Nach rasantem Rückgang zu Jahresbeginn verliert Konjunkturabschwung an Tempo   

erstellt am
14. 05. 09

Wirtschaft schrumpft 2009 um 3 Prozent, damit weniger als im Euroraum – Konsum dämpft Wirtschaftsrückgang trotz deutlich steigender Arbeitslosigkeit
Wien (ba) - „Der Bank Austria Konjunkturindikator hat im April mit einem Wert von minus 2,3 Punkten einen neuen historischen Tiefststand erreicht. Der nur noch minimale Rückgang gegenüber dem Vormonat weist dabei auf eine bevorstehende Stabilisierung des Indikators auf niedrigem Niveau hin“, meint der stellvertretende Chefökonom der Bank Austria Stefan Bruckbauer. Diese Ansicht wird durch erste positive Signale bei einigen Einzelkomponenten des Indikators unterstützt. Die Stimmung in der europäischen Industrie hat sich zu Beginn des zweiten Quartals des laufenden Jahres ein wenig verbessert. Fast in allen Märkten, insbesondere in den großen und für die österreichische Sachgütererzeugung bedeutungsvollen Abnehmerländern wie Deutschland, Italien und Frankreich hat sich der seit einem Jahr andauernde Trend immer pessimistischerer Geschäftserwartungen im April erstmals umgekehrt. Auch die heimischen Industrieunternehmen blicken nicht mehr ganz so negativ in die eigene Zukunft. „Nach dem Anstieg des Bank Austria EinkaufsManagerIndex weist mit dem aktuellen Bank Austria Konjunkturindikator unser zweiter wichtiger Vorlaufindikator darauf hin, dass sich die konjunkturelle Talfahrt einzubremsen beginnt. Die nochmalige Verschlechterung der Stimmung der Konsumenten macht aber deutlich, dass die heimische Wirtschaft noch einen langen Weg bis zu einer Bodenbildung vor sich hat“, sagt Bruckbauer.

Schwarzes 1. Quartal
Nach Ansicht der Ökonomen der Bank Austria hat die heimische Wirtschaftsleistung zu Jahresbeginn 2009 einen der bislang stärksten Rückgänge überhaupt verzeichnet. Ausschlaggebend dafür waren die negative Entwicklung der Auslandsnachfrage und der Einbruch der Investitionstätigkeit. Aufgrund der anhaltenden internationalen Nachfrageflaute sind die österreichischen Exporte im ersten Quartal saisonbereinigt um mehr als 7 Prozent gegenüber dem Vorquartal gesunken. Da das Minus auf der Importseite geringer war, fiel der Beitrag der Auslandsnachfrage für die heimische Wirtschaftsleistung negativ aus. Noch stärker haben zu Jahresbeginn jedoch die Investitionen nach unten gezogen. Während das geringe Minus im Bauwesen den Rückgang der gesamten Anlageinvestitionen dämpfte, wurden angesichts eines zweistelligen Produktionsrückgangs in der Investitionsgüterindustrie die Ausrüstungsinvestitionen voraussichtlich massiv zurückgefahren. „Nach dem Rückgang des BIP um 0,2 Prozent im Schlussquartal 2008 ist die heimische Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2009 regelrecht eingebrochen. Wir gehen von einem Minus zum Vorquartal von 1,6 Prozent bzw. annualisiert von sogar 6,4 Prozent aus“, so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Als stabilisierender Faktor hat sich nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria zu Jahresbeginn der Konsum erwiesen. Aufgrund eines beachtlichen realen Einkommensplus, das auch maßgeblich dem starken Inflationsrückgang zu verdanken ist, und positiver Effekte durch die Steuerreform wird der private Konsum auch in den nächsten Monaten stabil bleiben und daher den Rückgang der Wirtschaftsleistung weiterhin mildern. „Aufgrund des starken Beschäftigungsabbaus und vice versa des deutlichen Anstiegs der Arbeitslosenquote, die von 5,8 Prozent im Vorjahr nach unserer Einschätzung 2010 auf sogar 9 Prozent zunehmen wird, kann der private Konsum die bisherige Funktion als konjunktureller Stabilisator in den kommenden Monaten nur noch eingeschränkter einnehmen“, meint Pudschedl. Insgesamt gilt, dass der Konsum zwar vorläufig hilft die Stärke des Einbruchs zu mildern, je länger der Konjunkturrückgang jedoch dauert und damit die negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt steigen, umso größer wird das Risiko, dass auch der private Konsum die heimische Wirtschaft nicht mehr stützen kann.

Österreich mit günstigerem Konjunkturverlauf
Die jüngsten Daten und auch der aktuelle Konjunkturindikator der Bank Austria unterstützen die Meinung, dass die österreichische Wirtschaft derzeit von der Phase einer drastischen Talfahrt in eine Periode eines deutlich gemilderten Abschwungs übergeht. In den kommenden Quartalen des laufenden Jahres wird die heimische Wirtschaft dennoch schrumpfen, wenn auch mit deutlich verminderter Schärfe. Erst zum Jahreswechsel 2009/2010 kann nach erfolgter Bodenbildung mit einer beginnenden Konjunkturerholung gerechnet werden, die aufgrund der anhaltenden Zurückhaltung der globalen Nachfrage jedoch auch mittelfristig nur bescheiden ausfallen wird.

„Für das Jahr 2009 haben wir nach dem deutlichen Einbruch zu Jahresbeginn und des nur zäh auslaufenden Abwärtstrends unsere Annahme eines BIP-Rückgangs von 2,2 auf nunmehr 3 Prozent angehoben“, fasst Bruckbauer die neue Prognose der Bank Austria zusammen. Der Rückgang der Wirtschaftsleistung wird in Österreich damit jedoch erheblich geringer ausfallen als etwa in Deutschland. Anders als in Deutschland war das Wachstum in Österreich im vergangenen Aufschwung nicht in erster Linie vom Außenhandel sondern vom Konsum und den Investitionen getragen. In Deutschland lieferte der Konsum keinen Wachstumsbeitrag. Dies war auch auf die deutlich schwächere Einkommensentwicklung in Deutschland zurückzuführen, wo die Arbeitnehmerentgelte mit rund 8 Prozent seit 2003 deutlich schwächer gewachsen sind als in Österreich mit 21 Prozent. Dementsprechend, so die Erwartung der Bank Austria Ökonomen, wird der Einbruch der Weltwirtschaft nun auch in Österreich nicht so dramatisch auf das BIP Wachstum durchschlagen wie in Deutschland. Die Entwicklung seit Jahresbeginn scheint dies zu bestätigen, obwohl der Export in Österreich bisher genau so stark wie in Deutschland eingebrochen ist, verlief der Rückgang der Industrieproduktion geringer als in Deutschland. Auch der Einzelhandel konnte sich bisher in Österreich besser als in Deutschland entwickeln. „Obwohl wir bereits sehr früh gesehen haben, dass sich Österreich dem globalen Abschwung nicht entziehen kann, erwarten wir nun, dass Österreichs Wirtschaft trotz des gleichen brutalen Einbruchs der Exporte wie in Deutschland nicht so stark schrumpfen wird. Unsere Hoffung beruht dabei auf der Inlandsnachfrage, die durch eine mehr als doppelt so starke Einkommensentwicklung im vergangenen Aufschwung im Vergleich zu Deutschland gestützt werden sollte“, so Bruckbauer.
     
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