Österreichische Firmen sind erfolgreich im Export von Dienstleistungen   

erstellt am
15. 06. 09

Wien (oenb) - Die Oesterreichische Nationalbank präsentierte am 15.06. im Rahmen eines Journalistenseminars erste Ergebnisse einer Firmenanalyse zum Thema "Wer dominiert Österreichs Handel mit Dienstleistungen?". Mit diesem neuen Statistikangebot ist es erstmals möglich, die Akteure im Dienstleistungshandel und die Faktoren für eine erfolgreiche Exportentwicklung zu identifizieren. In den vergangenen zehn Jahren konnte Österreich neben dem Tourismus zunehmende Einnahmen aus dem breiten Spektrum unternehmensnaher Dienstleistungen lukrieren. Bislang bleibt jedoch das Volumen des Dienstleistungsexports hinter jenem der Güter zurück. Durch umfassendes Wissen über die Strukturen im Dienstleistungshandel können Ansatzpunkte für Wirtschaft und Politik geschaffen werden, um sich erfolgreich auf Zukunftsmärkten zu positionieren.

"2008 war neuerlich ein erfolgreiches Jahr für die österreichische Außenwirtschaft", eröffnete Aurel Schubert, Direktor der Hauptabteilung Statistik, dieses Journalistenseminar. Trotz ersten Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise konnte ein Leistungsbilanzüberschuss von knapp 10 Mrd Euro oder 3,5% des BIP erzielt werden. Damit verzeichnet die österreichische Außenwirtschaft seit rund einem Jahrzehnt einen deutlichen Aufwärtstrend, so dass die heimische Volkswirtschaft als Ganzes nicht auf Finanzierung aus dem Ausland angewiesen ist.

"Der wesentliche Beitrag zum außenwirtschaftlichen Erfolg stammt aus dem Export von Dienstleistungen", erklärte Direktor Schubert. Laut Welthandelsorganisation belegt Österreich den 23. Rang unter den führenden Exportnationen im Güterhandel, im Dienstleistungshandel Rang 21. Dabei ist Österreich kein reines Reiseverkehrsland mehr, sondern stellt ein modernes, vielfältiges Leistungsangebot zur Verfügung. Einnahmen aus dem breiten Spektrum unternehmensnaher Dienstleistungen wachsen im Durchschnitt mit 10% p.a., mehr als doppelt so schnell wie Einnahmen aus dem Tourismus. Traditionell dominiert das Auslandsangebot von Transportleistungen im Flug- und Straßenverkehr. Die Dynamik der Außenwirtschaft stammt jedoch aus innovativen Leistungsarten, neben der Kommunikation zählen dazu Architektur und Technik, EDV und Information, Forschung und Entwicklung. Neben dem Flugverkehr erwirtschaften Architektur- und Ingenieursbüros rund die Hälfte ihres Umsatzes im Ausland.

"Nach dem Wandel hin zu einer Dienstleistungswirtschaft in Österreich rückt der grenzüberschreitende Handel mit Dienstleistungen zunehmend in den Fokus des wirtschaftspolitischen Interesses", macht Direktor Schubert deutlich: "Wer ist erfolgreich im Export von Dienstleistungen?". "Wie hängt der Dienstleistungshandel mit der Globalisierung zusammen?". "Wie hängt der Dienstleistungshandel mit der Unternehmensgröße zusammen?". Diese und viele weitere Fragen hat die OeNB für Österreich untersucht. Grundlage dafür bot die Kenntnis über Außenhandel und Firmenstrukturen von rund 5.000 Unternehmen, die über den grenzüberschreitenden Handel mit Dienstleistungen für die Zahlungsbilanz befragt werden. Seit dem Jahr 2006 wird diese neue Erhebung in Kooperation mit Statistik Austria durchgeführt. Die Wirtschaftsaktivitäten der befragten Unternehmen umfassten im ersten Jahr der Erhebung rund 770.000 Beschäftigte, Exporterlöse im Umfang von 20 Mrd Euro und einen Gesamtumsatz von 250 Mrd Euro.

Wer den Dienstleistungsexport Österreichs dominiert, wird von mehreren Faktoren bestimmt. So stehen Dienstleistungen in engem Zusammenhang mit dem Warenhandel, mit Planung, Transport, Montage, Wartung und Schulung. Das Angebot von Dienstleistungen dient dabei dem Ziel, Produkte zu differenzieren und gegenüber internationalen Konkurrenten Qualitätsvorsprünge und damit Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Der Dienstleistungshandel ist weiters abhängig vom Grad der Außenorientierung, wofür die Logistik im weitesten Sinn beispielhaft ist, von der Wissensintensität, wie bei Unternehmensberatung und Werbung, und von der Technologisierung. Wesentlich bestimmt wird die Teilnahme am Dienstleistungshandel auch von der Größe der Unternehmen. Dienstleistungsexporteure sind rund zehn Mal so groß wie der Branchendurchschnitt. Eine Mindestausstattung mit Ressourcen scheint Voraussetzung zu sein für ein grenzüberschreitendes Leistungsangebot. Und schließlich steht der Dienstleistungshandel in Zusammenhang mit den Aktivitäten von Konzernen und der weltweiten Organisation von Wirtschaftstätigkeiten.

In Österreich wird deshalb der Dienstleistungsexport von Netzwerkindustrien dominiert, von Transportunternehmen, von Post und Telekom. Hinzu kommen technologieintensive Teile der Sachgüterindustrie, wie Automobilzulieferer, pharmazeutische Konzerne, Rundfunk- und Nachrichtentechnik. Ebenfalls zu den größten Exporteuren von Dienstleitungen zählen multinationale Unternehmen mit einem Forschungsschwerpunkt in Österreich sowie Beteiligungsgesellschaften mit einem vielfältigen Leistungsspektrum. Aber es gibt auch lokale Spezialisten, insbesondere in den Bereichen technischer Dienstleistungen und Unternehmensberatung.
     
Informationen: http://www.oenb.at    
     
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