Wien (wifo) -Die österreichische Wirtschaft schrumpfte im I. Quartal
2009 um Saison- und Arbeitstageffekte bereinigt gegenüber der Vorperiode real um 2,8% (nach -0,4% im IV. Quartal
des Vorjahres). Damit lag das BIP um 3,6% unter dem Vorjahreswert (IV. Quartal +0,0%). Mit Fortdauer des Abschwungs
verschärft sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt weiter. Die Vertrauensindikatoren und einige Sonderfaktoren
deuten allerdings eine Abschwächung des Abwärtstrends im II. Quartal an. So verbesserten sich die Erwartungen
der Unternehmen über die künftige Geschäftslage zuletzt weltweit geringfügig, doch muss diese
Tendenz erst in weiteren Umfragen bestätigt werden.
Gemäß der Schnellschätzung zur vierteljährlichen VGR des WIFO sank das BIP in Österreich
im I. Quartal saison- und arbeitstägig bereinigt gegenüber dem Vorquartal um 2,8%. Im IV. Quartal 2008
hatte der Rückgang 0,4% betragen. Damit lag die Wirtschaftsleistung im I. Quartal um 3,6% unter dem Vorjahreswert
(IV. Quartal +0,0%). Die Schärfe dieser Entwicklung wird im Vergleich mit vergangenen Rezessionen deutlich:
In den Jahren 1993 und 2001 war das BIP jeweils um höchstens 0,6% unter dem Vorjahreswert geblieben.
Im Vorjahresvergleich fiel der Rückgang des BIP wesentlich geringer aus als in Deutschland. Im Vergleich zum
Vorquartal dürfte das BIP etwa mit der gleichen Rate gesunken sein wie im Durchschnitt des Euro-Raumes und
in Deutschland. Der weltweite Konjunktureinbruch erfasste Österreich also im I. Quartal deutlich stärker
als noch im IV. Quartal des Vorjahres. Einige Sonderfaktoren dürften die Entwicklung im I. Quartal zusätzlich
beeinträchtigt haben (spätere Wirksamkeit der Verschrottungsprämie, stärkere Saisonfaktoren).
Maßgeblich für den Einbruch im I. Quartal war die weitere Abnahme der österreichischen Exporte
von Gütern und Dienstleistungen. Sie fiel mit -4,4% noch stärker aus als im IV. Quartal 2008 (-2,3%).
Der Abschwung des Welthandels hielt im I. Quartal unverändert an. Das Welthandelsvolumen verringerte sich
nach OECD-Schätzungen in den letzten zwei Quartalen um jeweils etwa 5% bis 6%. In den USA sank die reale Wirtschaftsleistung
im I. Quartal 2009 neuerlich um 1,6%. Im Euro-Raum dürfte der Rückgang der realen Wirtschaftsleistung
im I. Quartal stärker ausgefallen sein als im IV. Quartal 2008 (-1,6%).
Die österreichische Wirtschaft reagierte auf diese Entwicklungen mit einer beträchtlichen Verringerung
der Investitionsnachfrage. Saison- und arbeitstägig bereinigt sanken die Bruttoanlageinvestitionen im I. Quartal
um 4,4% (IV. Quartal 2008 -1,7%).
Die Konsumausgaben der privaten Haushalte stagnierten im I. Quartal 2009 so wie im IV. Quartal des Vorjahres (-0,1%)
und stabilisierten damit die Wirtschaftslage. Die Verschärfung der Arbeitsmarktsituation machte den Konjunktureinbruch
für die privaten Haushalte allerdings spürbar. Im April lag die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten
um 1,2% unter dem Vorjahreswert (-38.300). Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote gemäß österreichischer
Definition stieg im April auf 7,2% (März 7,0%) und übertraf damit den Durchschnitt des IV. Quartals 2008
bereits um 1 Prozentpunkt.
Der Geschäftsgang des Kfz-Handels war durch die Ankündigung der Einführung einer Verschrottungsprämie
mit April 2009 im I. Quartal beeinträchtigt, da die Konsumenten mit Neuwagenkäufen zuwarteten. Gegen
Ende der Wintersaison 2008/09 schwächte sich der Tourismus zunehmend ab. Nach vorläufigen Berechnungen
gingen die Tourismusumsätze im Zeitraum November 2008 bis März 2009 gegenüber der Vorjahressaison
real um etwa 5% zurück. Die Steuerreform und die Verschrottungsprämie wurden im April wirksam und sollten
den privaten Konsum über den weiteren Jahresverlauf stützen. Es gibt auch erste Anzeichen für eine
Stabilisierung der Weltwirtschaft. Die Stimmung hat sich zuletzt in den USA und im gesamten Euro-Raum etwas aufgehellt.
Im April stieg der Vertrauensindikator der Europäischen Kommission erstmals seit Mai 2007 wieder leicht. Sowohl
die Unternehmenserwartungen über die künf- tige Geschäftslage als auch das Konsumentenvertrauen
hellten sich von sehr niedrigem Niveau aus etwas auf.
Der aktuelle WIFO-Konjunkturtest liefert ein ähnliches Bild für Österreich. Die Auftragsbestände
der österreichischen Industrie sanken im April neuerlich, die Produktionserwartungen fielen dagegen günstiger
aus. Allerdings überwiegt in den Umfragen immer noch deutlich der Anteil jener Unternehmen, die davon ausgehen,
ihre Produktion in den kommenden Monaten weiter einschränken zu müssen. Es bleibt zu sehen, ob die Aufhellung
der Erwartungen in den kommenden Monaten anhält und damit eine nachhaltige Verbesserung einleitet. Der Rückgang
der Rohstoffpreise dämpft weltweit die Inflationsrate. Im I. Quartal lag der HWWI-Index der Weltmarktrohstoffpreise,
welcher Nahrungsmittel sowie Energie- und Industrierohstoffe umfasst, auf Euro-Basis um 40% unter dem Vorjahreswert.
In Österreich war die Inflationsrate (HVPI) im März mit 0,7% geringfügig höher als im Durchschnitt
des Euro-Raumes (0,6%). Diese niedrigen Werte spiegeln hauptsächlich Sondereffekte der Treibstoffpreisentwicklung
wider. Ohne Energie und unbearbeitete Lebensmittel betrug die Inflationsrate in Österreich im März dagegen
2,1%. |