OECD-Länderbericht 2009 veröffentlicht  

erstellt am
03. 07. 09

Schmied: OECD-Bericht bietet Grundlage für faktenorientierte Bildungspolitik
Die Empfehlungen der internationalen Organisation bestätigen weitgehend die Vorhaben der Regierung
Wien (bmukk) - Der am 02.07. im Bundeskanzleramt präsentierte OECD-Wirtschaftsbericht für Österreich beleuchtet schwerpunktmäßig auch das Bildungssystem. OECD Bildungsdirektorin Barbara Ischinger unterstrich die "bemerkenswerte Erfolge" des Bildungssystems, das allerdings mit neuen Herausforderungen konfrontiert sei. Die Bundesregierung habe dafür ein ambitioniertes Programm zur Reform des Bildungssystems vorgelegt. "Wir ermutigen die Regierung, hier fortzufahren."

Denn Österreich verzeichne auch noch Schwachstellen. Diese ortete die OECD bei der Vorschulerziehung, die sozial schwache Kinder und solche mit Migrationshintergrund nicht ausreichend erreiche, bei der ungünstig frühen Selektion in der Sekundarstufe und bei der Qualität der Studienplätze an den Universitäten.

Unterrichtsministerin Claudia Schmied begrüßte den vorliegenden Bericht: "Er zeigt die Ansatzpunkte für die Bildungsreform und bestätigt den eingeschlagenen Weg." Die Forderung nach einer Ausweitung der gemeinsamen Schulbildung werde mit der Neuen Mittelschule bereits umgesetzt. "Im Herbst verdreifachen wir die Standorte.", sagte Schmied, über 20.000 Schülerinnen und Schüler würden dann von der Neuen Mittelschule profitieren. "2013 werden wir vor der Grundsatzentscheidung stehen. Bis dahin werden die Standorte weiter ausgebaut und die Ergebnisse evaluiert sein."

"Die Qualitätssteigerung durch kleine Klassen und Individualisierung des Unterrichts wird 2010 alle Pflichtschulstufen erreicht haben", so Schmied, die Qualitätsstandards für die neue Matura würden zum ersten Mal im Schuljahr 2013/2014 eingesetzt.

Die Forcierung der frühkindlichen Förderung sei für die gesamte Bundesregierung ein zentrales Anliegen. Schmied "Wir starten bereits im Herbst mit dem verpflichtenden Kindergartenjahr, die Ausbildung der KindergartenpädagogInnen soll im Zuge der gemeinsamen Ausbildung aller PädagogInnen auf höchstes Niveau gehoben werden. Der Kindergarten muss zum Bildungsgarten werden."

In diesem Zusammenhang müsse auch das Thema Integration zentrale Aufgabe des Bildungssystems werden. "Deshalb lege ich besonderen Wert auf Sprachförderung, jedes Kind muss vor Eintritt in die Schule die deutsche Sprache beherrschen", betonte die Unterrichtsministerin.

Die Empfehlungen der OECD zeigten, "dass wir in die richtige Richtung agieren. Ich fühle mich gestärkt und unterstützt." Denn der Bericht beleuchte auch, dass faktenorientierte Bildung gebremst wird, wenn Machtbereiche von Interessensgruppen tangiert werden. "Doch wir stehen vor großen strategischen Herausforderungen: Ein leistungsorientiertes Dienst- und Besoldungsrecht, die Beseitigung von Doppelgleisigkeiten bei der Schulverwaltung und die klare Regelung der Schnittstellen zwischen Schule und Verwaltung." Dazu gehöre auch mehr Verantwortung für die Schulen. "Die Schulleiter sollten künftig als Schulmanager mit Personal- und Finanzverantwortung agieren können!" so Schmied.

Die zusammengefassten OECD-Anregungen:
Die vorschulische Bildung weist im internationalen Vergleich einige Schwächen auf. