Das Wohlstandsniveau ist das höchste in Österreich und auch eines der höchsten
in Europa – Bundeshauptstadt sollte Krise dank Strukturvorteilen besser meistern
Wien (ba) - Die Stadt Wien hat in den vergangenen Jahren ihre geografische Lage im Zentrum des zusammenwachsenden
Europas erfolgreich genutzt und liegt heute im Hinblick auf Wohlstand, Arbeitsmarkt, Standortqualität und
Struktur unter den Top-10 aller europäischen Städte. Das ist das Ergebnis der jüngsten Standortanalyse
der Bank Austria Volkswirtschaft, die am 13.05. von Wiens Vizebürgermeisterin Renate Brauner, Bank Austria
Vorstand Helmut Bernkopf und dem stv. Bank Austria Chefökonomen Stefan Bruckbauer vorgestellt wurde. Zudem
sollte Wien die aktuelle Wirtschaftskrise dank struktureller Vorteile besser bewältigen können als die
anderen Bundesländer. Denn Branchen wie der Handel, die wirtschaftsnahen und die sonstigen Dienstleistungen,
die vom Konjunkturrückgang geringer betroffen sind, dominieren die Stadtwirtschaft. Durch die niedrigere Exportorientierung
spürt die Wiener Wirtschaft die globale Konjunkturschwäche weniger.
Bei der Standortanalyse der Bank Austria hat Wien insbesondere in der Kategorie "Wohlstand" gepunktet.
Mit einem BIP pro Kopf von rund 43.500 Euro 2008 erreicht die Bundeshauptstadt ein Wohlstandsniveau von 125 Prozent
des gesamtösterreichischen Durchschnitts und ist damit klar die Nummer Eins unter allen Bundesländern.
Ebenso erfreulich ist das Abschneiden auf internationaler Ebene. Im Europa-Vergleich erreicht Wien kaufkraftbereinigt
mehr als 165 Prozent des EU-Durchschnitts. Von den strukturell vergleichbaren Städten liegt nur München
vor Wien. "Eine transparente Verwaltungsorganisation, eine leistungsfähige Infrastruktur, ein moderates
Kostenumfeld, hoch qualifizierte Arbeitskräfte und hohe Produktivität haben Wien zu einem unbestrittenen,
überregionalen Wirtschaftszentrum gemacht. Diese Erfolgsfaktoren werden uns auch im derzeit schwierigen, konjunkturellen
Umfeld unterstützen", sagt Wiens Vizebürgermeisterin Renate Brauner.
Seit dem Jahr 2000 betrug das Wiener Wirtschaftswachstum durchschnittlich 2 Prozent jährlich. Dieser Wert
liegt auf Grund eines vergleichsweise niedrigen Industrieanteils und einer geringen Exportorientierung leicht unter
dem Österreich-Durchschnitt. Die Wachstumsträger der Bundeshauptstadt sind wissensbasierte Dienstleistungen,
technologieintensive Sachgütererzeugung und eine solide Konsumgüterindustrie; ein Faktum, dass der Wiener
Wirtschaft 2009 und 2010 überdurchschnittliche Ergebnisse bescheren sollte. Wien hat etwa auch das Platzen
der Dotcom-Blase 2001 / 2002 stabiler gemeistert als die meisten anderen Bundesländer.
Strukturelle Vorteile in der Krise am Arbeitsmarkt sichtbar "Die strukturellen Vorteile Wiens sind auch am
Arbeitsmarkt sichtbar", stellt Helmut Bernkopf, Bank Austria Vorstand für das Firmenkundengeschäft,
fest, "Während die Zahl der unselbständig Erwerbstätigen österreichweit bereits zu sinken
begonnen hat, ist sie in Wien noch stabil." Ähnliches gilt für die regionale Arbeitslosigkeit, die
in Wien bis dato weit weniger stark auf die Krise reagiert hat als in den anderen Bundesländern.
Trotzdem hat die Bundeshauptstadt bei der zweiten Zielgröße des Standortvergleiches, dem Arbeitsmarkt,
Verbesserungsmöglichkeiten. Zwar liegt die Erwerbsquote mit 79,3 Prozent weit über dem Österreich-Durchschnitt
von 71,2 Prozent und hat in den vergangenen Jahren mit guter Konjunktur einen kräftigen Beschäftigungsanstieg
verzeichnet, doch die ebenfalls über dem Durchschnitt liegende Arbeitslosenquote und die unterdurchschnittliche
Platzierung im internationalen Städtevergleich weisen auf Verbesserungspotenzial am Arbeitsmarkt hin.
Auf dem Weg zur modernen Stadtwirtschaft "Die Stadt Wien befindet sich konsequent auf dem Weg zu einer modernen
Stadtwirtschaft. Die Zusammensetzung der Wirtschaftsbranchen verschiebt sich weiter in Richtung höhere Qualität",
konstatiert Bank Austria Vorstand Bernkopf. Während die Niedrigtechnologie und die mittlere Niedrigtechnologie
wie Textilien an Bedeutung verlieren, werden mittlere Qualitätsbereiche wie die Medizin- und Messtechnik immer
wichtiger. Auch die Dienstleistungen sind sehr expansiv. Die Bundeshauptstadt hat in diesen Wachstumsbranchen mittlerweile
den höchsten Beschäftigtenanteil Österreichs. Generell ist der Beschäftigtenanteil in der technologisch
höher entwickelten Sachgütererzeugung von 48 Prozent 1995 auf 57 Prozent 2008 gestiegen.
Obwohl Österreich kein Billiglohnland ist, sind die Arbeitskosten relativ moderat. Sie liegen im Mittelfeld
der "alten" EU-15. "Die Weltstadt Wien kann im Standortwettbewerb auf klare Kostenvorteile verweisen.
Das Angebot an Geschäftsflächen ist gut, die Büromieten liegen teilweise sogar unter manchen Städten
Osteuropas. Der Anstieg der Arbeitskosten seit 2000 ist gering - nur Deutschland liegt hier besser", sagt
Stefan Bruckbauer, stv. Chefökonom der Bank Austria.
Innovation als Rüstzeug für die Zukunft Einen wesentlichen Anteil an der Standortqualität Wiens
haben das starke Bildungsangebot sowie die hohe Forschungs- und Entwicklungsintensität. So liegt Wien mit
einer F&E Quote von 3,2 Prozent des BIP die deutlich über dem Österreich- Durchschnitt und erfüllt
damit bereits das "Barcelona-Ziel" der EU. Wenngleich selbst der Unternehmenssektor bei Forschung und
Entwicklung über dem Österreich-Durchschnitt liegt, profitiert die Bundeshauptstadt doch auch vom wichtigen
öffentlichen Sektor. "Mit Platz 24 unter mehr als 200 Regionen Europas im Regionalen Innovationsanzeiger
der EU ist Wien Österreichs Spitzenreiter. Doch damit darf man nicht zufrieden sein, die Anstrengungen zur
Etablierung Wiens als Top-Technologiestandort müssen weiterhin konsequent fortgesetzt werden", mahnt
Studienautor Bruckbauer.
Die Bevölkerungstrends unterstreichen das langfristige Zukunftspotenzial Wiens. Die Bevölkerung der Bundeshauptstadt
wird demnach innerhalb der nächsten 25 Jahre um über 15 Prozent wachsen und der Wirtschaft als höherer
Arbeitskräftepool zur Verfügung stehen. Da dieses Bevölkerungswachstum vor allem durch Zuwanderung
gespeist wird, aus den anderen Bundesländern und dem Ausland, werden Qualifizierungsmaßnahmen ausschlaggebend
für den künftigen Erfolg der Wiener Stadtwirtschaft sein.
Broschüre "Standort Wien": Wirtschaftsleitfaden und Ratgeber für Förderprogramme Die volkswirtschaftliche
Abteilung der Bank Austria hat zusammen mit den Regionaldirektionen Wien eine umfangreiche Broschüre erarbeitet,
die die Standortattraktivität, die Leistungsfähigkeit und das Wachstumspotenzial der Bundeshauptstadt
auf den Prüfstand stellt. Im zweiten Teil der Broschüre "Standort Wien" wird ein Überblick
über die Förderlandschaft mit nationalen Fördermaßnahmen und Kofinanzierungen durch die EU
gegeben. Als Mitglied der UniCredit Group kann die Bank Austria auf ein weltweites Netzwerk mit besonders intensiver
Ausrichtung auf Deutschland, Italien und den zentral- und osteuropäischen Raum zugreifen. Dieser Leitfaden
der Bank Austria soll dazu beitragen, dass Unternehmen - unabhängig davon, ob sie sich gerade in einer Gründungs-,
Konsolidierungs- oder Erweiterungsphase befinden - für die anstehenden wirtschaftlichen Herausforderungen
gut gerüstet sind. |