Swoboda
und Schieder fordern effiziente Regulierung
Swoboda zu EU-Wahl: Soziale Zielsetzungen werden letztendlich Sieg davontragen
Wien (sk) - In einer gemeinsamen Pressekonferenz am 22.05. forderten Finanzstaatssekretär Andreas
Schieder und SPÖ-EU-Spitzenkandidat Hannes Swoboda eine effiziente Regulierung der Finanzmärkte. Swoboda
stellte klar, dass "wir ein wettbewerbsfähiges und soziales Europa brauchen." Zwar solle eine "Sozialunion
den nationalen Sozialstaat nicht ersetzen", sondern ihm ergänzend zur Seite gestellt werden, betonte
Swoboda. Schieder stieß in dasselbe Horn: "Der ungeregelte Finanzkapitalismus kann als gescheitert betrachtet
werden. Die Selbstregulierung der Märkte hat offenkundig versagt", jetzt gelte es, sich neue Konzepte
für eine beschäftigungsorientierte Wirtschaftspolitik zu überlegen. Beide waren sich einig, dass
die Sozialdemokratie am besten dafür geeignet ist, aus der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise die richtigen
Lehren zu ziehen, um eine neue globale, arbeitnehmerorientierte Wirtschaftsarchitektur zu schaffen.
"Wir müssen einen Weg finden, wie die EU die sozialen Ziele auch umsetzen kann. Wir brauchen kein Bekenntnis
abstrakter Natur, sondern konkrete Schritte, wie etwa Investitionen in Verkehr-, Umwelt- oder Bildungsinfrastruktur",
betonte Hannes Swoboda. Auch erinnerte er daran, dass eine 0,05-prozentige Finanztransaktionssteuer 190 Milliarden
Euro mehr in die Kassen der EU spülen würde. Deshalb verlangte Swoboda, dass "alles Geld, das im
EU-Budget nicht ausgegeben wird, in Beschäftigung fließt, um den Konjunktureinbruch zu stoppen."
Als weiteres Problem benannte Swoboda die Landflucht: "Es müssen von den zehn Prozent größten
Subventionsempfängern im Agrarbereich zehn Prozent der Förderungen in Arbeitsplätze im ländlichen
Raum investiert werden." Der Kritik, dass mehr Sozialstaat die Wettbewerbsfähigkeit der EU behindert,
kann Swoboda nichts abgewinnen. Für ihn ist klar: "Mehr soziale Verantwortung stärkt die Wettbewerbsfähigkeit."
Finanzstaatssekretär Andreas Schieder stellte klar, dass es "ein einheitliches EU-System der Finanzaufsicht"
geben müsse. Schieder forderte eine einheitliche europäische Position vor den nächsten G20-Gipfeltreffen:
"Zur Bewältigung der aktuellen Krise braucht es Antworten und Vorgaben der Politik." Vor allem in
Hinblick auf den kommenden Europäischen Rat Mitte Juni müssen gemeinsame Guidelines in Europa festgelegt
werden: "Wir setzen uns klar für eine Neuordnung der Finanzwirtschaft ein, die den Menschen und der Realwirtschaft
zugute kommt", so Schieder.
Schieder: Strengere Auskunftspflicht für Hedgefonds und Registrierungspflicht für Rating-Agenturen
"Der de Larosière-Bericht enthält sozialdemokratische Forderungen, wie zum Beispiel das
längerfristige Ziel einer einheitlichen europäischen Aufsicht", hier brauche es eine zentrale Behörde,
die auch Entscheidungskompetenz aufweise und Durchführungsverordnungen erlassen könne, betonte Schieder.
Überdies forderte Schieder eine strengere Auskunftspflicht für Hedgefonds, sowie eine Registrierungspflicht
von Rating-Agenturen und dafür eine entsprechende behördliche Überwachung.
