"Schnee. Rohstoff der Kunst"   

erstellt am
18. 06. 09

Das Vorarlberger Landesmuseum bringt von 20. Juni bis 4. Oktober 2009 Erfrischung in den heißen Kunstsommer
Bregenz (vlm) - Aus der ungewöhnlichen Perspektive einer Sommerausstellung zeigt das Vorarlberger Landesmuseum einen Streifzug durch zweihundert Jahre künstlerische Wahrnehmung eines scheinbar alltäglichen Phänomens. Mit der außergewöhnlichen Großausstellung verabschiedet sich das Vorarlberger Landesmuseum in eine dreijährige Um- und Neubauphase.

Schneebedeckte Landschaften gibt es viele, und geografisch mag es naheliegend erscheinen, wenn das Vorarlberger Landesmuseum das Phänomen Schnee zum Thema einer Sonderausstellung macht. Eher ungewöhnlich ist die Annäherung an das Thema aus der Sicht einer Sommerausstellung. Darin scheint ein Widerspruch oder zumindest etwas Gegensätzliches zu liegen. Für Kurator Dr. Tobias G. Natter bringt Schnee aus Sommerperspektive nicht nur einen frischen Blick sondern funktioniert auch als ein Signal der Distanz. Ihm geht es in der breit angelegten Untersuchung nicht um Schnee an sich, sondern um dessen ästhetische Wahrnehmung. Wie gehen nationale und internationale Künstler mit Schnee um? Wie wandelt sich dieses Bild mit der Zeit?

Anhand von rund 160 Werken von über 80 Künstlerinnen und Künstlern spannt die Ausstellung einen Bogen von ca. 1800 bis heute. Die Schau setzt mit der europäischen Aufklärung ein, als es zur künstlerischen "Eroberung der Alpen" kommt. Die Entdeckung des "Erhabenen" geht Hand in Hand mit zahlreichen Erstbesteigungen und der wissenschaftlichen Vermessung der Gletscher. Schnee ist zu jener Zeit primär eine "Zugabe" zum Erlebnis der majestätischen Bergwelt.

Vor allem der Impressionismus ab 1870 findet neue Wege der Aneignung. Zum impressionistischen Farbenzauber kommen die inhaltlichen Vertiefungen des Symbolismus und wenig später die stilistischen Neuerungen des Jugendstils. Metaphern von klirrender Kälte treffen auf ornamentale Freiräume. Es ist eine Blütezeit der Schneemalerei, deren Ergebnis das Rezeptionsverhalten bis heute prägt.

Die Zeit um 1900 gilt auch als Geburtsstunde des Wintertourismus, dessen künstlerisches Sprachrohr das Plakat wird. Seltene Beispiele aus der Frühzeit des Werbedesigns zeigen den Schnee in seiner "maskulinen" und "mondänen" Inszenierung. Berauscht von alpiner Schönheit und Geschwindigkeit entdecken auch Film und Fotografie das Thema. In der zeitgenössischen Kunst, die in der Ausstellung prominent vertreten ist, geht es unter anderem um globale Klimaveränderungen, Trivialisierung und Klischee, Massenkultur und Kommerzialisierung. So vereint die Ausstellung Momentaufnahmen zwischen Nähe und Ferne, Bilder von hellen und dunklen Welten, Facetten von Übermut und Bedrohung.

Die in der Ausstellung vertreten Künstlerinnen und Künstler sind u.a. Christian Ludwig Attersee, Gottfried Bechtold, Joseph Beuys, Otto Dix, Peter Fischli / David Weiss, Giovanni Giacometti, Ferdinand Hodler, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka, Claude Monet, Franz Sedlacek, Aleksandra und Roman Signer, Albert Steiner, Félix Vallotton, Not Vital, Rudolf Wacker, Alfons Walde sowie Franziska und Lois Weinberger.

Der die Ausstellung begleitende Katalog enthält auf über 300 Seiten mehr als 200 Farbabbildungen und zahlreiche Beiträge namhafter Autorinnen und Autoren. Neben dem Stammhaus in Bregenz ist die Ausstellung auch in Lech am Arlberg zu sehen - weltweit Inbegriff der weißen Pracht.

Eine Sommerausstellung 2009 des Vorarlberger Landesmuseums Bregenz in Kooperation mit der Gemeinde Lech am Arlberg.
     
Informationen: http://www.vlm.at    
     
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