Hohe Auszeichnung für den amtierenden ÖAW-Präsidenten
Wien (öaw) - Der Wiener Chemiker und Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
(ÖAW), Peter Schuster, wurde als auswärtiges Mitglied in die National Academy of Sciences der USA (NAS)
gewählt. Die NAS würdigt damit die herausragenden wissenschaftlichen Leistungen des renommierten Chemikers.
Nur wenigen Wissenschaftern wird diese Ehre zuteil.
In diesem Jahr wurden 18 ausländische Mitglieder aus 15 Staaten in die US National Academy of Sciences gewählt.
Insgesamt hat die NAS zurzeit 404 ausländische Mitglieder, nur drei von ihnen kommen aus Österreich.
Neben Peter Schuster sind dies der Wiener Physiker Walter Thirring, der vor mehr als 20 Jahren aufgenommen worden
war und der Innsbrucker Physiker Peter Zoller, dem diese Ehre im vergangenen Jahr zuteil wurde. Unter den auswärtigen
Mitgliedern der NAS findet sich eine große Zahl von Nobelpreisträgern. Die National Academy of Sciences
ist eine private Organisation, die 1863 vom damaligen US-Präsidenten Abraham Lincoln ins Leben gerufen wurde
und die Vereinigten Staaten von Amerika in allen wissenschaftlichen Belangen berät.
"Die Wahl in die National Academy of Sciences ist für mich eine besondere Anerkennung meiner bisherigen
wissenschaftlichen Arbeit", freut sich Schuster. "Die Auszeichnung kommt gerade im richtigen Moment,
da ich mich nach Beendigung meiner Tätigkeit als Präsident der ÖAW in wenigen Wochen wieder ganz
meinen Aufgaben als Wissenschafter widmen kann."
Herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Chemie Peter Schuster wurde 1941 in Wien geboren und studierte Chemie
und Physik an der Universität Wien. Nach seiner Promotion im Jahre 1967 ging er als Postdoktorand zum Nobelpreisträger
Manfred Eigen an das Max-Planck-Institut für Physikalische Chemie nach Göttingen. Er habilitierte sich
1971 für das Fach "Theoretische Chemie" und wurde 1973 als Professor für dieses Fach an die
Universität Wien berufen. Peter Schuster war Gastprofessor unter anderem an der University of Waterloo, Canada,
und am Santa Fe Institute, New Mexico. Seit 1991 ist Peter Schuster "External Faculty Member" des Santa
Fe Instituts. In den Jahren 1992 bis 1995 war er Gründungsdirektor des Instituts für molekulare Biotechnologie
in Jena, Thüringen. Schuster ist Träger zahlreicher Auszeichnungen und Preise, unter anderem des Ehrenzeichens
für Wissenschaft und Kunst der Republik Österreich, des Forschungspreises der Phillip Morris Stiftung
und des Schrödinger-Preises der ÖAW. Er ist Mitglied mehrerer Akademien, darunter der Deutschen Akademie
der Naturforscher Leopoldina. In den Jahren 2000 bis 2003 war Schuster Vizepräsident der ÖAW und seit
2006 ist er deren Präsident.
Peter Schuster wurde bekannt durch seine Arbeiten über die Natur der Kräfte zwischen den Molekülen,
die unter anderem auch die Eigenschaften der Biomoleküle bestimmen. Zusammen mit Manfred Eigen entwickelte
er eine Theorie der molekularen Evolution, welche die Konzepte der konventionellen Evolutionstheorie mit den Methoden
der Molekularbiologie und chemischen Kinetik vereint. Die Anwendung dieser Vorstellungen auf Evolutionsprozesse
im Reagenzglas führte zur Entwicklung neuer Methoden in der Biotechnologie, welche es gestatten, Moleküle
nach Maß für vorbestimmte Zwecke zu "züchten". In der Folge wurden auch Konzepte für
die Bekämpfung von Viren auf der Basis der molekularen Evolutionstheorie entwickelt. Durch diese Arbeiten
wurde ein mathematischer Zugang zur Analyse von komplexen chemischen Reaktionsnetzwerken begründet, der heute
in der Systembiologie seine Anwendung findet. Anhand der Strukturen und Eigenschaften von R ibonukleinsäuren
konnte Schuster den Mechanismus der evolutionären Optimierung und insbesondere die Rolle von selektionsneutralen
Varianten aufklären. Diese Arbeiten legen eine Grundlage für den molekularen Zugang zur Erforschung komplexer
biologischer Systeme. |