Kaske:
"Die Krümel sind nicht genug, wir verlangen ein faires Stück vom Kuchen"
vida-Branchen: Keine generelle Krisenstimmung im Dienstleistungsbereich
Wien (ögb) - "Wir verlangen bei den KV-Verhandlungen ein faires Stück vom Kuchen.
Wir lassen uns nicht mit den Krümeln, die Eigentümer und Manager überlassen, abspeisen", so
vida-Vorsitzender Rudolf Kaske. Punktuelle Probleme seien evident, von einer generellen Krisenstimmung in den Branchen
zu sprechen, halte er jedoch für unverschämt: "Das stimmt im Dienstleistungsbereich einfach nicht",
so Kaske.
"Wenn wir uns die Ergebnisse der letzten Zeit anschauen, mangelt es nicht an saftigen wirtschaftlichen Erfolgen
für die Unternehmen", so Kaske. Das gelte sowohl für den Tourismus als auch für die Seilbahnwirtschaft.
"Diese Erfolge sind gemeinsam mit qualifizierten und engagierten ArbeitnehmerInnen erwirtschaftet worden.
Dafür sollen die Beschäftigten auch ihren Anteil erhalten", fordert der Gewerkschafter.
Nach drei KV-Verhandlungsrunden für 180.000 Beschäftigte im Hotel- und Gastgewerbe gebe es noch kein
akzeptables Angebot von Arbeitgeberseite. Darüber hinaus drohe eine Verschlechterung der Rahmenbedingungen
für Beschäftigte durch die Reduktion der Ruhezeiten von elf auf acht Stunden oder die Neuregelung der
Sonntagsruhe für Jugendliche. "Nicht akzeptabel", so die Sicht der Gewerkschaft. Auch die Inflation
des vergangenen Jahres sowie den außerordentlich guten Winter und die Ostersaison gelte es - unabhängig
von der derzeitigen wirtschaftlichen Situation - abzugelten.
"Einkommens- und Arbeitsplatzsicherheit für die Beschäftigten ist das Gebot der Stunde, um den Weg
aus der Krise zu meistern. Lohn- und Sozialdumping können nicht die Antwort sein, das würde den Abwärtstrend
nur weiter beschleunigen. "Wer den ArbeitnehmerInnen keine ordentlichen KV-Erhöhung gibt, wird morgen
auf seinen Produkten oder Dienstleistungen sitzen bleiben", so Kaske - mit dem Nachsatz: "Und das gilt
auch für die Tourismuswirtschaft."
Die Blockadepolitik der Arbeitgeber ist neben dem Hotel- und Gastgewerbe auch in den vida-Branchen Speditionen
und Seilbahnen spürbar. Die Gewerkschaft vida beteiligt sich an der Demo am 13. Mai für faire Einkommen. |
Arbeitgebervertreter bekennen sich zu vernünftigen und fairen Lohnverhandlungen
Industrie begrüßt Haftungspaket des Bundes - Nullrunde war nie Thema
Wien (pwk) - "Österreichs Wirtschaft, insbesondere die heimische Industrie, befindet sich
in weiten Bereichen in der schwersten Krise der 2. Republik. Damit einher gehen Auftragseinbrüche von bis
zu 60 Prozent. Hinzukommen Finanzierungsschwierigkeiten und Zahlungsverzögerungen, die unseren Betrieben die
Substanz rauben. Trotz dieser Situation bekennen sich die Arbeitgeber zu vernünftigen und fairen Lohnverhandlungen",
betonte der Obmann der Bundessparte Industrie, Wolfgang Welser in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Obmann
der Bundessparte Information und Consulting, Hans-Jürgen Pollirer, am 13.05. Gerade vor diesem Hintergrund
sei die heutige Großdemonstration der Gewerkschaft nicht zu verstehen, da die Kollektivvertragsverhandlungen
bisher "verantwortungsvoll" geführt und keine Verhandlungsrunde verschleppt wurde.
Wie schwierig die Situation der Unternehmen ist, zeigt der Umstand, dass das Überleben vieler Betriebe von
staatlichen Garantien abhängig ist, zu denen Finanzminister Josef Pröll und Staatssekretär Andreas
Schieder heute den Startschuss geben. "Diese Garantien im Ausmaß von 10 Mrd. Euro habe ich seit geraumer
Zeit gefordert und ich hoffe, dass die Betriebe nun rasch Unterstützung in ihrer Finanzierungssituation erhalten",
so Welser. Mit diesen Garantien werde jedenfalls ein wertvoller Beitrag geleistet, Unternehmen und damit Jobs zu
sichern. Regionale wie nationale Unternehmen erhalten durch das Haftungspaket des Bundes die Möglichkeit,
ihre Betriebsmittelfinanzierungen abzusichern und damit ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten - im Sinne jedes
einzelnen Arbeitsplatzes!
In Hinblick auf die Forderung der Arbeitnehmervertreter in den aktuell laufenden Lohnrunden betonten sowohl Welser
als auch Pollirer, dass in den sechs betroffenen KV-Runden (Elektro,- Elektronikindustrie, Textilindustrie, Chemische
Industrie, Papierindustrie, Holzindustrie und IT-KV)eine Nulllohnrunde kein Thema gewesen sei. Im Gegenteil , die
Angebote der Arbeitgeber bewegen sich zwischen 1,2 und 3,2 Prozent. "Auch in schwierigen Zeiten wie der Verstaatlichtenkrise
war ein Verlassen des Verhandlungstisches nie ein Thema. Damals lagen die Abschlüsse unter zwei Prozent, wobei
die Wirtschaftszahlen heute nicht vergleichbar sind, denn heute sind sie schlechter", betont Welser. Das Ziel
seien weiterhin "tragbare Kompromisse", so Pollirer, die man aber durch die heutige Demonstration nicht
erreichen werde. Leider verschweige die Gewerkschaft auch, dass es aufgrund der hohen Abschlüsse im vergangenen
Jahr und der Steuerreform heuer auf jeden Fall Reallohnzuwächse geben werde.
"Wir stehen zu den vereinbarten Verhandlungsterminen, wir stehen zu verantwortungsvollen Verhandlungen, aber
wir erwarten auch sachliche Gespräche, die die betrieblichen Notwendigkeiten und die Interessen der Arbeitnehmer
berücksichtigen. Daher erwarten wir von der Gewerkschaft ein Zurückkehren an den Verhandlungstisch und
damit ein Verlagern der Auseinandersetzung dorthin, wo sie hingehört", betonten Welser und Pollirer abschließend. |