Düsseldorf/Dresden (dgu) - Prostatakrebs geht alle Männer an. Information und Aufklärung
über die bösartige Erkrankung der Vorsteherdrüse sowie über die Möglichkeiten der Früherkennung
und der Prävention stehen deshalb immer wieder im Focus Deutscher Urologen. Nun will die Deutsche Gesellschaft
für Urologie e.V. (DGU) Männer mit erhöhtem Prostatakrebs-Risiko über die Option der Chemoprävention
aufklären, denn einer aktuellen US-Studie zufolge, kann für Risikopatienten eine Prostatakrebsreduktion
von circa 25 Prozent erreicht werden.
Mit über 58 000 Neuerkrankungen in Deutschland ist das Prostatakarzinom der häufigste bösartige
Tumor beim Mann. Jedes Jahr sterben hierzulande über 11 000 Patienten an Prostatakrebs. Durch die Bestimmung
des prostataspezifischen Antigens (PSA) mittels eines einfachen Bluttestes können Frühformen Jahre vor
ihrem klinischen Auftreten festgestellt und in diesen Frühstadien in über 80 Prozent der Fälle geheilt
werden.
Für Männer mit einem erhöhten Risiko an Prostatakrebs zu erkranken, gibt es nun wichtige Neuigkeiten.
„Nachdem die PCP-Studie mit Finasterid bereits 2003 zeigen konnte, dass eine Prävention des Prostatakarzinoms
möglich ist, hat dies jetzt auch die Reduce-Studie mit Dutasterid bei einem Hochrisikokollektiv bestätigt.
Deshalb sollten zumindest Risikopatienten darüber aufgeklärt werden, dass eine Prostatakrebsreduktion
von circa 25 Prozent durch die Gabe von Dutasterid erreicht werden kann“, sagt der amtierende DGU-Präsident
Professor Dr. med. Dr. h. c. Manfred Wirth, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie, Universitätsklinikum
Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden.
Finasterid und Dutasterid sind Medikamente, die zur Behandlung der gutartigen Vergrößerung der Prostata
(BPH) eingeführt wurden. Medizinisch werden beide Wirkstoffe als 5-Alpha-Reduktase-Hemmer bezeichnet. Sie
hemmen die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestoron (DHT), das eine BPH verursachen kann, aber auch ein wesentlicher
Wachstumsfaktor für Krebszellen in der Prostata ist. „Ob 5-Alpha-Reduktase-Hemmer einem Krebswachstum vorbeugen
oder das Wachstum bereits vorhandener Tumore verlangsamen, lässt sich gegenwärtig nicht eindeutig beantworten.
Wesentlich scheint die Absenkung von DHT zu sein“, so Professor Wirth.
Für Männer, die wegen einer gutartigen Prostatavergrößerung mit einem 5-Alpha-Reduktase-Hemmer
behandelt werden, ergibt sich mit der Krebsprävention ein Zusatznutzen. Für Männer mit erhöhtem
Prostatakrebs-Risiko steht dagegen die Krebsprophylaxe im Vordergrund. Der DGU-Präsident: „Insbesondere Dutasterid
kommt zur Chemoprävention für Risikopatienten in Frage. Dabei handelt es sich um Patienten mit erhöhtem
PSA-Wert bei denen bereits eine negative Biopsie vorliegt. Der Einsatz ist sicherlich auch bei familiärer
Häufung von Prostatakrebs zu erwägen. Des Weiteren sollte beachtet werden, dass durch die Gabe von Dutasterid
die Entdeckung von Prostatakarzinomen, die signifikant sind, erleichtert wird.“ Insgesamt handelt es sich hier
jedoch derzeit um einen so genannten off-label-use.
Individuelle Beratung und Behandlung leistet der Urologe vor Ort. „Er ist hierfür der gut ausgebildete Spezialist,
der auch die Nebenwirkungen einzuordnen weiß. Diesbezüglich berichten etwa fünf Prozent der Studienteilnehmer
im Vergleich zur Kontrollgruppe über eine Verschlechterung ihrer erektilen Funktion. Gleichfalls ist in einem
geringen Prozentsatz mit Libidoverlust und einer Gynäkomastie, also der Vergrößerung der Brustdrüse
beim Mann zu rechnen. Insgesamt kam es jedoch nicht zu einer hohen Drop-Out-Rate, was die Sicherheit dieser Medikamente
bestätigt.“
US-Fachgesellschaften empfehlen Finasterid zur Prävention des Prostatakrebses seit Anfang 2009 und wenngleich
sich die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. noch nicht öffentlich positioniert hat, sagt deren Präsident:
„Ohne der neuen S3-Prostatakarzinom-Leitlinie vorgreifen zu wollen, gehe ich davon aus, dass insbesondere die Dutasterid-Ergebnisse
auch Eingang in die Leitlinie finden werden“. Diese wird im Herbst auf dem 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft
für Urologie e.V. in Dresden veröffentlicht. Vom 16. bis 19. September tagen dort rund 6000 Fachbesucher
aus aller Welt; auf dem Programm steht ein kompletter Überblick über die neuesten wissenschaftlichen
Erkenntnisse aus dem Fachgebiet der Urologie. Auch das Thema Chemoprävention beim Prostatakarzinom wird in
Sachsens Landeshauptstadt umfassend diskutiert. |