Neues Frauenprojekt Brückenbau   

erstellt am
23. 06. 09

Köstendorf bei Salzburg (drehbuchwerkstatt) - Die Drehbuchwerkstatt ist EU-weit vernetzt, hat Dependancen in Rijeka, Wien, Berlin, Trabzon und Banja Luka. Wir kennen die Vorteile und auch die Schwierigkeit der Kommunikation verschiedener Kulturen miteinander und sehen unsere Aufgabe auch als Initiator und Impulsgeber neuer, offener Formen von Kommunikation, Kunst und kultureller Vernetzungsarbeit.

Hauptaugenmerk beim österreichischen Projekt „Brückenbau“ ist unterstützende Arbeit im Rahmen des kulturellen und sozialen Lebens für Frauen in Österreich, über 40, am Land, mit (und auch ohne) Migrationshintergrund - also jene Gruppe, die am allerwenigsten Aufmerksamkeit bzw. Zugang zu Öffentlichkeit oder Medien hat. Eine Gruppe, die niemand hört oder sieht und von vorn herein kaum Chancen auf Gehör von kreativen Ausdrucksweisen hat. Das Projekt „Brückenbau“ wurde seit Februar 2009 konzipiert und vorbereitet, im Mai 2009 gab es das erste gemeinsame Treffen. Das Projekt Brückenbau vernetzt und bietet Raum für künstlerische Ausdrucksweisen.

Idee und Organisation: Shirin Rahmat (Türkin)
Idee und künstlerische Leitung: Gabriele Neudecker (Österreicherin)
Geschäftsführung: Veresa Radosawljewitsch (Kroatin)

Die Treffen bzw. der Austauch sollte nicht zu beliebig sein, sondern unter einem bestimmten Thema stehen, für das erste Treffen hatten wir uns das Thema „Kopftuch“ vorgenommen – jenes umstrittene Stück Stoff, das mit Frauenunterdrückung zu tun hat und deren TrägerInnen ihrerseits oft wieder vor Diskriminierung geschützt werden müssen – ein Symbol, das sowohl persönliche Freiheit als auch Unfreiheit bedeuten kann.


1. Thema „Kopftuch“ – 21.-24. Mai 2009
Kennenlernen – loses Besprechen des „in den Raum“ gestellten Themas bei einer gemeinsamen Wanderung durch das malerisch schöne Naturschutzgebiet Wenger Moor – an dessen Ende sich das Hauptbüro der Drehbuchwerkstatt befindet;

TeilnehmerInnen aus Salzburg und Oberösterreich (Neumarkt, Mattsee, Henndorf, Schleedorf, Köstendorf, Lochen und Lengau)

Mit der Wahl des ersten Themas „Kopftuch“ machte das Team gleich den Sprung ins kalte Wasser – das Thema erhitzt bekanntlich auf allen möglichen Seiten die Gemüter (zum Beispiel auch zwischen Bosnierinnen und Serbinnen), und sollte daher von Anfang an angesprochen und damit in der Gruppe benannt und als möglicher Störfaktor für die Gruppe als Thema enttabuisiert werden.

Mit viel Überzeugungsarbeit von Shirin Rahmat, Gabriele Neudecker, Özlem T. und Veresa Radosawljewitsch wurden 22 Frauen mit und fünf Frauen ohne Migrationshintergrund aus ländlichen Gemeinden zum gemeinsamen Spaziergang ins Naturschutzgebiet am Wallersee eingeladen. Spätestens beim gemeinsamen Picknick am Ufer des Sees wurde Scheu voreinander abgelegt und es ergaben sich bereits rege Diskussionen rund um das Thema Kopftuch. Unsere künstlerische Leiterin Gabriele Neudecker erwies sich als sehr sensible Impulsgeberin, moderierte die unterschiedlichen Meinungen, ermutigte die Frauen und führte vor Augen, dass Emotionen kreativ und künstlerisch ausgedrückt werden können. So ergaben sich erste literarische Zeilen zum Thema Kopftuch – eine vierfache türkische Mutter beispielsweise berichtete von der Ambivalenz des Kopftuchs: dass „die Tochter daheim in der Türkei ihr Kopftuch aus Protest niemals aufsetzt, hier in Lochen schon, ebenfalls aus demselben Grund, aus Protest.“

Mit einigen Frauen wurden am nächsten Tag in der Drehbuchwerkstatt Fotos zum Thema Kopftuch erarbeitet.

Fazit der ersten Zusammentreffen: Es war die richtige Entscheidung, das provokative Thema „Kopftuch“ gleich an den Anfang des Projekts zu stellen, denn es gibt nun diesbezüglich keine unausgesprochenen Barrieren mehr zwischen jenen Frauen, die ihr Kopftuch tragen, und solchen, die es ablehnen oder Bedenken haben oder damit überhaupt nichts anfangen können.

Aufgrund der künstlerischen Qualität der Fotos zum ersten Thema Kopftuch haben wir uns entschlossen, die Fotos in DIN A3 Hochglanzqualität auch zum Verkauf anzubieten. Für die Summe von Euro 50,-- konnten, ohne Werbung dafür zu machen, bereits einige Fotos verkauft werden – der Erlös kommt selbstverständlich den KünstlerInnen zugute.

2. Thema: Mütter und Töchter (ab 21. Juni 2009)
Der Erfolg des ersten Projekts hat sich durch Mundpropaganda rasch herumgesprochen – für das nächste Projekt „Mütter und Töchter“ haben sich zahlreiche neue Gesichter beworben!

Wir werden wieder eine Wanderung im Wenger Moor als Ausgangspunkt für ein Kennen lernen und erste Diskussionen nehmen. Die Töchter sind miteingeladen und werden für die Mütter ein kleines Picknick zusammenstellen.

Das zweite Thema gibt ebenfalls „Zündstoff“ für eine spannende künstlerische Auseinandersetzung und Aufbereitung. Mit interessierten Frauen werden wir ein Dramolett zum Thema erarbeiten, das im Herbst 2009 als Lesung aufgeführt wird. Als Dramolett wurde nicht nur der kurze, satirische Text definiert, sondern auch der aktuellen Kommentar.

Die Thementreffen zum „Brückenbau“ sollen mindestens sechs Mal pro Jahr stattfinden.

Weitere geplante Themenschwerpunkte für 2010
„Wozu Politik – ist Politik Männersache“
„Ein Zimmer für mich allein“

Das Projekt Brückenbau wurde von der Drehbuchwerkstatt bislang ehrenamtlich und kostenlos durchgeführt bzw. betreut– es ist aus dem Bauch heraus, aufgrund eines gefühlten Mangels, entstanden, und es ist gut geworden! "Wir schenkten den Frauen – und uns selber - etwas Wertvolles: Zeit und Aufmerksamkeit."

Aufgrund der künstlerischen Qualität, die sich bereits nach dem ersten Projekt zum Thema „Kopftuch“ abzeichnete, können Fotos der Frauen käuflich erworben werden. (Den Erlös erhalten die KünstlerInnen!)

Jede und Jeder, der mitarbeiten möchte, ist herzlich eingeladen - jede/jeder, der die Projekte der Frauen finanziell unterstützen möchte, kann dies gern tun –
     
Informationen: http://www.drehbuchwerkstatt.eu/    
     
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