Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Juni zeigt Verlangsamung der Talfahrt – Rückgang bei
Neuaufträgen, Auftragsbestand und Produktionsleistung bremsen sich ein
Wien (bank austria) - Der saisonbereinigte Bank Austria EinkaufsManagerIndex (EMI) hat sich im Juni
stark von 39,3 auf 42 Punkte verbessert. Der Indikator zeigt nun bereits den dritten Monat in Folge nach oben.
Ein solch eindeutiger Aufwärtstrend war letztmalig um den Jahreswechsel 2005/2006 zu beobachten, allerdings
befand sich der Indikator damals auf solidem Wachstumsniveau. Trotz der anhaltenden und kräftigen Aufwärtsbewegung
über das gesamte zweite Quartal des laufenden Jahres notiert der Indikator heute dagegen weiterhin klar unter
der Marke von 50. "Der aktuelle Bank Austria EinkaufsManagerIndex zeigt mit einem Wert von 42 einen weiteren
Rückgang der österreichischen Industriekonjunktur an. Das Schrumpfungstempo bremst sich mittlerweile
deutlich ein, der Tiefpunkt steht jedoch noch bevor", interpretiert der stellvertretende Chefvolkswirt der
Bank Austria Stefan Bruckbauer, "Angesichts der jüngsten Daten erwarten wir die Trendwende in der heimischen
Industrie noch im Verlauf des Sommers."
Die aktuelle Umfrage unter den heimischen Einkaufsmanagern zeigt, dass sich die österreichische Industrie
auf breiter Basis auf dem Weg der Besserung befindet. Fast alle Teilindizes weisen im Juni einen kräftigen
Anstieg auf, liegen jedoch ausnahmslos noch unter der Wachstumsschwelle. So setzte sich der Rückgang der Neuaufträge
im Juni deutlich abgebremst fort. Insbesondere die Nachfrage aus dem Ausland nahm nur noch wenig ab, wobei derzeit
vor allem die Verschlechterung der Konjunktur in Osteuropa den Index nach unten drückt. "Das abnehmende
Auftragsminus verlangsamte den Produktionsrückgang im Juni. Der Index für die Produktionsleistung stieg
auf 45,2 Punkte, den günstigsten Wert seit mehr als neun Monaten", so Bruckbauer.
Der Rückgang der Auftragseingänge bremst sich derzeit erheblich mehr ein, als das Minus beim Auftragsbestand.
Das deutet darauf hin, dass die heimische Industrie noch weiter Bedarf hat, die vorhandenen Kapazitäten an
die schwache Konjunktursituation anzupassen. Tatsächlich ist der Beschäftigungsindex auch die einzige
Komponente des Bank Austria Einkaufsmanagerindex, der sich im Juni nicht verbessert hat. "Der Jobabbau in
österreichischen Industrieunternehmen hat sich weiter beschleunigt, eine Trendwende in der Beschäftigungsentwicklung
ist zudem nicht in Sicht. Der Beschäftigungsabbau wird sich aufgrund der geringen Kapazitätsauslastung
sogar dann noch einige Zeit fortsetzen, wenn Aufträge und Produktionsleistung wieder anziehen", meint
Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria ist für
2009 ein Anstieg der Arbeitslosenquote auf sogar 7,6 Prozent (2008: 5,8 Prozent) zu erwarten, der sich 2010 weiter
auf 9 Prozent fortsetzen wird.
Die Erwartung einer bald bevorstehenden Trendwende in der österreichischen Industrie basiert neben den ermutigenden
Aufwärtsbewegungen der meisten Komponenten des Bank Austria EinkaufsManagerIndex vor allem auf der Entwicklung
der Lager. Der besonders starke Abbau der Lagerbestände in den vergangenen Monaten zeigt, dass die Produktionsleistung
mitunter stärker zurückgefahren wurde, als es der Einbruch der Nachfrage erfordert hätte. Im Juni
hat sich der Abbau der Verkaufslager sogar im Rekordtempo fortgesetzt. Das Verhältnis zwischen dem Index für
Neuaufträge und jenem für das Fertigmateriallager, das bislang ein guter Indikator für die Industriekonjunktur
war, ist nach dem absoluten Tiefststand von 0,54 im Dezember nun auf 1,14 gestiegen. Das ist der höchste Wert
seit Anfang 2007 als der EMI deutlich über der Wachstumsschwelle lag. "Die Rezession in der Industrie
wird nach unserer Einschätzung bald vorbei sein, denn die Unternehmen werden die Produktion an die Nachfragebedingungen
anzupassen haben und die leeren Lager bald wieder auffüllen. Allerdings besteht das Risiko, dass sich die
Nachfragesituation in den kommenden Monaten nicht deutlich genug verbessert, um einen nachhaltigen Aufschwung des
Produktionszyklus in der Industrie einzuleiten und somit der zu erwartende Lageraufbaueffekt als Strohfeuer verpufft",
meint Pudschedl.
Auch wenn eine Stabilisierung der Industriekonjunktur unmittelbar bevorstehen dürfte, die Hoffnung auf eine
kräftige Erholung danach ist nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria fehl am Platz. "Allzu
großem Optimismus müssen wir eine Absage erteilen, denn die globale Wirtschaft ist weiterhin angeschlagen,
ein kräftiges Zugpferd für die exportabhängige österreichische Industrie ist derzeit noch nicht
in Sicht. Nach dem katastrophalen Start ins laufende Jahr wird die Industrieproduktion im Jahresdurchschnitt 2009
um rund 12 Prozent real sinken und auch 2010 nur geringfügig wachsen", sagt Stefan Bruckbauer.
Anmerkung: Werte des EMI über 50,0 weisen auf ein Wachstum gegenüber dem Vormonat hin, Notierungen unter
50,0 signalisieren einen Rückgang. Je weiter die Werte von 50,0 entfernt sind, desto größer sind
die Wachstums- bzw. Schrumpfungstendenzen. Diese Aussendung enthält die Originaldaten aus der Monatsumfrage
unter Einkaufsleitern der Industrie Österreichs, die von der Bank Austria gesponsert und unter der Schirmherrschaft
des ÖPWZ seit Oktober 1998 von Markit Economics durchgeführt wird. |