Bild "Der Liebesbrief" wird an Rechtsnachfolger in Israel persönlich überbracht
Wien (rk) - Auf Empfehlung der Wiener Restitutionskommission wird das Bild "Der Liebesbrief"
von Johann Nepomuk Schödlberger, aus dem Restitutionsfall "Ignaz und Clothilde Schachter" des Wien
Museums, nun an die Erben rückgestellt. Empfänger ist Fredi Weiss, der in Haifa, Israel, lebende Rechtsnachfolger
des Ehepaars Schachter. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny überreichte am 11.05. das zu restituierende
Bild an Hannah Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich, die sich bereit
erklärte, dieses im Rahmen eines seit längerem geplanten Israel-Besuches persönlich an Fredi Weiss
zu übergeben.
"Ich bin stolz auf die professionelle Arbeit der Museen der Stadt Wien und der Wiener Restitutionskommission
und freue mich ganz besonders, dass dieses Bild dem Rechtsnachfolger sogar persönlich überbracht wird.
Das zeigt, dass die Stadt Wien in ihren Restitutionsbemühungen von Kunst- und Kulturgegenständen keinerlei
Mühen scheut und neben der, über das Gesetz hinausgehenden aktiven Erbensuche, jede Gelegenheiten wahrnimmt,
um den Geschädigten zu ihrem Recht zu verhelfen", erklärte Mailath und bedankte sich bei Hannah
Lessing für die schöne Geste der persönlichen Übergabe.
"Wir haben im Nationalfonds immer wieder die Erfahrung gemacht, dass für die Überlebenden nicht
der materielle Aspekt der Entschädigung im Vordergrund steht, sondern die darin zum Ausdruck gebrachte Anerkennung
des erlittenen Unrechts. Deshalb ist es mir ein besonderes Anliegen, dem durch die persönliche Übergabe
Rechnung zu tragen", betonte Lessing.
Stand der Restitution in Wien
Die Museen der Stadt Wien haben sämtliche, etwa 23.400 Erwerbungen aus der NS-Zeit systematisch und, soweit
dies angesichts der vielfältigen Probleme möglich ist, auch die Erwerbungen der Zeit seit 1945, auf ihre
Rechtmäßigkeit überprüft. In der Wienbibliothek im Rathaus wurden seit 1999 in einem dreigliedrigen
Rechercheverfahren alle Erwerbungsvorgänge (die jeweils ein Objekt bis Tausende Objekte umfassen können)
der Jahre 1938-1946, sämtliche Akten der Bibliothek in den Jahren 1938-1950 sowie rund 40.000 Druckwerke der
Erwerbungsjahre 1938-1946 hinsichtlich ihrer Vorbesitzervermerke überprüft. Die Museen der Stadt Wien
haben bereits etwa 2.900 Objekte, das ist der Großteil der zu restituierenden Kunstgegenstände - aus
37 Sammlungen bzw. Sammlungsteilen - den ehemaligen Eigentümern bzw. deren Rechtsnachfolgern zurückgegeben.
In der Wienbibliothek waren dies knapp 2.400 inventarisierte Objekte und 24 zuvor nicht erschlossene Kartons. |