Swoboda und Matznetter überreichen Kreisky-Preise 2008   

erstellt am
29. 06. 09

Auszeichnungen für Robert Reich, Markus Prutsch, Helmut Konrad/Wolfgang Maderthaner und Theodor-Kramer-Gesellschaft
Wien (sk) - "Weise Entscheidungen der Jury" - so kommentierte der Direktor des Renner-Instituts, Karl Duffek, den diesjährigen "Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch 2008". Der Hauptpreis ging an Robert Reich für sein Buch "Superkapitalismus", Anerkennungspreise erhielten Markus J. Prutsch für "Fundamentalismus" sowie Helmut Konrad und Wolfgang Maderthaner für die Herausgabe des Buches "Das Werden der Ersten Republik". Den Sonderpreis des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes Österreich (SWV) für verlegerische Leistungen übergab der Präsident des SWV, Christoph Matznetter, an die Theodor-Kramer-Gesellschaft. Auch heuer habe man wieder ebenso aktuelle wie sachlich fundierte und lesenswerte Werke auszeichnen können, so der Vorsitzende der Jury, SPÖ-Europaabgeordneter Hannes Swoboda am 28.06. bei der Preisverleihung in den Wiener Börsesälen.

Im Anschluss an die einleitenden Worte Duffeks, der unter den zahlreich erschienen Gästen u.a. auch Finanzstaatssekretär Andreas Schieder begrüßte, verkündete Swoboda die Jurybegründungen. So habe Hauptpreisträger Robert Reich, der als einer der einflussreichsten Intellektuellen in den USA gilt und unter Bill Clinton Arbeitsminister war, eine "sehr differenzierte Analyse" über die Entwicklung des "Superkapitalismus" vorgelegt. Ein Merkmal des Superkapitalismus sei es, dass VerbraucherInnen und AnlegerInnen immer mehr Macht haben, während ArbeitnehmerInnen und BürgerInnen über immer weniger Macht verfügen, zitierte Swoboda einen Kernsatz aus Reichs Buch. Swoboda merkte hierzu an, dass auch die neoliberalen Entwicklungen in der Europäischen Union in genau diese Richtung gingen. So habe etwa "die Deregulierung die ArbeitnehmerInnen in prekären Arbeitssituationen zurückgelassen", so Swoboda, der klarmachte, dass nicht "moralische Appelle, sondern vernünftige Regeln für die Wirtschaft" taugliche Instrumente seien, um im Falle von Fehlentwicklungen gegenzusteuern.

Auch Markus Prutsch habe ein "äußerst aktuelles Buch" vorgelegt, das die These aufstelle, dass der Fundamentalismus ein "Reaktion auf die Moderne" sei. Unterstrichen wurde von Swoboda besonders, dass Demokratie und gesellschaftliche Partizipation geeignete Mittel seien, um "dem Fundamentalismus das Wasser abzugraben." Eine zentrale Rolle komme hierbei auch der Integration zu, so Swoboda. Prutsch habe mit seinem Buch "Fundamentalismus" eine "sehr klare, gut lesbare und ideengebende Arbeit" vorgelegt. Das zweibändige, von Helmut Konrad und Wolfgang Maderthaner herausgegebene Werk "Das Werden der Ersten Republik" sei "für alle unverzichtbar, die sich mit dem Werden Österreichs beschäftigen wollen", bekräftigte Swoboda in seiner Jurybegründung.

Sonderpreis für Theodor-Kramer-Gesellschaft
Matznetter betonte in seiner Laudatio auf den Verlag der Theodor-Kramer-Gesellschaft die zentrale Bedeutung "engagierter verlegerischer Arbeit." Denn dem verlegerischen Mut und dem verlegerischen Engagement seien wertvolle Beiträge zum kulturellen Gedächtnis zu verdanken, so Matznetter, der die Kramer-Gesellschaft auch dafür würdigte, dass sie exilierten Menschen mit ihrer Verlagsarbeit eine Stimme gebe.

Preisträger bedanken sich für renommierten Kreisky-Preis
Hauptpreisträger Robert Reich machte in seiner Dankesrede klar, dass eine Demokratie nicht funktionieren könne, wenn der Durchschnittsbürger das Gefühl habe, dass er nicht gehört werde. Genau dieses Gefühl der Machtlosigkeit sei es, dass sich Lobbyisten zunutze machen wollten, so Reich, der betonte: "Wenn wir eine Gesellschaft wollen, die auf sozialer Gerechtigkeit aufbaut, müssen wir immer für die Demokratie kämpfen, die uns gehört." Reich bedankte sich für den renommierten Kreisky-Preis und freute sich über seinen Aufenthalt in "diesem wunderbaren Land und in dieser wunderschönen Stadt." Und auch die Träger der Anerkennungspreise bedankten sich für den Kreisky-Preis, der - wie Markus Prutsch betonte - "Ehre und Ansporn für die weitere Arbeit" sei.

  • Robert Reich. Superkapitalismus. Wie die Wirtschaft unsere Demokratie untergräbt. Frankfurt/Main: Campus 2008, 326 Seiten, Euro 25,60.
  • Markus J. Prutsch. Fundamentalismus. Das "Projekt der Moderne" und die Politisierung des Religiösen. Wien: Passagen 2008, 176 Seiten, Euro 22,90.
  • Helmut Konrad/Wolfgang Maderthaner (Hrsg.): Das Werden der Ersten Republik ... der Rest ist Österreich. Wien: CGS 2008, 696 Seiten, Euro 70,00.

Die nächste Kreisky-Preisverleihung erfolgt am 18. September, dann werden Alexander Kluge und Oskar Negt mit dem Sonderpreis für das publizistische Gesamtwerk gewürdigt.

     
Informationen: http://www.theodorkramer.at/    
     
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