Gouverneur Nowotny verweist auf Kapitalstärkungsmaßnahmen,
ein konservativeres Geschäftsmodell, als auch auf ein sehr breit diversifiziertes Engagement der Banken in
Zentral- und Osteuropa
Wien/Klagenfurt (oenb) - "Die österreichischen Banken haben die letzten Monate dazu genutzt,
ihre Krisenresistenz zu festigen. Die Gewährung von bislang rund € 6 Mrd staatlicher Kapitalmaßnahmen,
zusätzlich zu privaten Eigenkapitalzuschüssen, die Begebung von etwa € 16 Mrd bundesgarantierten Bankanleihen
und die Aktivitäten der Clearing Bank haben hierzu wesentlich beigetragen", stellte Gouverneur Ewald
Nowotny fest. "Zudem zeichnet sich ein etwas konservativeres Geschäftsmodell der Banken, mit einer abnehmenden
Bedeutung von Fremdwährungsfinanzierungen, ab". Die Fremdwährungskredite in Österreich sind
bereits rückläufig, zugleich steigen die Einlagen bei österreichischen Banken im Inland, wie auch
in Zentral-, Ost- und Südosteuropa, was das hohe Vertrauen der Anleger in diese Institute widerspiegelt. Auch
im Hinblick auf den weiteren Konjunkturverlauf - global wie auch in Europa - äußerte sich Gouverneur
Ewald Nowotny vorsichtig optimistisch, anlässlich eines Vortrags vor dem Universitätsclub Klagenfurt.Univ.
Prof. Dr. Ewald Nowotny, Gouverneur der OeNB und Mitglied des EZB-Rates, betonte, dass dieser vorsichtige Konjunkturoptimismus
auch für die Region Zentral- und Ost- und Südosteuropa gilt. Darüber hinaus wird diese Region auch
während der Krise weniger stark als Westeuropa bzw. der Euroraum schrumpfen, und mittelfristig auch wieder
die gewohnten positiven Wachstumsdifferenziale von 2% und darüber aufweisen. Zugleich handelt es sich bei
Zentral-, Ost- und Südosteuropa um eine wirtschaftlich sehr heterogene Region, in welcher einige wenige Staaten
mit einer schweren Krise konfrontiert sind. Diese Länder befinden sich jedoch in IWF- bzw. EU-Programmen.
Es ist daher aus österreichischer Sicht besonders erfreulich, dass die Mittel für diese internationalen
Hilfsprogramme stark erhöht wurden. Parallel dazu stehen für österreichische Banken im Rahmen des
bestehenden österreichischen Bankenpakets, substanzielle frei verfügbare Beträge bereit, für
den Fall, dass weitere Kapitalmaßnahmen notwendig werden, so der Gouverneur.
Das Engagement österreichischer Banken in Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE) ist bedeutend (Ende
2008: 199 Mrd Euro), aber regional breit diversifiziert und weitgehend lokal refinanziert, stellte der Gouverneur
fest. Knapp 75% dieser Forderungen sind in Ländern, die Mitglied der EU - bzw. im Falle Sloweniens und Slowakei
sogar des Euroraumes - sind. Die höchsten Forderungen bestehen gegenüber dem EU-Mitglied Tschechische
Republik (39 Mrd Euro), während z.B. gegenüber den baltischen Ländern das österreichische Exposure
minimal ist (0,64 Mrd Euro; hiervon 0,29 Mrd Euro gegenüber Lettland).
Vergleichsweise stabile operative Gewinne stärken die österreichischen Banken in der CESEE-Region. Zusätzlich
enthält das CESEE-Portfolio überwiegend traditionelle Bankrisiken. Zudem, betonte der Gouverneur, ist
das internationale Gesamtobligo über alle Regionen der Welt der österreichischen Banken mit rund 121%
des BIP im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, trotz des Engagements in CESEE, relativ gering.
Die starke Konzentration auf die europäischen Wachstumsmärkte in CESEE führte zum geringen Engagement
österreichischer Banken in westlichen Märkten. So belaufen sich die Forderungen gegenüber Irland
nur auf 3,8 Mrd Euro (1% aller Auslandsforderungen österreichischer Banken), den USA auf 14,8 Mrd Euro (4,1%),
oder Spanien 5,7 Mrd Euro (1 ½ %). Österreichische Banken sind somit vergleichsweise gering in so genannte
"toxic assets" involviert. Strukturierte Kredite machen nur rd. 1% der Bilanzsumme der österreichischen
Banken aus. Österreichische Banken haben auch im Krisenjahr 2008 in Summe leichte Gewinne gemacht und weisen
Kapitalquoten deutlich über den gesetzlichen Mindesterfordernissen auf. Durch die Bereitstellung von Partizipationskapital
im Rahmen des Bankenpakets wurde die Kapitalbasis und somit die Risikotragfähigkeit deutlich gestärkt.
Auch das 1. Quartal 2009, so der Gouverneur, hat erfreulicher Weise eine insgesamt positive Ertragsentwicklung
der österreichischen Banken gebracht.
Die jüngste Wirtschaftsprognose der OeNB erwartet für Österreich für 2009 einen massiven Wachstumseinbruch,
der jedoch im Vergleich zum Euroraum, oder dem wichtigsten Handelspartner Deutschland, etwas weniger einschneidend
ausfällt. Laut Gouverneur Nowotny kann dies unter anderem mit der österreichischen Wirtschaftstruktur
erklärt werden, welche breit diversifiziert ist und eine sektorale Vielfalt aufweist. Die anhaltend hohen
Leistungsbilanzüberschüsse bestätigen zudem Österreichs internationale Wettbewerbsfähigkeit.
Österreich ist daher seit Jahren international ein Kapitalgeber und somit nicht auf Kapitalimporte angewiesen,
stellte der Gouverneur fest.
Trotz expansiver Fiskalpolitik bleibt die Staatsschuldenquote Österreichs auch in den Jahren 2009 und 2010
unter dem Euroraum- und EU-Durchschnitt. Die Staatsverschuldung ist mit 62,5% (2008) im internationalen Vergleich
niedrig. Insbesondere betonte der Gouverneur, dass die Zinsbelastung für die Staatsschuld in den letzten Jahren
von 4% d. BIP (1995) auf 2,5 % (2008) zurückgegangen ist. "Obwohl die fiskalische Belastung Österreichs
vergleichsweise gering ist und jedenfalls tragbar bleibt, besteht in Österreich der politische Konsens, dass
die Rückkehr auf einen Konsolidierungspfad konsequent eingeschlagen wird, sobald sich eine Wiederkehr nachhaltigen
Wirtschaftswachstums abzeichnet", schloss Gouverneur Ewald Nowotny. |