Stadt Linz restituiert Klimt-Gemälde an Erben nach Aranka Munk   

erstellt am
21. 04. 09

Wien (ots) - Ein Spitzenwerk von Gustav Klimt soll an seine rechtmäßigen Eigentümer restituiert werden. Diese ehrenvolle Aufgabe kommt dem Linzer Bürgermeister, Franz Dobusch, zu, der gestern die Rückgabe des Gemäldes "Porträt Ria Munk III" durch das Lentos Museums in Aussicht gestellt hat. Das Bild geht an die Erben nach Aranka Munk, die im Holocaust ums Leben kam.

Aranka Munk wird von den Nachkommen ihrer Schwestern beerbt, die in Österreich, Deutschland, Belgien, England und den USA leben. Mitglieder der Familie, die anonym bleiben wollen, in einer gemeinsamen Erklärung: "Nahezu alle Kunstwerke aus Familienbesitz wurden während oder infolge des Krieges verloren. Obwohl mehr als sechzig Jahre vergangen sind, ist die Rückgabe dieses Familienporträts zutiefst erfreulich. Wir danken der Stadt Linz, sich für die Gerechtigkeit eingesetzt zu haben."

Erbenvertreter Alfred J. Noll: "Ich bin froh, dass dieses langjährige Verfahren nach mehr als drei Jahren endlich beendet wurde. Der Stadt Linz und dem Lentos Museum ist für diese Entscheidung zu danken. Dieser Schritt bezeugt, dass sich Linz heute der moralischen Verpflichtung bewusst ist, die aus der Geschichte dieser Stadt resultieren. Linz empfiehlt sich mit dieser Rückgabeentscheidung nachdrücklich als Europäische Kulturhauptstadt 2009."

Basierend auf Recherchen der Kunsthistorikerin Sophie Lillie, beantragten die Munk-Erben 2006 die Rückstellung des Bildes. Lillie: "Durch die Rückgabe dieses Gemäldes trägt das Lentos Museum dazu bei, die Ungerechtigkeiten der Vergangenheit in der Gegenwart wiedergutzumachen. Die Geschichte dieses Bildes und seine Besitzerin erfahren nunmehr die Anerkennung, die sie rechtmäßig verdienen."

Aranka Munk, geb. Pulitzer, gehörte einer führenden österreichisch-ungarischen Familie an, die Gustav Klimt besonders förderte. Aranka Munks Schwester Serena Lederer gehörte die größte Privatsammlung von Klimt-Werken, deren Mehrzahl 1945 von den Nationalsozialisten zerstört wurde.

Das nun zu restituierende Bild ist ein posthumes Porträt von Aranka Munks Tochter Ria, die sich 1911 im Alter von 24 Jahren aufgrund einer unglücklichen Liebe das Leben nahm. Das von den Eltern in Auftrag gegebene Bild blieb 1918, zum Zeitpunkt von Klimts Tod, unvollendet.

Rias Bildnis hing bis 1942 in der Sommervilla ihrer Mutter in Bad Aussee. Im Jahr zuvor war Aranka Munk mit ihrer jüngeren Tochter Lola Kraus in das jüdische Ghetto von Lodz deportiert worden. Aranka Munk kam dort im November 1941 ums Leben. Rias Schwester Lola wurde 1942 im Vernichtungslager Chelmo ermordet.

Das Porträt Ria Munk gelangte in den späten 1940er Jahren in den Besitz des Kunsthändlers Wolfgang Gurlitt. In den frühen 1950er Jahren verkaufte Gurlitt seine Sammlung an die Stadt Linz und diente als Direktor des Wolfgang Gurlitt Museums -das später in Lentos Museum umbenannt wurde. 1956 erwarb Linz das Bild trotz Vermutungen, dass es sich um geraubtes Vermögen handelte. Das Gemälde gilt als eines der Hauptwerke des Museums.

Rückstellungsversuche in der Nachkriegszeit scheiterten, da die Familie den Verbleib der aus der Villa geraubten Gegenstände nicht nachweisen konnte. Der jetzige Anspruch wurde durch die Aussage eines Augenzeugen unterstützt, der sich erinnert, das Gemälde als Kind in der Villa Munk gesehen zu haben.

Der Anwalt Alfred J. Noll, 49, ist anerkannter Kunstrestitutionsexperte. Bis dato zeichnete Noll für die Rückgabe von vier Klimt-Hauptwerken aus den Beständen des Belvederes verantwortlich, darunter "Dame mit Hut und Federboa" und "Landhaus am Attersee". Sophie Lillie, 38, ist Kunsthistorikerin mit Forschungsschwerpunkt Privates Sammeln in Wien vor 1938. Ihr 2003 erschienenes Buch "Was einmal war" gilt als Standardwerk zum Thema NS-Kunstraub. Noll und Lillie haben zahlreiche Restitutionsfälle erfolgreich bearbeitet, darunter die Rückgabe des Schiele-Gemäldes "Landschaft in Krumau", das 2003 vom Lentos Museum an die Erben nach Daisy Hellmann restituiert wurde.
     
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