20. Verleihung zum 90. Geburtstag von Prof. Ernst Brandl
Innsrbuck (universität) - Der Biochemiker Dr. Clemens Achmüller wurde am 18.05. im Rathaus
der Stadt Schwaz mit dem Prof. Ernst-Brandl-Preis ausgezeichnet. Er erhielt den mit 4.000 Euro dotierten Preis
für die Entwicklung eines neuen Verfahrens, mit dem moderne Medikamente ökonomischer hergestellt werden
können. Ernst Brandl, Mitentdecker des säurestabilen Penicillins und Namensgeber des Preises, wäre
in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden.
„Clemens Achmüller beeindruckte die Jury des Prof. Ernst-Brandl-Preises mit einer überzeugenden Forschungsarbeit
und zwei daraus erfolgten Patentanmeldungen“, sagte Prof. Tilmann Märk, Vizerektor für Forschung der
Universität Innsbruck, bei der Preisverleihung in Schwaz. Dort wurde heute bereits zum zwanzigsten Mal der
Wissenschaftspreis der Prof. Ernst Brandl-Stiftung vergeben. Preisträger Dr. Clemens Achmüller hat gemeinsam
mit Mitarbeitern des Austrian Center of Biopharmaceutical Technology (ACBT) ein Verfahren entwickelt, mit dem moderne
Medikamente ökonomischer hergestellt werden können und das bereits von den Pharmaunternehmen Sandoz und
Boehringer Ingelheim Austria industriell eingesetzt wird. Die Medikamentenhersteller erzielen damit eine bis zu
40-fache Steigerung der Produktivität gegenüber herkömmlichen Verfahren. Seine Forschungen hat Achmüller
am Institut für Biochemie der Universität Innsbruck durchgeführt und zusammen mit Koautoren in der
renommierten Fachzeitschrift Nature Methods veröffentlicht.
Hochreine Wirkstoffe
Genetisch veränderte Colibakterien werden seit Jahrzehnten für die industrielle Produktion von
therapeutischen Proteinen verwendet. Allerdings unterscheiden sich die Proteine aus Bakterien leicht von jenen
in menschlichen Zellen. In der Wirkstoffherstellung sind deshalb aufwendige und teure Verfahren notwendig, um diese
Unterschiede zu beseitigen und hochreine Produkte herzustellen. Clemens Achmüller hat ein System entwickelt,
das die selbstspaltende Funktion eines Enzyms des Schweinepest-Virus dazu zweckentfremdet. Weil aber das natürlich
vorkommende Enzym für die biotechnologische Anwendung unbrauchbar war, mussten die Forscher im Labor zunächst
eine verbesserte Version konstruieren. In dem von Achmüller entwickelten Verfahren wird das therapeutische
Protein mit Hilfe dieses Enzyms quasi in eine Schutzkappe eingeschlossen, die es vor unerwünschten chemischen
und enzymatischen Veränderungen schützt. Nach der Selbstspaltung liegt das Wirkstoffmolekül dann
in der gewünschten Form vor.
Erfolgreicher Nachwuchswissenschaftler
Clemens Achmüller wurde 1976 geboren. Er begann zunächst ein Physikstudium an der Universität
Innsbruck und wechselte dann zum Studium der Biologie mit Schwerpunkten in Molekularbiologie und Biochemie. 2003
schloss er das Studium ab, drei Jahre später erfolgte die Promotion. Von 2006 bis 2008 forschte Clemens Achmüller
als Post-Doktorand am Institut für Biochemie der Universität Innsbruck. Seit dem Vorjahr ist er Universitätsassistent
an der Univ.-Klinik für Neurologie der Medizinischen Universität Innsbruck. Für seine Forschungsarbeiten
erhielt Achmüller bereits den Austrian Life Science Award 2007.
Verbindung von Wissenschaft und Sozialem
Der Preis der Prof.-Ernst-Brandl-Stiftung wird jedes Jahr vergeben und besteht aus zwei Teilen: Der erste,
wissenschaftliche Teil richtet sich vor allem an Arbeiten im Bereich der Life Sciences, die das Wohlergehen der
Menschheit zum Ziel haben, einen umweltschonenden Umgang mit Ressourcen ermöglichen, die Ernährung für
Menschen und Tiere sicherstellen oder die Lösung von Umweltproblemen beinhalten. Der zweite Teil des Preises
wird für soziale Einrichtungen vergeben. In diesem Jahr wurden dabei das SOS Kinderdorf in Imst, die Lebenshilfe
Tirol, der Sozialfonds der Stadt Schwaz, der Franziskaner-Ordens-Konvent, die Dekanatskirche Maria Himmelfahrt
und die Pfarrkirche St. Barbara in Schwaz bedacht. Die Stiftung geht zurück auf Prof. Ernst Brandl, der im
Jahre 1952 gemeinsam mit Dr. Hans Margreiter säurestabiles Penicillin entwickelt hat, was die Verabreichung
des Antibiotikums in Form von Tabletten oder Sirup ermöglichte. |