Bozen (lpa) - In Sachen Mehrsprachigkeit könnten zahlreiche Regionen Europas sich an Südtirol
ein Beispiel nehmen. Diese Überzeugung hat Leonard Orban, EU-Kommissar für Mehrsprachigkeit, am 16.06.
nach seinem Zusammentreffen mit der Landesregierung geäußert. Er sei, so der Kommissar, beeindruckt
davon, wie das Konzept der Mehrsprachigkeit in Südtirol umgesetzt werde.
EU-Kommissar trifft Landesregierung: Kommissar Orban hat an der Sitzung der Landesregierung teilgenommen (Foto:
LPA/Pertl)EU-Kommissar trifft Landesregierung: Kommissar Orban hat heute an der Sitzung der Landesregierung teilgenommen
(Foto: LPA/Pertl)
Nach einer Gastvorlesung an der Uni Bozen war der Rumäne Orban, in der EU-Kommission für den Bereich
Mehrsprachigkeit verantwortlich, mit der Landesregierung zusammengetroffen. Dabei war dem Kommissar das Südtiroler
Modell von Sprachgebrauch, Proporz und Schulsystem vorgestellt worden, wobei Landeshauptmann Luis Durnwalder unterstrich,
dass es Ziel der Landesregierung sei, Südtirols Bevölkerung unter jene 25 Prozent Europäer zu bringen,
die - geht es nach der EU-Kommission - mehr als zwei Sprachen beherrschen sollten.
Orban informierte Landeshauptmann und Landesräte über Mittel und Instrumente der EU zur Förderung
der Mehrsprachigkeit. In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Durnwalder unterstrich der Kommissar, dass es Ziel
der EU sei, die sprachliche Vielfalt in Europa zu wahren und zu fördern, "und zwar nicht nur die 23 Amtssprachen,
sondern auch die rund 60 regionalen und Minderheitensprachen", so Orban. Schließlich sei die sprachliche
Vielfalt ein Wert, den es zu verteidigen gelte.
Mehrsprachigkeit, so Orban, sei zudem ein wichtiges Instrument zum Abbau von Spannungen zwischen verschiedenen
Ethnien und ein Instrument, um die Beziehungen zu Nicht-EU-Staaten zu verbessern. "Dazu versuchen wir mit
unseren Programmen, das kulturelle Leben in der EU zu verbessern, die soziale Kohäsion, Forschung, Entwicklung
und Beschäftigung", erklärte der Kommissar. Konkret stünden für Programme zur Förderung
der Mehrsprachigkeit auch finanzielle Mittel der EU bereit.
Orban zeigte sich vom System der Mehrsprachigkeit in Südtirol beeindruckt. "Ich bin sicher, dass die
Mehrsprachigkeit für die Südtiroler einen enormen Mehrwert darstellt, und zwar nicht nur auf dem Arbeitsmarkt,
sondern auch im sozialen Leben", so Orban. Sehr viele andere Regionen Europas, so unterstrich der EU-Kommissar
könnten in dieser Hinsicht am Beispiel Südtirols lernen. |