Swoboda: Politische Mitbewerber paralysieren sich gegenseitig
Die anderen politischen Bewerber mahnte Swoboda: "Ich glaube, dass unsere sozialen Zielsetzungen letztendlich
den Sieg davontragen werden. Die Aufmehrsamkeit, die gewisse Parteien jetzt bekommen, können sie schlussendlich
nicht positiv umsetzen. Sie werden sich gegenseitig paralysieren." Und: "Einige sprechen jetzt emotionale
Erregung an, aber die Menschen werden denen das Vertrauen geben, die auch etwas umsetzen können. Ich bin niemand,
der nur Schlagworte vor sich herträgt und keine konstruktiven Antworten parat hat." |
Karas: Alte Hüte statt neuer Lösungen
Karas hat Forderung nach europaweiter Finanztransaktionssteuer bereits vorgelegt, Angriff
auf Bauern ist SPÖ-Stil von gestern
Wien (övp-pd) - "Nichts Neues von der SPÖ", kommentierte ÖVP-Europaklubobmann
Mag. Othmar Karas die Forderung von SPÖ-Spitzenkandidat Hannes Swoboda nach Einführung einer europäischen
Finanztransaktionssteuer. "Diese Forderung habe ich bereits vor Wochen erhoben. Sie ist auch Teil des ÖVP-Wahlprogramms.
Nur weil Swoboda jetzt eine fünfmal so hohe Steuer verlangt, wird das noch nicht zu einer Erfindung der SPÖ",
so Karas. Völlig abzulehnen für Karas sei jedoch der Angriff Swobodas auf die österreichische Landwirtschaft:
"Hier vermischt Swoboda in alter sozialdemokratischer Manier Äpfel mit Birnen. Die Reform der Gemeinsamen
Agrarpolitik steht nicht zur Debatte. Ich kämpfe darum, dass unsere Bauern einen fairen Preis für ihre
Arbeit bekommen. Die SPÖ will ihnen offenbar lieber noch mehr wegnehmen!"
Zu den Forderungen von Finanzstaatssekretär Andreas Schieder nach EU-weiten Regeln und Rahmenbedingungen für
den Finanzmarkt sagte Karas: "Schieder kennt zwar den Larosiere-Bericht, hat aber offenbar übersehen,
dass Rat und Parlament meinen Bericht zur EU-Bankenrichtlinie bereits beschlossen haben. Was Schieder heute als
Forderungen präsentiert, habe ich bereits umgesetzt. Die europäische Finanzmarktaufsicht kommt. Das ist
Beschlusslage von Rat und Parlament in meinem Bericht zur EU-Bankenrichtlinie. Die strengere Aufsicht der Hedgefonds
kommt. Der Kommissionsvorschlag liegt bereits vor, wir werden uns sofort nach der Wahl mit einer gründlichen
Überarbeitung dieses Vorschlags befassen. Und auch die Registrierungspflicht für Ratingagenturen ist
bereits beschlossen. Schieder ist also nicht auf dem neuesten Stand der EU-Politik. Das ist zwar nichts Neues für
die SPÖ. In der Krise braucht Österreich aber Vollprofis für Europa. Die besseren Argumente sind
daher nach wie vor klar dort, wo wir sind", so Karas abschließend. |
Lunacek: SPÖ hat kein Verständnis für die Herausforderungen der Zukunft
Grüne für ökologische Revolution am Arbeitsmarkt
Wien (grüne) - "Die SPÖ ist zu spät wie immer, denn sie hat kein Verständnis
für die Herausforderungen der Zukunft", meint die Spitzenkandidatin der Grünen zur Wahl zum Europäischen
Parlament, Ulrike Lunacek. Die Finanztransaktionssteuer zur Finanzierung eines Beschäftigungsprogrammes, hat
die SPÖ offenbar beim New Deal von den Europa-Grünen abgeschaut. "Aber selbst beim Abschreiben macht
Hannes Swoboda Fehler und scheitert", so Lunacek und weiter: "Was fehlt ist nämlich die Antwort
der SPÖ darauf, wofür diese Europäische Beschäftigungsinitiative wirksam werden soll."
Fest steht, dass der Wirtschaftsmotor der Zukunft Investitionen u.a. in die Energieunabhängigkeit und thermische
Sanierung ist. "Dort muss das Geld hineinfließen. Die Grünen sind entschieden für Arbeitsplätze
für Erneuerbare Energie, Energiesparen, in Forschung, Bildung und Soziales. Damit kann jetzt gemeinsam in
Europa nach der Industriellen- und der Informationsrevolution eine ökologische Revolution initiiert werden." |