Bank Austria Konjunkturindikator steigt im Mai erstmals seit Mitte 2007 an, bleibt aber deutlich
im negativen Bereich
Wien (ba) - "Der seit Mitte 2007 anhaltende Abwärtstrend des Bank Austria Konjunkturindikators
ist gestoppt. Nachdem sich bereits im April eine Stabilisierung angekündigt hatte, ist der Indikator im Mai
um immerhin 0,4 Punkte auf aktuell minus 2,5 angestiegen", sagt der stellvertretende Chefökonom der Bank
Austria Stefan Bruckbauer. Die Trendwende hat sich auf breiter Basis vollzogen, denn alle Einzelkomponenten weisen
verbesserte Werte auf. Insbesondere die Stimmung der österreichischen Konsumenten hat sich vom Allzeittief
des Vormonats wieder entfernt. Die Steuerreform, die mit 1. April in Kraft trat, ist nun in den Lohntüten
spürbar, was die sich weiter verschlechternde Arbeitsmarktlage mehr als kompensierte. In der europäischen
Industrie hat sich im Mai die langsame Aufhellung der negativen Geschäftserwartungen fortgesetzt. Weniger
stark zurückgehende Neuaufträge, geringer schrumpfende Auftragspolster und etwas günstigere Preistrends
stützten eine leichte Verbesserung, die sich auch in der Stimmung der heimischen Industrie niederschlug. Die
Geschäftserwartungen in Österreich sind nun weniger pessimistisch als im ersten Quartal dieses Jahres.
"Der aktuelle Bank Austria Konjunkturindikator befindet sich noch immer auf sehr tiefem Niveau und klar im
negativen Bereich. Die leichte Aufwärtsbewegung im Mai zeigt daher ausschließlich, dass sich die Talfahrt
nach dem schlimmen Jahresbeginn nun langsam einzubremsen beginnt", so Bruckbauer.
Geringeres Minus im zweiten Quartal
Derzeit verliert der österreichische Konjunkturmotor allerdings weiter erheblich an Drehzahl. "Nach
dem drastischen Rückgang des BIP zu Jahresbeginn um 2,6 Prozent zum Vorquartal ist die österreichische
Wirtschaft auch in der Periode April bis Juni stark geschrumpft; mit einem Minus von geschätzten 0,5 Prozent
jedoch bereits deutlich geringer als zuvor", meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die günstigeren
Umfrageergebnisse und die Stabilisierung des Bank Austria Konjunkturindikators in den vergangenen zwei Monaten
werden durch erste Frühindikatoren bestätigt. Der Einbruch in der Industrieproduktion hat sich Ende des
ersten Quartals zu stabilisieren begonnen und der Rückgang bei den Exporten hat deutlich abgenommen.
Inflation kommt zum Stillstand
Unterstützt durch die schwächere Konjunkturentwicklung und maßgeblich beeinflusst durch
den Abwärtstrend bei den Energiepreisen und der generellen Preiskorrektur im Rohstoffbereich, insbesondere
bei Agrarrohstoffen, ist die Teuerung mittlerweile auf das tiefste Niveau seit rund zehn Jahren gesunken. Nach
Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria wird die Inflation im Juni sogar zum Stillstand kommen und
in den Sommermonaten aufgrund der dämpfenden Basiseffekte der Rohstoffpreise kurzfristig in den negativen
Bereich fallen. Zwar zeigt der unterliegende Preistrend wegen weltweit bestehender Überkapazitäten weiter
nach unten, die vermehrten Signale einer Stabilisierung der Konjunktur sowie die expansive Geld- und Fiskalpolitik
lassen mittelfristig die Inflationserwartungen jedoch ansteigen. Solange die Geld- und Fiskalpolitik expansiv bleibt,
ist eine klassische Deflation nicht zu erwarten. Vielmehr wird, auch unterstützt durch den jüngsten Anstieg
des Ölpreises, die Inflation bis zum Jahresende wieder anziehen. "Im Jahresdurchschnitt 2009 erwarten
wir eine Inflationsrate von 0,4 Prozent und auch 2010 bleibt die Preisentwicklung mit durchschnittlich 1,1 Prozent
sehr moderat", prognostiziert Pudschedl.
Erst 2013 wieder auf Vorkrisenniveau
Der aktuelle Konjunkturindikator zeigt zwar eine deutliche Drosselung des Abschwungs, die österreichische
Wirtschaft strebt jedoch nur langsam dem Konjunkturtiefpunkt zu. Nach Einschätzung der Ökonomen der Bank
Austria ist auch im zweiten Halbjahr mit einem – wenn auch nur leichten - Rückgang des BIP zu rechnen. Erst
nach dem Jahreswechsel dürfte die österreichische Wirtschaft wieder auf einen verhaltenden Wachstumspfad
einschwenken können. Entscheidend dafür ist die Entwicklung der globalen Nachfrage, die sich in einem
dann zunehmend von geld- und fiskalpolitischer Verknappung geprägten Umfeld nur moderat beleben wird. "Nach
dem deutlichen Minus um 3,5 Prozent im laufenden Jahr 2009 ist auch im nächsten Jahr kein Wirtschaftswachstum
zu erwarten. Wir gehen für 2010 von einem geringen BIP-Rückgang um 0,3 Prozent aus", meint Bruckbauer,
"Da mittelfristig nur mit einer zurückhaltenden Konjunkturaufhellung zu rechnen ist, wird die österreichische
Wirtschaft erst in etwa vier bis fünf Jahren wieder das reale Wohlstandsniveau von vor Beginn der Krise erreicht
haben." |