Arbeitsmarktgipfel: Tourismus bei Einkommen beschämendes Schlusslicht
Wien (grüne) - "Wenn die Gewerkschaft heute beim Tourismus-Arbeitsmarktgipfel höhere
Löhne für die Branche fordert, verstehe ich nicht, warum sie in den entsprechenden Verhandlungen in den
letzten Jahren nicht offensiver aufgetreten ist. Das Gaststätten- und Beherbergungswesen ist laut Einkommensbericht
2008 nach wie vor die am schlechtesten zahlende Branche. Das mittlere Bruttojahreseinkommen liegt da bei 9.737,-
Euro. Das ist einem Qualitätstourismusland wie Österreich unwürdig", so die ArbeitsnehmerInnensprecherin
der Grünen, Birgit Schatz. Dass Saisonarbeit und Trinkgelder diese Zahlen relativieren lässt Schatz nicht
gelten. "Trinkgelder werden gegeben oder auch nicht. Der Hilfskoch oder die Abwäscherin wird davon noch
dazu ohnehin wenig sehen. Besonders problematisch ist außerdem, dass aus Trinkgeldern keinerlei Versicherungsansprüche
erwachsen. Die Pension etwa wird natürlich nur vom regulären - eben sehr niedrigem - Gehalt berechnet,"
erläutert Schatz.
Die Einkommenssituation von nur Saisonalbeschäftigten sei ebenfalls schwierig. Selbst wenn in den beschäftigungslosen
Monaten Arbeitslosenversicherungsgeld bezogen werden kann, beträgt dieses ja nur 55 Prozent des vorherigen
Gehalts. "Die niedrigen Gehälter im Tourismus führen natürlich dann auch zu extrem niedrigem
Arbeitslosengeld in der Zwischensaison. Von einem halbwegs geregelten, akzeptabeln Einkommen kann da nicht die
Rede sein", so Schatz weiter. Der Tourismus ist eine typische "PraktikantInnenbranche": Die zahlreichen
schlecht bezahlten PraktikantInnen in der Branche drücken zusätzlich noch das Lohnniveau in dem sie die
gleiche Arbeit wie Angestellte leisten aber bei wesentlich geringerem Lohnniveau. "Es ist höchste Zeit
für einheitliche und eigene Regelungen und Mindestentgeltbestimmungen für PraktikantInnen in den Kollektivverträgen",
fordert Schatz.
"Höhere Gehälter im Gaststätten- und Beherbergungswesen sind wirklich längst überfälli.!
Wenn die WKÖ die relativ geringe Einkommensschere zwischen Frauen und Männern heute lobend hervor hebt,
ist das extrem zynisch. Der Tourismus zählt seit Jahren zu den von der Gewerkschaft vernachlässigten
Niedriglohnbranchen in Österreich, wo mehrheitlich Frauen beschäftigt sind. Wenn Frauen im Gastgewerbe
nochmals deutlich weniger verdienen würden als ihre männlichen Kollegen, wäre das in Anbetracht
des peinlich niedrigen Lohnniveaus ja fast so, als würden sie umsonst arbeiten. Die Löhne und Gehälter
gehören insgesamt dringend erhöht, die Sozialleistungen verbessert und Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten
in der Branchegefördert", so Schatz. |