Studie von WWF und Luchsexperten zeigt sporadische Heimkehrer in Westösterreich
Wien (wwf) - Nach Wiederansiedlungsprogrammen in West- und Mitteleuropa taucht der Europäische
Luchs seit den 1970er Jahren auch in Österreich immer wieder als Wechselwild auf. Die meisten Nachweise stammen
aus dem Mühl- und Waldviertel, wo die Tiere als Teil einer grenznahen tschechischen Population sogar Nachwuchs
hervorbringen. Aus dem Alpenraum im Westen Österreichs fehlten in den letzten Jahren gesicherte Nachweise
für die Anwesenheit von Luchsen. Der WWF ging unterstützt von Experten der internationalen Forschungs-
und Schutzgruppe SCALP und der regionalen Jägerschaft Luchs-Hinweisen im Oberinntal und Lechtal in Tirol,
sowie im Vorarlberger Montafon nach. Die Ergebnisse zeigen Anzeichen einer Wiederkehr der Luchse nach Westösterreich.
„Die Zusammenarbeit mit der Jägerschaft verlief vorbildlich“, freut sich Christoph Walder vom WWF. Gemeinsam
mit den Jägern wurden Hinweise geprüft und vermeintliche Luchsrisse bewertet. „Die Hinweise zeigen deutlich,
dass der Luchs wieder in den Westen Österreichs einwandert“, erklärt Bezirksjägermeister Eckhard
Posch aus dem Tiroler Außerfern. „Geben wir ihm gemeinsam eine Chance, hier wieder eine Heimat zu finden!“,
ruft Posch auf.
Der Herkunftsort dieser Luchse ist vermutlich die Westschweiz, wo seit einigen Jahren ein Wiedereinbürgerungsprogramm
stattfindet. „Auch wenn der eindeutige Nachweis dieser Katzenart in Westösterreich - etwa durch ein eindeutiges
Foto oder genetische Proben - nicht erbracht werden konnte, können wir durch die Auswertungen unserer Hinweise
davon ausgehen, dass der Luchs wieder an einigen Orten durch die Wälder Westösterreichs streift,“ sagt
Walder.
Hauptbeutetiere des Luchses im Alpenraum sind die kleinen Paarhufer Reh und Gams. An dritter Stelle folgt zumeist
der Fuchs, der aber nur wenige Prozent der Nahrung ausmacht. Trotzdem hält der Bezirksjägermeister von
Reutte, Eckhard Posch, ein Zusammenleben für möglich: „Natürlich ist das Vorkommen des Luchses für
uns eine neue Herausforderung, aber eine, die wir im Revier verkraften können.“ Posch verweist jedoch auf
die Notwendigkeit der Anpassung von Jagdbewirtschaftungsplänen, wenn ein Beutegreifer im Revier lebt und erhält
Unterstützung vom WWF. Walder: „Wenn Luchse im Revier sind, sollte sich dies auch in den Abschussplänen
für seine Beutetiere niederschlagen“.
Grundvoraussetzung für allfällige Anpassungen ist aber die genaue Kenntnis über die Anwesenheit
des Luchses, die nur durch eine gute Kooperation von Jagd und Naturschutz erreicht werden kann. Auch umfangreiche
Informationsarbeit und offene Kommunikation mit allen Interessensgruppen sollen zu mehr Toleranz und Verständnis
für den Luchs beitragen. |