NÖ Tischler steuern mit Kooperationen gegen die Krise  

erstellt am
02. 06. 09

St. Pölten (nöwpd) - Niederösterreichs 1.560 Tischlereibetriebe kommen auch in der derzeitigen Wirtschaftslage ganz gut zurecht. "Ich mache mir speziell um die kleinen, flexiblen Betriebe derzeit noch keine Sorgen", sagt der Landesinnungsmeister der NÖ Tischler, Gottfried Wieland.

"Wer in der Vergangenheit mit Maß und Ziel investiert hat, ohne viel Fremdkapital, und wer auf die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter gesetzt hat, für den macht sich das jetzt bezahlt", betont Wieland. Es sei heute besonders wichtig, den Kunden "alles aus einer Hand anbieten zu können", erinnert der Tischler-Innungschef an die Bedeutung von Kooperationen. "Wer klug mit seinen Kollegen in der Branche und in der Region zusammenarbeitet, der hat auch jetzt eine gute Auftragslage", so Wieland im Gespräch mit dem NÖ Wirtschaftspressedienst.

Gerade "in Zeiten, wo man sich nicht alles leisten kann oder will, da wird vermehrt ins eigene Heim investiert", hat Wieland beobachtet. Aufgefallen ist ihm auch, "dass früher alles neu sein musste, jetzt bemerken die Kunden, dass vieles auch saniert werden kann" - und da sei der Handwerker aus der Nachbarschaft gefragt, dem man vertrauen kann.

Während die kleinen Betriebe laut Wieland also gut zurecht kommen, sei es für die mittleren Betriebe - mit etwa 20 bis 50 oder 60 Mitarbeitern - "deutlich schwerer geworden. Die haben entsprechend höhere Kosten", so Wieland. Und sie würden vielfach von öffentlichen Aufträgen abhängen. "Die gibt es zwar nach wie vor, aber die Preise sind eingebrochen", schildert er die Probleme in diesem Teil der Branche.

Den spezialisierten Großbetrieben, die sich etwa auf Fußböden oder Sicherheitstüren konzentrieren, gehe es ebenfalls "ganz gut", berichtet Wieland, lediglich Niederösterreichs größte Tischlerei, die Firma List in Edlitz mit rund 450 Mitarbeitern, sei von der Krise in Mitleidenschaft gezogen worden. List ist eine der wenigen heimischen Tischlereien, die auch im Export tätig sind. Zu den Geschäftssparten gehört unter anderem Yacht- und Schiffs-Interieur bzw. Einrichtungen für die Tourismusbranche. Im Unternehmen arbeitet man derzeit in Kurzarbeit.

Die Zahl der Beschäftigten in den niederösterreichischen Tischlereien liegt seit Jahren unverändert bei rund 8.000. Die Tischler im Land gehören zu den wichtigsten Lehrlingsausbildnern, "bei den Burschen liegen wir in Niederösterreich auf Platz drei", erläutert Wieland. Mädchen würden sich derzeit weniger für diesen Beruf interessieren. Der Trend, dass Mädchen in den Tischlerberuf drängen, "ist nicht mehr sichtbar, es gibt aber eine Reihe von Meisterinnen", so Wieland.

Ein anderer Trend kommt den Tischlern aber sehr wohl zugute: Beim Holz haben die Modefarben gewechselt. Waren früher vorwiegend helle Holzarten, speziell Birke oder Ahorn, gefragt, so "geht der Trend jetzt zu dunkleren, wärmeren Tönen, zu Nussholz, Kirsche und Eiche. Auch der "Holzboden aus der Natur in der Wohnung" ist wieder gut im Rennen, ebenso wie die traditionelle Kastenbauweise bei Fenstern, die für die Sanierung von alten Häusern verwendet werden.

Die Tischler kommen auch immer mehr zum Zug, wenn es um "barrierefreies Wohnen geht", berichtet Wieland: "Das beginnt beim Türstaffel und endet bei der Behinderten-Küche." Er selbst habe gerade für eine Kundin im Rollstuhl eine ganz spezielle Küche gefertigt. Es zahle sich übrigens durchaus aus, den Tischler zu kontaktieren, wirbt Wieland für seine Branche, denn in den Möbelhäusern zeichne sich immer deutlicher ab, "dass man nur noch zwischen ganz billig oder hoch-qualitativ wählen kann." Und bei hoch-qualitativen Möbeln biete der Tischler ganz einfach mehr Individualität und Maßgenauigkeit an.
     
Informationen: http://www.die-tischler.at    
     
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