Arad Benkö war Ehrengast bei der Aufführung), der Verein der Mitteleuropäer stellte kostenlos
das Auditorium seines Seniorenheims "Pisgath Hen" in Haifa bereit und die Mitglieder der Israel-Österreich
Gesellschaft genossen, zusammen mit den Bewohnern des Seniorenheims, diese hochinteressante - wenn auch sehr ernste
- Vorstellung.
Dem ernsten Anlaß entsprechend, begann die Veranstaltung mit einem Chor der das bekannre Lied von Hannah
Senes (1921 - 1944, die jüdische Fallschirmspringerin, die als britische Soldatin von den Ungarn als "Verräterin"
hingerichtet wurde) "Eli, Eli" (Mein Gott, mein Gott) sang und dann wurden die Verse "Yiskor"
(zum Gedenken) von Abba Kovner (selbst Überlebender des Holocaust) rezitiert, in denen er das schreckliche,
grausame Schicksal der Opfer beschreibt.
Nach einem kurzen Gebet "El Male Rachamim" ("Ein Gott voll Erbarmen") begann die Vorstellung
- mit einem Schock: Jugendliche tanzen in einer Disko; dies passt natürlich gar nicht in den erwarteten Rahmen,
bis nach wenigen Sekunden der Hauptdarsteller (und Regisseur) Boas Trinker, den fröhlichen Tanz unterbricht
und in der Rolle des Autors, Peter Sichrovsky, seine TanzpartnerInnen daran erinnert - oder darauf aufmerksam
macht - daß vor einer Generation ihre Eltern sehr eifrig bemüht waren, die seinigen zu erfassen und
umzubringen. Daraus entwickelt sich das Stück, dessen Botschaft es ist darzulegen, daß die Kinder -
und Enkel - der Täter nicht bereit oder nicht willens sind, sich mit den Verbrechen ihrer Väter und Großväter
auseinanderzusetzen. Ebenso können diese Jugendlichen nicht begreifen - oder wollen es eben nicht - daß
das Familienhaus, in dem sie aufwuchsen, "arisiert" wurde, also den rechtmäßigen, jüdischen
Besitzern geraubt wurde.
Dem Inhalt des Stückes und dem Tag der Aufführung entsprechend, wurde vom Applaus Abstand genommen; es
war ein schwere, ernste Veranstaltung und wir, die Zuschauer, haben allen Grund dem Verein der Mitteleuropäer,
dem österr. Kulturforum und dessen Diurektor, Dr. Benkö, für diese dankbar zu sein. Wir werden
diesen Abend bestimmt nicht vergessen.
Peter F.Michael Gewitsch
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