Wien (wifo) - Während die gute Konjunktur der Vorjahre
im 1. Halbjahr 2008 in Österreich noch anhielt, war ab der Jahresmitte und verstärkt zum Jahresende hin
ein deutlicher Abschwung zu beobachten. Die Wirtschaftsindikatoren für das gesamte Jahr 2008 spiegeln aufgrund
dieses unterjährigen Wachstumsverlaufs das ganze Ausmaß der Krise nicht wider. Dies gilt auch für
das regionale Wachstumsmuster: In den Industriebundesländern Ober- und Niederösterreich, Vorarlberg und
Steiermark lag das Wachstum noch über dem Österreich-Durchschnitt, obwohl die exportorientierte Sachgütererzeugung
von der Rezession am stärksten und sehr früh betroffen war. Auch in Tirol expandierte die Bruttowertschöpfung
real überdurchschnittlich, während das Burgenland, Kärnten und Wien den geringsten Anstieg verzeichneten
und auch Salzburg unter dem Durchschnitt blieb. Da der Arbeitsmarkt auf Konjunkturschwankungen im Allgemeinen verzögert
reagiert, wurde die Beschäftigtenzahl 2008 noch in allen Bundesländern deutlich erhöht im Westen
stärker als im Osten. Auch die Arbeitslosenquote ging mit Ausnahme von Salzburg durchwegs zurück.
Die Analyse der Sachgüterproduktion beruht diesmal auf dem Produktionsindex, der von einem konstanten Güterbündel
der Produktion im Basisjahr 2005 ausgeht. Die Abschwächung der Exportdynamik aufgrund der Konjunkturverlangsamung
war mit einem verlangsamten Wachstum der Sachgüterproduktion verbunden, das nur mehr +0,8% betrug. Mit Ausnahme
von Wien, dessen Sachgütererzeugung weniger exportorientiert ist, verzeichnete der Sektor in allen Bundesländern
geringere Produktionssteigerungen als in den Jahren zuvor. Dennoch war die Eintrübung der Industriekonjunktur
regional sehr unterschiedlich ausgeprägt in Ostösterreich schwächer als in der exponierteren Industrie
im Westen und auch im Süden Österreichs. Im Burgenland, in Kärnten, Salzburg und Tirol schrumpfte
die reale Produktion. In allen Bundesländern verstärkten sich gegen Jahresende die Anzeichen einer tiefergehenden
Krise; im IV. Quartal überstieg die Produktion das Vorjahresniveau nur mehr in Wien und Niederösterreich
leicht, in Vorarlberg blieb sie bereits geringfügig, in allen anderen Bundesländern deutlich darunter.
Der Abschwung betraf nahezu alle Branchen der Sachgütererzeugung, nur der Maschinenbau sowie die inlandsmarktdominierte
Nahrungs- und Genussmittelindustrie verzeichneten 2008 ein höheres reales Produktionswachstum als 2007.
Aufgrund einer statistischen Umstellung stehen Informationen über die Produktionsentwicklung nach Sektoren
nur sehr beschränkt zur Verfügung; dies erschwert die Analyse des regionalen Konjunkturverlaufs sehr.
So konnte in der Bauwirtschaft aufgrund der statistischen Umstellung die Produktion des Baunebengewerbes nicht
berücksichtigt werden, die immerhin 40% des gesamten Bauproduktionswertes umfasst. 2008 entwickelte sich der
Bausektor zwar sehr dynamisch, allerdings zogen Kapazitätsengpässe beträchtliche Preissteigerungen
nach sich, sodass die Bruttowertschöpfung real nur mäßig ausgeweitet wurde. Der Tiefbau erwies
sich als Wachstumsmotor der Bauwirtschaft und profitierte von der massiven Steigerung der öffentlichen Investitionen;
der Hochbau blieb dagegen zurück. Die öffentlichen Bauausgaben bestimmten auch das regionale Wachstumsmuster:
Wien und Niederösterreich profitierten besonders, während die Nachfrage nach Hochbauleistungen im Burgenland,
in der Steiermark und in Kärnten schwach war. In Oberösterreich und Salzburg entwickelte sich die Bauwirtschaft
durchschnittlich. Vorarlberg erzielte im 2. Halbjahr 2008, Tirol im 1. Halbjahr relativ hohe Wachstumsraten im
Hochbau.
Die Tourismusumsätze und die Zahl der Übernachtungen nahmen 2008 deutlich zu. Weil die Entwicklung der
Sommer- und der Wintersaison ausgewogen war, fielen die regionalen Unterschiede gering aus. Die größte
Dynamik war in
Wien zu beobachten, dessen Tourismuswirtschaft vom ungebrochenen Trend zu Kultur- und Besichtigungsreisen profitiert,
während Kärnten u. a. wegen schlechter Wetterbedingungen am unteren Ende der regionalen Wachstumsskala
rangierte.
Die Entwicklung des Einzelhandels wurde durch die geringe Steigerung des privaten Konsums angesichts von Rezessionsängsten
und schwachen realen Einkommenserhöhungen gedrückt; je nach Datenquelle stagnierten die Umsätze
oder gingen sogar zurück. Die gute Tourismusentwicklung in Westösterreich begünstigte auch den Handel,
während der Sektor im Süden Österreichs erhebliche Umsatzeinbußen erlitt. |