Gäste wollen Urlaub in Österreich, müssen aber sparen   

erstellt am
16. 06. 09

Buchungen deutlich unter Vorjahresniveau, nur 42 % der Österreicher und Deutschen von Krise unbeeindruckt
Wien (öhv) - Die ÖHV befragte in Kooperation mit Karmasin Motivforschung und Deloitte Gäste und Hoteliers über ihre Pläne und Erwartungen. Fazit: Urlaub in Österreich ist schön und nah, gespart wird trotzdem. Buchungen, Nebenausgaben, Veranstaltungen und Investitionen sind stark rückläufig.

"Der Ausblick auf die kommenden Monate ist ernüchternd, aber nicht hoffnungslos." So fasst Peter Peer, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) die Ergebnisse zweier quantitativer Umfragen zusammen. Karmasin Motivforschung befragte im Auftrag der ÖHV jeweils 300 Gäste aus Österreich und Deutschland, den mit zwei Drittel der Nächtigungen vom Vorjahr wichtigsten Märkten für Österreichs Tourismusbetriebe. Parallel dazu befragte die ÖHV in Zusammenarbeit mit Deloitte die 3-, 4- und 5-Sterne-Hotellerie. Mehr als 500 Betriebe antworteten.

Österreicher und Deutsche urlauben trotzdem - aber es wird gespart
Österreich besticht mit schöner Natur und Gastfreundschaft, Nähe und gutem Preis-Leistungsverhältnis, das umfangreiche Freizeitangebot wird ebenso geschätzt wie gutes Essen, Wellness-Einrichtungen und Sauberkeit. Geurlaubt wird trotz Krise, gespart werden soll dennoch, wie die umfassende Gästebefragung zeigt. Der Buchungsstand liegt deutlich unter dem des Vorjahrs, wie eine detaillierte Befragung der österreichischen Stadt- und Ferienhotellerie zeigt. "Nachdem die Stadthotellerie schon seit Monaten Einbußen bei Nächtigungen und Umsatz verzeichnet, ist der gute Winter jetzt auch für die Ferienhotellerie Geschichte. Starke Rückgänge bei den Buchungen sind Realität", erklärt Peer. Im Zentrum einer breit angelegten Werbe-Offensive sollten das gute Preis-Leistungs-Verhältnis und die kurze Anreise, aber auch die schöne Natur, die Gastfreundlichkeit und das umfangreiche Freizeitangebot stehen, so das Fazit von Karmasin Motivforschung.

Nur 42 % bleiben von Krise unbeeindruckt
Eine Folge der Krise ist nicht zu übersehen: Die Gäste werden preisbewusster: Nur 42 % der Befragten geben an, dass die Krise sich auf ihre Einstellung zum Urlaub auswirkt. 18 % der Österreicher und 22 % der Deutschen wollen Urlaube kürzen oder streichen. Wenn gespart wird, dann vor allem bei der Unterkunft, wie 48 % der Deutschen angeben, oder beim Fortgehen am Abend (41 %).

Peer: Werbeoffensive für Österreich, Unterstützung für Marketingausgaben
Bestätigt werden die Ergebnisse der Karmasin-Umfrage durch die zeitgleich durchgeführte Befragung der Hoteliers. 72 % verzeichnen großteils deutliche Rückgänge bei den Buchungen, 73 % bei den Umsätzen. 50 % sehen ihre Position in Preisverhandlungen geschwächt. "Wie stark wir unter das Vorjahresergebnis fallen, wird von der Bewerbung Österreichs abhängen", so Peer. Österreich könnte von kurzfristigen Buchungen profitieren: "Allerdings sollte der Staat einen aktiven Beitrag zur Entscheidungsfindung leisten - das geht nur mit massiver Präsenz. Der Verweis auf den vergangenen Winter wird da nicht reichen." In der Branche selbst werden die Marketingausgaben in 90 % der Betriebe zumindest nicht reduziert, ein Viertel erhöht sie sogar: "Das ist so wichtig, dass betriebliche Qualifizierungsmaßnahmen im Marketing gefördert werden sollten", so Peer.

