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Evangelisch-theologischer Ehrendoktor für Desmond Tutu |
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Universität Wien ehrte den südafrikanischen Friedensnobelpreisträger Wien (epd Ö) - Das Ehrendoktorat aus evangelischer Theologie hat die Universität Wien dem südafrikanischen Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu verliehen. Die Universität würdige damit die "außerordentlichen" Leistungen des früheren anglikanischen Erzbischofs von Kapstadt um die Begründung und Entwicklung der "Ubuntu"-Theologie, bekannt auch als Befreiungstheologie, so Rektor Georg Winckler bei der akademischen Feier am 12.06. im Großen Festsaal der Universität. Die Initiative zur Verleihung des Ehrendoktorats kam von der Evangelisch-theologischen Fakultät. Damit sollen Tutus Leistungen als Theologe herausgestrichen werden, sagte der ebenfalls aus Südafrika stammende Dekan der Fakultät, James Loader, in seiner Laudatio. Tutu habe mit seiner wissenschaftlichen Arbeit "Menschen und die Theologie in die Höhe gehoben" und der Theologie zu einem "neuen Gesicht" verholfen, dem einer "Theologie des Mitgefühls und der menschlichen Solidarität". Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf das akademische Leben bezeichnete Loader als "enorm". Letztlich, so Loader, habe Tutu in seiner Biografie "mehr Auszeichnungen erhalten als die Universität Wien je vergeben hat". Desmond Tutu erinnerte in seinen Dankesworten an die ersten demokratischen Wahlen vor rund 15 Jahren in Südafrika. Mit der Wahl Nelson Mandelas zum ersten schwarzen Präsidenten eines freien, demokratischen Staates sei Wirklichkeit geworden, woran viele in den Jahren davor nicht geglaubt hätten. Der Friedensnobelpreisträger dankte für die "Hilfe auf dem Weg zur Freiheit", die sich auch in der Beteiligung bei Demonstrationen oder in Boykotten des Apartheit-Regimes ausgedrückt habe. Anders als von manchen befürchtet habe danach in Südafrika nicht Rache das Leben bestimmt, vielmehr sei Nelson Mandela, den Tutu als "Ikone der Versöhnung" bezeichnete, den Weg der Vergebung gegangen. Angesichts der schrecklichen Situation etwa in Sri Lanka, in Pakistan, in Afghanistan, im Irak oder im Gaza-Streifen rief Tutu dazu auf, weiterhin nicht die Hoffnung aufzugeben. Die hoffnungsvollen Entwicklungen in Südafrika zeigten, dass "Gott in die Welt" gekommen sei. Irgendwann, so der Friedensnobelpreisträger wörtlich, "beißen die Hitlers dieser Welt, die Mussolinis, Francos oder Idi Amins alle ins Gras". Tutu: "Eines Tages werden auch Juden und Palästinenser friedlich Seite an Seite leben, weil diese Welt die Welt Gottes ist." Benefizkonzert mit Startenor Johan Botha Zu Gunsten der "Desmond Tutu HIV Foundation" findet am Samstag, 13. Juni, um 17 Uhr ein Benefizkonzert in der Lutherischen Stadtkirche Wien statt. Als besonderer Gast singt Startenor Johan Botha, Kammersänger an der Wiener Staatsoper und gebürtiger Südafrikaner. Weiters wirken mit die junge Sopranistin Marelize Gerber, ebenfalls aus Südafrika, Katrin Auzinger und der Albert-Schweitzer-Chor. Die Gesamtleitung hat Landeskantor Matthias Krampe. Dr. Desmond Tutu, geb. 1931 in Südafrika, ist einer der weltweit bedeutendsten Theologen, der die klassische Befreiungstheologie weiterentwickelt und als "public theology" international etabliert hat. Tutus Wirken hat nicht nur im Post-Apartheid-Südafrika, sondern auch international ein enormes Echo gefunden. Tutu hat die Ubuntu-Theologie im Kontext des südafrikanischen Apartheid-Regimes vor dem kolonial-europäischen theologischen Hintergrund der Dominanz der Weißen entwickelt und konnte sie im Zuge seiner Arbeit als Vorsitzender der Wahrheits- und Versöhnungskommission entfalten. Das Wort Ubuntu, das aus der südafrikanischen Nguni-Sprache kommt, lässt sich mit Begriffen wie "Menschlichkeit" und "Gemeinsinn" umschreiben. Ubuntu ist zunächst eine afrikanische Lebensphilosophie und beschreibt das Bewusstsein, dass man selbst Teil eines Ganzen ist. Sie beruht auf einer Grundhaltung, die sich auf wechselseitigen Respekt und Anerkennung, Achtung der Menschenwürde und das Bestreben nach einer harmonischen und friedlichen Gesellschaft stützt. Desmond Tutu hat die Grundeinsichten dieser afrikanischen Lebensphilosophie in die Theologie integriert. "Ich hoffe, ihr werdet Träumende von Gottes Welt! Und ihr nutzt euer Diplom, um an einer besseren Welt zu arbeiten", begrüßte Desmond Tutu Studierende Evangelischer und Katholischer Theologie und Stipendiaten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften am Vormittag des 13.06. in der Alten Universitätskirche in Wien. In seiner saloppen Art stellte sich der Friedensnobelpreisträger und Alterzbischof aus Südafrika den Fragen der zukünftigen Akademikerinnen und Akademiker. "Vergeben bedeutet nicht, jemandem einen Gefallen zu tun. Das tut man für sich selbst und seine Gesundheit", sagte Tutu auf die Frage hin, wie er die Opfer der Apartheid heute lehre, zu vergeben. "In der afrikanischen Tradition heißt es: Ich kann nur ich selbst sein, wenn du du bist", erklärte Tutu weiter. Das funktioniere nur, wenn Harmonie herrsche. Daher seien Rache oder Ärger fehl am Platz. Sie erhöhten nur den Blutdruck, so der Südafrikaner schmunzelnd. Freilich seien manche Menschen noch nicht bereit zu vergeben. "Ich kann das nicht für sie tun, und sie können auch nicht dazu gezwungen werden", betonte der Alterzbischof. Auf die Frage, woher er trotz seines Alters all die Energie nehme, mit so viel Enthusiasmus über Frieden und Versöhnung zu predigen, antwortete Tutu: "Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich sehr viel Unterstützung bekomme." Er werde getragen von den vielen, die für ihn beten, von der Zeit der Stille und dem Bewusstsein, dass er zu den wundervollen Menschen gehöre, die Gott erschaffen habe, so der Friedensnobelpreisträger. Anlässlich der Verleihung des Ehrendoktorats der Evangelischen Theologie durch die Universität Wien war Tutu von Freitag, 12. Juni, bis Samstag, 13. Juni, nach Wien gekommen. Am Samstagabend stand zu seinen Ehren ein Benefizkonzert für Tutus HIV-Foundation in der lutherischen Stadtkirche auf dem Programm, bei dem auch der aus Südafrika stammende Startenor Johan Botha auftrat. |
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Informationen: http://www.evang.at | ||
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