Lange Nacht der Kirchen ist ein großartiges Zeichen der Ökumene   

erstellt am
25. 05. 09

Buntes Programm von 18 Uhr bis 1 Uhr früh in ganz Österreich - Griechisch-orthodoxer Metropolit Staikos: "Miteinander der christlichen Kirchen nicht selbstverständlich nehmen".
Wien (langenachtderkirchen) - Die christliche Kirchen in Österreich laden am 5. Juni zur fünften "Langen Nacht der Kirchen". Zwischen Boden- und Neusiedlersee öffnen an diesem Tag über 700 Gotteshäuser nach einem landesweiten gemeinsamen Glockengeläut um 18 Uhr ihre Türen. Bis 1 Uhr früh werden österreichweit insgesamt mehr als 3.000 abwechslungsreiche Programmpunkte mit Diskussionen, Gottesdiensten, Führungen, Ausstellungen, Film, Tanz, Kabarett, Lesungen, Vorträge und viel Musik angeboten. Im vergangenen Jahr waren rund 275.000 Menschen - davon mehr als 120.000 allein in Wien - der Einladung zur "Langen Nacht" gefolgt.

In Wien sind in diesem Jahr wieder knapp 200 Kirchen mit mehr als 1.100 Programmpunkten vertreten. "Kirchen sind Orte des gelebten Glaubens, und engagierte Menschen gestalten aus der Lebendigkeit des Glaubens heraus dieses Programm, dass das Leben in unseren Kirchengemeinden widerspiegelt", betonte der katholische Bischofsvikar für Wien, Prälat Karl Rühringer, bei der Präsentation des Programms am Montag in Wien.

Bei der "Langen Nacht" sei "jeder willkommen", so Rühringer. Die Bandbreite der Veranstaltungen reiche von niederschwelligen bis zu anspruchsvollen Angeboten. Gerade in der Kirchennacht würden die Gotteshäuser zu "Orten der Gastfreundschaft"; gleichzeitig sollten die "spirituellen Schätze" der Kirchen und Gemeinschaften an diesem Abend spürbar werden, sagte Rühringer. Er hoffe, dass die "Lange Nacht" auch so manches Kirchenbild "verändern, korrigieren oder aufbrechen" werde.

Staikos: "In keinem anderen Land wäre das möglich"
Der griechisch-orthodoxe Metropolit Michael Staikos bezeichnete die "Lange Nacht der Kirchen" bei der Pressekonferenz in der orthodoxen St.-Georgs-Kirche als "weitere Frucht der ökumenischen Arbeit der Kirchen in Österreich". Auch wenn sie in diesem Jahr bereits zum fünften Mal veranstaltet werde, dürfe sie nicht als Selbstverständlichkeit betrachtet werden, appellierte der Metropolit: "Dahinter steckt eine lange Zusammenarbeit der Kirchen, eine gegenseitige Hochachtung, Respekt und Vertrauen".

Staikos wies darauf hin, dass etwa das Grußwort von Kardinal Schönborn im Programmheft zur "Langen Nacht" nicht an vorderster Stelle, sondern mitten unter den Vertretern der anderen christlichen Kirchen abgedruckt ist. "Glauben Sie, dass in einem anderen Land mit einer katholischen Mehrheitskirche oder in einem orthodoxen Land so etwas möglich wäre?", fragte Staikos: "Das kann nur in Österreich sein".

Der Wiener evangelische Superintendent Hansjörg Lein wandte sich gegen das Vorurteil, wonach Kirche für viele Menschen "etwas von gestern" sei. Lein: "Genau das Gegenteil ist der Fall und diese 'Lange Nacht der Kirchen', die in Österreich zur Tradition geworden ist, wird wieder das Zeichen setzen, dass Gott und mit seinem Geist begeistert, Lebendigkeit bringt und auch Verständigung möglich macht". Eingeladen seien alle Menschen, "besonders die, die nicht so leicht über die Schwelle einer Kirche hereinkommen".

Buntes Programm in Wien
In Wien beginnt die "Lange Nacht" am 5. Juni um 18 Uhr mit der ökumenischen Eröffnungsfeier in der evangelisch-lutherischen Stadtkirche in der Dorotheergasse. Vertreter aller christlichen Kirchen, u.a. Weihbischof Franz Scharl, Metropolit Staikos, der altkatholische Bischof John Okoro, Bischofsvikar Rühringer und die "Gastgeberin", Pfarrerin Ines Knoll, werden gemeinsam den Gottesdienst leiten. Die Predigt wird Thomas Hennefeld, der Landessuperintendent der Evangelisch-reformierten Kirche in Österreich, halten.

Zu den Höhepunkten der "Langen Nacht der Kirchen" in der Erzdiözese Wien zählen auch in diesem Jahr wieder Diskussionen über politische und gesellschaftliche Themen. Zwei Tage vor der EU-Wahl diskutieren etwa Kardinal Christoph Schönborn und der Politologe Anton Pelinka in der Kalvarienbergkirche über die Rolle und die Verantwortung von Politik und Religion für die Zukunft der Gesellschaft in Europa. Moderator der Diskussion (Beginn: 21.30 Uhr) ist ORF-"Zeit-im-Bild"-Moderator Gerald Groß. Um die Frage "Ethik - auch in der Politik?" geht es bereits um 20 Uhr in der Pfarre Hinterbrühl bei einem Gespräch zwischen Außenminister Michael Spindelegger und dem katholischen Publizisten und "Furche"-Herausgeber Prof. Heinz Nußbaumer. "Stargast" der "Langen Nacht der Kirchen" in der niederösterreichischen Pfarre Ternitz ist Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer. Er spricht ab 20 Uhr über das Thema "Sozialunion Europa - eine Utopie?" und stellt sich einer Podiumsdiskussion.

Zur "Kirche der Ausgetretenen" wird in der "Langen Nacht" die Franziskanerkirche in der Wiener Innenstadt. Ab 20 Uhr diskutieren dort u.a. Wissenschaftsminister Johannes Hahn, Franziskaner-Guardian P. Gottfried Wegleitner, der Leiter der Abteilung Kirchenbeitrag in der Erzdiözese Wien, Josef Weiss, und Hans Peter Hurka von der Plattform "Wir sind Kirche" über das Thema "Austritt aus der Kirche? - reden wir drüber".

Mehr als 250 Konzerte decken darüber hinaus jeden Musikgeschmack ab: beginnend beim gregorianischen Choral bis hin zu "Cardiac Move", den Gewinnern des Ö3-Nachwuchsband-Wettbewerbs "Soundcheck", die in der Jugendkirche St. Florian auftreten.

Der Stephansdom steht in der Kirchennacht im Zeichen des Haydnjahres. Rund 600 Kinder aus Wiener Singschulklassen, dem Kollegium der Singschule Wien, dem "mädchenchor.wien" und dem Wiener Kinderchor musizieren ab 19 Uhr Joseph Haydns "Die Jahreszeiten" für Kinder.

Ein besonderes Erlebnis wird in der Pfarrkirche Breitenfeld in Wien-Josefstadt geboten, wo Kammerschauspieler Franz Robert Wagner um 21.15 Uhr die "Himmelfahrtspredigt" von Abraham a Sancta Clara rezitiert.

Das gesamte Programm der "Langen Nacht" liegt am 5. Juni in den teilnehmenden Gotteshäusern auf und ist im Internet unter http://www.langenachtderkirchen.at abrufbar. Quelle: kathpress
     
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