Städtebund: Umfrage belegt hohe Qualität der Daseinsvorsorge
Daseinsvorsorge Kernthema des 59. Österreichischen Städtetages in Bruck/Leoben/Kapfenberg
Ende Mai
Wien (rk) - "Die Städterinnen und Städter haben zu Recht großes Vertrauen in
die Leistungen, die Österreichs Städte im Interesse der Öffentlichkeit tagtäglich erbringen",
so Städtebund-Präsident und Bürgermeister von Wien, Dr. Michael Häupl, anlässlich der
Präsentation der Studie "Städtebarometer" am 19.05.
Um festzustellen, welche Faktoren das Lebensgefühl der Bevölkerung in Österreichs Städten in
der derzeitigen Wirtschaftssituation beeinflussen, hat der Österreichische Städtebund eine Umfrage unter
den BewohnerInnen seiner 247 Mitgliedsgemeinden in Auftrag gegeben. Die von SORA im April durchgeführte Untersuchung
(Sample 1050 Personen) zeigt, dass die Bereiche Daseinsvorsorge, Arbeit und Aufstiegschancen, kulturelles Angebot,
Sicherheit, Chancen und Räume für Jugendliche und Angebote für Kinder für das Lebensgefühl
in den Städten ausschlaggebend sind.
Laut Studie spricht sich die überwältigende Mehrheit dagegen aus, Leistungen im öffentlichen Interesse
in private Hände zu geben. Am stärksten ausgeprägt ist dieser Wunsch bei der Trinkwasserversorgung
(für 89% der Befragten ist eine Erfüllung dieser Aufgabe durch die Stadt sehr bzw. ziemlich wichtig),
Gesundheitseinrichtungen (84%), Sozialen Diensten und Beratungsstellen für Menschen in Not (85%), Müllentsorgung
(80%), Kinderbetreuungseinrichtungen (81%), dem Öffentlichen Verkehr (79%) und Seniorenheimen (75%). "Je
näher die Leistung den Menschen direkt betrifft, wie etwa das Thema Gesundheit, desto wichtiger ist es ihm,
dass sie von der Stadt erbracht wird", so Mag. Eva Zeglovits, Sozialforscherin bei SORA.
Jetzt weiter in Daseinsvorsorge investieren
"Gerade in Zeiten wie diesen ist die Zuverlässigkeit, Qualität und Leistbarkeit der Leistungen im
öffentlichen Interesse für die BürgerInnen unverzichtbar. Und sie wissen, dass die Städte und
Gemeinden diese Leistungen garantieren können", so Häupl. Und weiter: "Ohne gut funktionierende
Daseinsvorsorge leidet die Zufriedenheit mit der Lebenssituation und die soziale Balance in den Städten sehr
stark. Daher ist es für Österreichs Städte umso wichtiger, jetzt in den Erhalt und Ausbau der Daseinsvorsorge
zu investieren". Als Wirtschaftsmotoren des Landes müssen die Städte jetzt Maßnahmen zur Konjunkturbelebung
setzen. Es sind vor allem kommunale Infrastrukturinvestitionen im Bereich der Daseinsvorsorge, also der Leistungen
im öffentlichen Interesse, die der Konjunktur wieder Schwung verleihen können und die für die Lebenssituation
der StädterInnen essentiell sind. Die finanziellen Mittel, die den Städten und Gemeinden in der derzeitigen
Situation zur Verfügung stehen, werden aber aufgrund sinkender Ertragsanteile und steigender Finanztransfers
immer geringer. Zudem bekommen Österreichs Städte und Gemeinden derzeit - wenn überhaupt - nur zu
äußerst schlechten Konditionen von den Banken Kredite. Eine Umfrage unter den Mitgliedern des Österreichischen
Städtebundes hat ergeben, dass diese in den Jahren 2009 und 2010 Investitionen von mehr als 2 Mrd. Euro tätigen
könnten, sofern eine ausreichende und günstige Finanzierung gewährleistet ist. "Österreichs
Städte können rasch und umfassend investieren und dadurch Arbeitsplätze vor Ort erhalten und schaffen.
Man muss uns nur lassen", so Häupl.
Städtebarometer - weitere Ergebnisse
Neben dem Bereich der Daseinsvorsorge spielen folgende Faktoren eine wichtige Rolle für eine hohe städtische
Lebenszufriedenheit:
* Soziale Aufstiegschancen: Insgesamt sind etwas mehr als die
Hälfte der StadtbewohnerInnen mit den sozialen Aufstiegschancen
sehr oder ziemlich zufrieden. Je größer die Stadt, desto
zufriedener sind die Menschen mit den sozialen Aufstiegschancen.
Chancen und Räume für Jugendliche: Nur jeder Vierte hat eine Meinung zu dieser Thematik. Ansonsten gibt
es mehr Zufriedene als Unzufriedene.
* Sicherheit: Fast 90 Prozent der StadtbewohnerInnen fühlen sich
in ihrer Heimatstadt sehr oder ziemlich sicher. In kleineren
Städten ist das Sicherheitsempfinden stärker ausgeprägt als in
größeren.
* Kulturelles Angebot: Fast 70% der BewohnerInnen von Österreichs
Städten sind damit sehr oder ziemlich zufrieden. In größeren
Städten ab 100.000 EinwohnerInnen ist die Zufriedenheit
besonders hoch ausgeprägt.
* Lärm ist ein relevanter Störfaktor für die Lebenszufriedenheit.
BewohnerInnen großer Städte sind davon mehr betroffen als jene
kleiner Städte.
"Wir haben diese Art der Untersuchung heuer erstmals durchgeführt und werden ab jetzt jährlich die
Themenbereiche Daseinsvorsorge und städtisches Lebensgefühl abfragen", so Städtebund-Generalsekretär
Dr. Thomas Weninger.
Basisdaten zum "Städtebarometer"
2008 lebten rund 50 Prozent der österreichischen Bevölkerung im städtischen Bereich. Der Zuzug in
Österreichs Städte hält ungebrochen an. Innerhalb nur eines Jahres sind die 73 Städte in Österreich
mit 10.000 EinwohnerInnen und mehr um 0,6 Prozent gewachsen, von 3.680.000 auf 3.703.000 EinwohnerInnen. In absoluten
Zahlen beträgt der Zuwachs somit 23.000 EinwohnerInnen.
Von diesen 73 Städten haben 47 Städte zwischen 10.000 und 20.000 EinwohnerInnen (in Summe rund 615.000
Menschen), 20 zwischen 20.000 und 100.000 (in Summe rund 700.000 Menschen) und 5 mehr als 100.000 EinwohnerInnen
(in Summe rund 2,39 Mio. Menschen).
Städtetag in der Hochsteiermark
Vom 27. bis zum 29. Mai findet in Bruck an der Mur, Leoben und Kapfenberg der 59. Österreichische Städtetag
statt. Der Städtetag 2009 steht unter dem Leitmotiv "Da sein. Stark sein. Stadt sein". Gerade in
einer wirtschaftlich und sozial prekären Situation ist es wichtig, dass sich Österreichs Städte
mit den Themenbereichen Daseinsvorsorge und Städte, Regionale Kooperationen, Finanzierung von Sozialdienstleistungen
sowie Bildung intensiv auseinandersetzen", so Städtebund-Generalsekretär Weninger.
Der Österreichische Städtetag ist die jährlich stattfindende Generalversammlung des Österreichischen
Städtebundes und seiner 250 Mitgliedsstädte und -gemeinden. Erstmals findet die Veranstaltung in drei
Städten statt. 800 BürgermeisterInnen, Stadt- und GemeinderäteInnen sowie in- und ausländische
Gäste werden in der Hochsteiermark erwartet. Am Eröffnungstag werden u.a. Bürgermeister und Städtebund-Präsident
Dr. Michael Häupl, Bundespräsident Dr. Heinz Fischer und Innenministerin Dr. Maria Fekter das Wort ergreifen.
Die Festrede hält in diesem Jahr der Oberbürgermeister der Stadt München, Christian Ude. Am 29.
Mai werden die SpitzenkandidatInnen für die EU-Wahl der im österreichischen Parlament vertretenen Parteien
über die Bedeutung der Kommunen für Europa und die Rolle der Daseinsvorsorge diskutieren. |