Einbruch des BIP im I. Quartal   

erstellt am
15. 05. 09

Wien (wifo) -Die österreichische Wirtschaft schrumpfte im I. Quartal 2009 um Saison- und Arbeitstageffekte bereinigt gegenüber der Vorperiode real um 2,8% (nach -0,4% im IV. Quartal des Vorjahres). Damit lag das BIP um 3,6% unter dem Vorjahreswert (IV. Quartal +0,0%). Mit Fortdauer des Abschwungs verschärft sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt weiter. Die Vertrauensindikatoren und einige Sonderfaktoren deuten allerdings eine Abschwächung des Abwärtstrends im II. Quartal an. So verbesserten sich die Erwartungen der Unternehmen über die künftige Geschäftslage zuletzt weltweit geringfügig, doch muss diese Tendenz erst in weiteren Umfragen bestätigt werden.

Gemäß der Schnellschätzung zur vierteljährlichen VGR des WIFO sank das BIP in Österreich im I. Quartal saison- und arbeitstägig bereinigt gegenüber dem Vorquartal um 2,8%. Im IV. Quartal 2008 hatte der Rückgang 0,4% betragen. Damit lag die Wirtschaftsleistung im I. Quartal um 3,6% unter dem Vorjahreswert (IV. Quartal +0,0%). Die Schärfe dieser Entwicklung wird im Vergleich mit vergangenen Rezessionen deutlich: In den Jahren 1993 und 2001 war das BIP jeweils um höchstens 0,6% unter dem Vorjahreswert geblieben.

Im Vorjahresvergleich fiel der Rückgang des BIP wesentlich geringer aus als in Deutschland. Im Vergleich zum Vorquartal dürfte das BIP etwa mit der gleichen Rate gesunken sein wie im Durchschnitt des Euro-Raumes und in Deutschland. Der weltweite Konjunktureinbruch erfasste Österreich also im I. Quartal deutlich stärker als noch im IV. Quartal des Vorjahres. Einige Sonderfaktoren dürften die Entwicklung im I. Quartal zusätzlich beeinträchtigt haben (spätere Wirksamkeit der Verschrottungsprämie, stärkere Saisonfaktoren).

Maßgeblich für den Einbruch im I. Quartal war die weitere Abnahme der österreichischen Exporte von Gütern und Dienstleistungen. Sie fiel mit -4,4% noch stärker aus als im IV. Quartal 2008 (-2,3%). Der Abschwung des Welthandels hielt im I. Quartal unverändert an. Das Welthandelsvolumen verringerte sich nach OECD-Schätzungen in den letzten zwei Quartalen um jeweils etwa 5% bis 6%. In den USA sank die reale Wirtschaftsleistung im I. Quartal 2009 neuerlich um 1,6%. Im Euro-Raum dürfte der Rückgang der realen Wirtschaftsleistung im I. Quartal stärker ausgefallen sein als im IV. Quartal 2008 (-1,6%).

Die österreichische Wirtschaft reagierte auf diese Entwicklungen mit einer beträchtlichen Verringerung der Investitionsnachfrage. Saison- und arbeitstägig bereinigt sanken die Bruttoanlageinvestitionen im I. Quartal um 4,4% (IV. Quartal 2008 -1,7%).

Die Konsumausgaben der privaten Haushalte stagnierten im I. Quartal 2009 so wie im IV. Quartal des Vorjahres (-0,1%) und stabilisierten damit die Wirtschaftslage. Die Verschärfung der Arbeitsmarktsituation machte den Konjunktureinbruch für die privaten Haushalte allerdings spürbar. Im April lag die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten um 1,2% unter dem Vorjahreswert (-38.300). Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote gemäß österreichischer Definition stieg im April auf 7,2% (März 7,0%) und übertraf damit den Durchschnitt des IV. Quartals 2008 bereits um 1 Prozentpunkt.

Der Geschäftsgang des Kfz-Handels war durch die Ankündigung der Einführung einer Verschrottungsprämie mit April 2009 im I. Quartal beeinträchtigt, da die Konsumenten mit Neuwagenkäufen zuwarteten. Gegen Ende der Wintersaison 2008/09 schwächte sich der Tourismus zunehmend ab. Nach vorläufigen Berechnungen gingen die Tourismusumsätze im Zeitraum November 2008 bis März 2009 gegenüber der Vorjahressaison real um etwa 5% zurück. Die Steuerreform und die Verschrottungsprämie wurden im April wirksam und sollten den privaten Konsum über den weiteren Jahresverlauf stützen. Es gibt auch erste Anzeichen für eine Stabilisierung der Weltwirtschaft. Die Stimmung hat sich zuletzt in den USA und im gesamten Euro-Raum etwas aufgehellt. Im April stieg der Vertrauensindikator der Europäischen Kommission erstmals seit Mai 2007 wieder leicht. Sowohl die Unternehmenserwartungen über die künf- tige Geschäftslage als auch das Konsumentenvertrauen hellten sich von sehr niedrigem Niveau aus etwas auf.

Der aktuelle WIFO-Konjunkturtest liefert ein ähnliches Bild für Österreich. Die Auftragsbestände der österreichischen Industrie sanken im April neuerlich, die Produktionserwartungen fielen dagegen günstiger aus. Allerdings überwiegt in den Umfragen immer noch deutlich der Anteil jener Unternehmen, die davon ausgehen, ihre Produktion in den kommenden Monaten weiter einschränken zu müssen. Es bleibt zu sehen, ob die Aufhellung der Erwartungen in den kommenden Monaten anhält und damit eine nachhaltige Verbesserung einleitet. Der Rückgang der Rohstoffpreise dämpft weltweit die Inflationsrate. Im I. Quartal lag der HWWI-Index der Weltmarktrohstoffpreise, welcher Nahrungsmittel sowie Energie- und Industrierohstoffe umfasst, auf Euro-Basis um 40% unter dem Vorjahreswert. In Österreich war die Inflationsrate (HVPI) im März mit 0,7% geringfügig höher als im Durchschnitt des Euro-Raumes (0,6%). Diese niedrigen Werte spiegeln hauptsächlich Sondereffekte der Treibstoffpreisentwicklung wider. Ohne Energie und unbearbeitete Lebensmittel betrug die Inflationsrate in Österreich im März dagegen 2,1%.
     
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