Hotellerie bei Investitionen und Mitarbeitern auf der Bremse
Die derzeitige Buchungslage wirkt sich massiv auf die Investitionstätigkeit aus: 45 % der Hoteliers rücken von bereits geplanten Investitionen ab. 67 % müssen beim Einkauf sparen, 46 % bei den Mitarbeitern: "Jeder dritte Hotelier gibt an, Mitarbeiter abbauen zu müssen. Wenn der Urlauberstrom nicht bald wieder anspringt, ist mit einer weiteren Steigerung zu rechnen. 10 Mio. Euro mehr für die Bewerbung Österreichs wären da gut investiert", verweist Peer auf jene 30 Mio. Euro, die für die Sanierung von drei EM-Stadien reserviert sind, obwohl außer Innsbruck kein Stadion umgebaut werden soll. "Dieses Geld sollte in die Bewerbung Österreichs fließen, wenn es dafür nicht gebraucht wird."

Stadthotellerie stark unter Druck
Speziell die Stadthotellerie gerät infolge sinkender Auslastung unter Druck. Zusätzlich zu den Rückgängen bei Urlaubernächtigungen kommen deutlich weniger Geschäftsreisende. Deutsche, so das Ergebnis der Karmasin-Studie, sind öfter auf Geschäftsreisen und von Sparmaßnahmen überproportional betroffen. Sowohl Buchungsstand als auch Preisdurchsetzung und Umsatzerwartungen liegen in der Stadthotellerie deutlich unter der Ferienhotellerie. 67 % der Stadthotels verzeichnen außerdem großteils zweistellige Rückgänge bei Veranstaltungen im Hotel, 35 % bei Cateringaufträgen. 62 % der Stadthotels verzeichnen Rückgänge bei den Nebenausgaben, die Hälfte davon im zweistelligen Prozentbereich.

Arbeitsplätze retten
"Während die Industrie mit der Kurzarbeit eine Möglichkeit gefunden hat, ihre Mitarbeiterkosten zu adaptieren, ist dieses Modell für die Hotellerie kein probates Mittel. Mittlerweile sind alle Urlaube und Überstunden abgebaut. Die Betriebe sehen keine Möglichkeit mehr, unproduktive Fixkosten zu senken. Eine Verlängerung der Durchrechnungszeiträume von derzeit 13 Wochen auf mindestens sechs Monate wäre eine Lösung - aber die bräuchten wir rasch, bevor weitere Schritte gesetzt werden", so Peer. Gleichzeitig schlägt er vor, in dieser speziellen Situation noch einmal über den attraktiven wie zukunftsträchtigen Hightech-Lehrberuf Rezeptionist nachzudenken: "Das wäre ein gutes und richtiges Signal an die Jugend und eine Chance für die Hotellerie", so Peer.

Vier Impulse für Österreichs Tourismus
Die ÖHV schlägt daher ein vier Schwerpunkte umfassendes Impulsprogramm für Österreichs Tourismus vor:

  • Die Erhöhung des ÖW-Budgets um 10 Mio. Euro pro Jahr
  • Unterstützung für betriebliche Qualifizierung im Onlinemarketing(Bewertungsplattformen)
  • Einheitliche Durchrechnungszeiträume von zumindest 6 Monaten
  • Schaffung des Lehrberufs RezeptionistIn

Die ÖHV vertritt die Interessen von über 1.100 Betrieben der Ferien-, Konzern- und Stadthotellerie. Das ist der höchste Mitgliederstand seit der Gründung der ÖHV. Die Bettenkapazität der ÖHV-Mitgliedsbetriebe entspricht damit über 63% der Betten in der 4- und 5-Sterne-Hotellerie. Diese Betriebe zeichnen sich durch ausgeprägte Servicequalität, Spezialisierung und/oder nachhaltige Innovationskraft aus. Die Mitgliedsbetriebe der ÖHV beschäftigen rund 30.000 Mitarbeiter, das sind 30 % aller Mitarbeiter in der Beherbergung. Der Logisumsatz der ÖHV-Mitglieder beträgt ca. 900 Mio. Euro.

     
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