Tourismus: Stabile Branche, wenn andere straucheln   

erstellt am
17. 06. 09

ÖHV: Werbe-Offensive für Tirol, Tourismusinvestitionen fördern!
Innsbruck/Wien (öhv) - Die Hotellerie muss 3 Mrd. Euro investieren, um im Wettbewerb nicht zurückzufallen, so ÖHV-Landesvorsitzender Furtner. Die historisch niedrigen Zinsen sollen weitergegeben, Investitionen forciert werden.

Nach dem mit 25,5 Mio. Nächtigungen zweitbesten Tourismuswinter der Geschichte blickt Tirol gespannt auf den kommenden Sommer. Deutschland ist mit knapp 52 % der Nächtigungen Hauptherkunftsmarkt für Tirols Tourismus. Die Reiseplanungen von Österreichern und Deutschen hat Karmasin Motivforschung für die Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) untersucht. Das Ergebnis: Nur für 42 % der Befragten hat die Wirtschaftskrise keine Auswirkungen auf das Reiseverhalten. 6 % der Österreicher und 7 % der Deutschen wollen Urlaube streichen. Dazu kommen 12 % der Deutschen und 15 % der Österreicher, die Urlaube kürzen wollen. 29 % der Österreicher und 21 % der Deutschen wollen verstärkt Schnäppchen suchen, 27 % der Österreicher und 26 % der Deutschen wollen die Preise intensiver vergleichen, 20 % der Österreicher und 16 % der Deutschen suchen billigere Unterkünfte.

Zimmer frei in Tiroler Hotels
Bemerkbar macht sich der Rückgang bei den Buchungsständen: An einer aktuellen Umfrage der ÖHV haben mehr als 120 Tiroler 3- bis 5-Sterne-Hoteliers teilgenommen. 43 % erwarten aufgrund des derzeitigen Buchungsstandes einen Nächtigungsrückgang von bis zu 10 % gegenüber dem Vorjahr. 24 % gehen von noch größeren Rückgängen aus. 36 % der Hoteliers erwarten Umsatzrückgänge von bis zu 10 %. 32 % der Hoteliers müssen aufgrund der bisher eingegangenen Buchungen von noch höheren Umsatzrückgängen ausgehen: "Auch wenn es sicher Regionen gibt, die sich besser vermarkten: Der Buchungsstand liegt deutlich unter dem Vorjahresniveau", erklärt ÖHV-Landesvorsitzender Manfred Furtner.

Eine Folge des rückläufigen Buchungsverhaltens werde in ganz Tirol zu bemerken sein: "Die Einnahmen gehen zurück, die Hotels müssen sparen", verweist Furtner auf ein weiteres Ergebnis der ÖHV-Umfrage: 46 % der Hoteliers wollen geplante Investitionen kürzen oder streichen. Dem sollte die Politik entgegenwirken - schließlich hängen an den Investitionen der Hotellerie zahlreiche Jobs in anderen Branchen. "Wir vergeben 80 % unserer Investitionsaufträge an Betriebe im Umkreis bis 90 km. Nur 6 % gehen ins Ausland. Das ist logisch, eine authentische Tiroler Stube kann nicht in China hergestellt werden", so Furtner. Jeder Arbeitsplatz in der Hotellerie sichert zwei Arbeitsplätze in der Gesamtwirtschaft, jeder Rückgang bei den Investitionen kostet Jobs. "Arbeitslosigkeit muss verhindert werden, nicht verwaltet! Nur wer die Ursachen für den Auftragsrückgang in Industrie und Gewerbe bekämpft, sichert Arbeitsplätze und Wohlstand", erklärt Furtner.

Tür zu Finanzierungen muss für Hotellerie offen bleiben
Ein Vergleich der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) zeigt die enorme Investitionsfreude im Tiroler Tourismus: Tiroler Betriebe bezogen 29 % der Bundesförderungen für Tourismusinvestitionen. Im Vorjahr beliefen sich allein die Investitionen zur Qualitätsverbesserung auf 220 Mio. Euro. Qualitätsverbesserung und Modernisierung stehen auch laut der ÖHV-Umfrage vorne auf der Liste jener Investitionen, die für heuer und nächstes Jahr geplant sind bzw. am ehesten gemacht würden. Aber wird überhaupt noch investiert? Bei 49 % der Befragten werden die geplanten Investitionen für 2009 und 2010 planmäßig erfolgen, aber fast ebenso viele, nämlich 46,1 %, werden ihre Investitionen reduzieren. Denn trotz historisch niedriger Zinsen ist Fremdkapital dank Risikoaufschlägen oder Zuschlägen für die Beschaffung von Fremdwährungen nicht günstiger geworden. "Dabei geht es nicht nur um die Hotels und ihre Mitarbeiter, an denen Entscheidungen der Banken hängen noch einmal so viele Arbeitsplätze in der Region. Die niedrigen Zinsen müssen beim Kreditnehmer ankommen, statt sie durch Auf- und Zuschläge zu erhöhen. Die Banken sind hier gefordert, regional und branchenübergreifend zu denken", so Furtner.

Damit dem so bleibt, solle das Land auf die Banken einwirken: Die Tür zu Finanzierungen müsse offen bleiben. Die Landesbank solle Investitionen danach beurteilen, welche Wertschöpfung aus ihnen resultiert: "Die Investitionen der Tourismuswirtschaft sind ja auch eine sichere Einnahmenquelle für die Banken: Die Insolvenzquote in der Hotellerie liegt mit 0,44 weit unter dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft. Der liegt bei 1,68", verweist Furtner auch darauf, dass zahlreiche Betriebe in anderen Branchen straucheln.

Mehrwertsteuer überprüfen!
"Rund um uns fallen die Steuern: Frankreich besteuert die Gastronomie mit 5,5 % statt 19,6 %, die Schweiz Nächtigungen mit Frühstück mit 3,6 %. Österreich bleibt mit 10 % über", so Furtner. Die Auswirkungen einer Mehrwertsteuersenkung sollten im Hinblick auf die geänderte Situation bei den Mitbewerbern rings um Österreich umgehend überprüft werden. Die Angst vor einem Einnahmenausfall sei unbegründet: "Steuersenkungen sind wertvolle psychologische Schützenhilfen und bringen ein Vielfaches an Einnahmen wieder zurück. Die Tourismusbetriebe haben laut Nationalbank mehr als 70 % des Leistungsbilanzüberschusses erwirtschaftet. Es gibt keine gewinnbringendere Investition als die in den Tourismus", bricht Furtner eine weitere Lanze für die Branche.

Die ÖHV vertritt die Interessen von über 1.100 Betrieben der Ferien-, Konzern- und Stadthotellerie, davon über 200 in Tirol. Das ist der höchste Mitgliederstand seit der Gründung der ÖHV. Die Bettenkapazität der ÖHV-Mitgliedsbetriebe entspricht damit über 63% der Betten in der 4- und 5-Sterne-Hotellerie. Diese Betriebe zeichnen sich durch ausgeprägte Servicequalität, Spezialisierung und/oder nachhaltige Innovationskraft aus. Die Mitgliedsbetriebe der ÖHV beschäftigen rund 30.000 Mitarbeiter, das sind 30 % aller Mitarbeiter in der Beherbergung. Der Logisumsatz der ÖHV-Mitglieder beträgt ca. 900 Mio. Euro.
     
zurück