Größter wissenschaftlicher Rechner Österreichs an der Universität Innsbruck
Innsbruck (universität) - Die zurzeit größte wissenschaftlich genutzte Großrechenanlage
Österreichs wurde heute Montag, 11. Mai 2009, an der Universität Innsbruck feierlich in Betrieb genommen.
Von kleinsten Phänomenen wie in der Quantenphysik und der Molekularbiologie bis hin zu sehr großen Erscheinungen
wie in der Meteorologie und Astronomie reichen die Anwendungen des neuen Supercomputers.
Die neue Rechenanlage verfügt über 1.008 Prozessoren mit einem Hauptspeicher von jeweils 4 Gigabyte und
einer Taktgeschwindigkeit von 2.5 GHz. An externem Speicherplatz stehen den Nutzerinnen und Nutzern insgesamt 32
Terabyte zur Verfügung. Besonderes Augenmerk wurde bei der von IBM gelieferten Anlage auf den Energieverbrauch
gelegt. Mit einem effizienten Kühlsystem konnte der Stromverbrauch auf 40 KW gesenkt werden, das entspricht
einer Energie- und Kostenersparnis von 100.000 Euro über die gesamte Lebensdauer. Die über eine halbe
Million Euro teure Anlage wurde mit Mitteln aus dem Uniinfrastrukturprogramm des Bundes finanziert. Die Universität
Innsbruck konnte sich dabei mit einem interdisziplinären Konzept gegen zahlreiche Mitbewerber durchsetzen.
Getauft wurde der Supercomputer auf den Namen „Leo II“. „Diese neue Anlage wird die Forscherinnen und Forscher
einen bedeutenden Schritt weiterbringen und so die Universität Innsbruck auch im internationalen Wettbewerb
stärken“, ist die Koordinatorin der Forschungsplattform „Scientific Computing“, Prof. Sabine Schindler, überzeugt.
Neben der Grundlagenforschung werden auf dem Supercomputer auch anwendungsorientierte Fragestellungen wie in der
Mechanik und der Baustoffforschung gelöst.
Anwendung: Simulierte Galaxien
Mit aufwendigen numerischen Simulationen studiert die Innsbrucker Astrophysik die Wechselwirkung von Galaxien
mit ihrer Umgebung. Dabei wird die Entwicklung von mehr als 1 Milliarde Teilchen über einen Zeitraum von 9
Milliarden Jahren berechnet. Über mehrere Wochen sind über 5 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde
nötig, um ein solche Simulation durchzuführen. Das sind fast 10 Trillionen Rechenschritte. Die Ergebnisse
benötigen 10 Terabyte an Speicherplatz. Mit solchen Simulationen auf dem neuen Supercomputer „Leo II“ wollen
die Physiker herausfinden, warum Galaxien im Laufe der Zeit ihre Form und Farbe verändern und welche Faktoren
dabei eine Rolle spielen.
Forschungsplattform „Scientific Computing“
Arbeitsgruppen aus zehn Fakultäten und insgesamt 29 Instituten haben sich an der Universität
Innsbruck in der Forschungsplattform „Scientific Computing“ zusammengeschlossen, um Ressourcen und Wissen gemeinsam
zu nutzen. Darüber hinaus werden damit die interdisziplinäre Forschung und forschungsgeleitete Lehre,
die koordinierte Einwerbung von Drittmitteln und der Ausbau der Infrastruktur vorangetrieben. Seit 2004 haben die
Innsbrucker Forscher insgesamt 38 Millionen Euro an Forschungsmitteln eingeworben. Jedes Jahr erscheinen über
300 wissenschaftliche Veröffentlichungen. |