Österreich erwartet Getreideernte von 4,7 bis 4,9 Mio. Tonnen   

erstellt am
25. 06. 09

Weltweites Rekordergebnis 2008 wird heuer nicht erreicht
Wien (bmlfuw/aiz) - In Österreich wird heuer eine Getreideernte von rund 4,7 bis 4,9 Mio. t inklusive Mais erwartet. Gegenüber dem Vorjahr, in dem ein Rekordergebnis von 5,4 Mio. t erzielt werden konnte, ist mit einer mengenmäßigen Abnahme um etwa 10 bis 12% zu rechnen, wie die Experten der Landwirtschaftskammer Österreich und der Raiffeisen Ware Austria (RWA) am 25.06. bei einem Pressegespräch in Neusiedl am See berichteten. Insgesamt wird somit eine durchschnittliche Ernte im unteren Bereich erwartet.

Die Experten sprachen von unterschiedlichsten Witterungsverhältnissen, angefangen bei trockenen Winden über Hagel bis zu den aktuellen, anhaltenden Regenfällen. Diese dürften nach derzeitigem Stand punktuelle Auswirkungen haben. Sollten die Niederschläge 14 Tage nicht nachlassen, werden bereits stärkere Einbußen und Qualitätsminderungen durch Aus- und Zwiewuchs sowie ein Aufplatzen des Rapses erwartet.

"Flächenabtausch" zwischen Sojabohne und Körnermais
Im Vergleich zum Vorjahr kam es zu bedeutenden Flächenverschiebungen innerhalb der Getreide-, Ölsaaten- und Eiweißpflanzenkulturen. Bei Getreide sind die Arealzunahmen bei Weichweizen von rund 4% und bei Triticale von 9% auffallend. Die Sommergerste hat dagegen um ca. 7% an Fläche verloren. Roggen wurde um 10% weniger angebaut. Von besonderem Interesse ist zudem der heuer stattfindende "Flächenabtausch" zwischen Sojabohne und Körnermais. Das Sojabohnenareal konnte österreichweit um stolze 37% zulegen (+6.700 ha), während die Körnermaisfläche um 9% (-17.900 ha) abnahm. Die niedrigen Maispreise 2008 und der Blick auf die stark gestiegenen Betriebsmittelpreise ließen diese Kultur an Attraktivität verlieren. Im Gegenzug wurden die Sojabohnenflächen aufgrund der geringen Ansprüche dieser Pflanze an die Düngung ausgeweitet. Weiters verliert die Eiweißfrucht Körnererbse zusehends an Bedeutung: Der Flächenrückgang im Vergleich zum Vorjahr beträgt 30%.

Schäden durch Trockenheit, Hagel und Regenfälle
Im Hinblick auf die Witterung hat eine ausgeprägte Trockenheit von April bis Ende Mai vor allem die Sommerkulturen in Teilen Niederösterreichs und des Burgenlandes schwer im Wachstum beeinträchtigt. Speziell die Entwicklung der Rapsbestände wurde zum Teil massiv behindert. Aus Oberösterreich und der Steiermark wird hingegen von einer insgesamt zufriedenstellenden Bestandsentwicklung berichtet, sodass in diesen Bundesländern ansprechende Erntemengen erwartet werden. In Kärnten haben sich die Ackerkulturen ursprünglich ebenfalls gut entwickelt, doch verursachten Hagelereignisse in mehreren Bezirken enorme Schäden. Auch die aktuellen, anhaltenden Regenfälle dürften punktuelle Auswirkungen auf die Getreideregionen Österreichs haben. Wie massiv die Einbußen ausfallen, hängt jedoch klarerweise vom weiteren Witterungsverlauf ab, wie die Experten von LK Österreich und RWA betonten.

EU-27 prognostiziert 292 Mio. t Getreide
In der EU-27 dürften in den nächsten Wochen 292 Mio. t Getreide geerntet werden. Trotz der generell günstigen Witterungsbedingungen in Europa könnten die diesjährigen Erträge doch nur durchschnittlich ausfallen. Das Rekordjahr von 2008 wird sich somit nicht wiederholen. Die Weizenmenge dürfte sich um 9% auf 138 Mio. t verringern. Sowohl die Anbaufläche (-5%) als auch die Hektarerträge werden als geringer prognostiziert. Die Rapsernte sollte mit 19,1 Mio. t nahezu unverändert bleiben. Die Anbauflächen haben zugenommen, dafür ist mit niedrigeren Hektarerträgen zu rechnen.

Heuer leicht geringere Weltgetreideernte erwartet
Die Weltgetreideernte 2009 wird mit 2,2 Mrd. t etwas geringer als im vorjährigen Rekordjahr prognostiziert. Trotzdem ist davon auszugehen, dass im Wirtschaftsjahr 2009/10 die zweitgrößte jemals registrierte Getreideernte ansteht. Der Rückgang von 3% gegenüber dem Vorjahr wird durch die nach wie vor hohen Vorräte aus der Ernte 2008 abgefedert.

Für Weizen kann mit einer Abnahme der globalen Erzeugung 2009/10 um etwa 4% auf rund 656 Mio. t gerechnet werden. Die Produktion würde damit etwas höher als der Verbrauch - 655 Mio. t - ausfallen, sodass die hohen Bestände erhalten bleiben.

Am globalen Maismarkt könnte für 2009 eine Unterversorgung bevorstehen. Die Weltproduktion ist leicht rückläufig, zumal es in wichtigen Anbauregionen witterungsbedingt schlechte Aussaatbedingungen gab. Zudem fehlen in Zeiten der Wirtschaftskrise in wichtigen Erzeugergebieten Finanzmittel für die verhältnismäßig höheren Produktionskosten bei Mais.

Wichtige Anbauländer teilweise mit extremen Ergebnissen
Der Ukraine werden für heuer drastische Ertragseinbrüche von 26% vorhergesagt. Starker Frost und Dürre sind die witterungsbedingten Gründe für die mit 19 Mio. t nur sehr geringe Weizenernte. Auch die Krise am Finanzsektor wirkt sich auf die dortige Landwirtschaft spürbar negativ aus. Da teure Betriebsmittel die Produktionskosten stark steigen lassen, wurden allen Schätzungen nach um mindestens 20% weniger Dünge- und Pflanzenschutzmittel eingesetzt, was die Erträge deutlich schwinden ließ. Starke Ertragseinbußen (-25%) gibt es auch im Maisanbau.

Ebenso ging in Argentinien, dem weltweit größten Weizenexporteur, die Produktion dieser Getreideart stark zurück. Gründe dafür sind einerseits die extrem trockene Witterung und damit niedrige Hektarerträge und andererseits die kleinste Anbaufläche seit 1992.

Die für Österreich wichtigen Nachbarländer müssen ebenfalls mit Produktionsrückgängen rechnen. Italien könnte beim Weizen eine Verringerung um fast 30% und beim Mais um 5% bevorstehen. In Ungarn fallen die Weizenerträge um 11% und beim Mais um 25% niedriger aus als im Vorjahr.
     
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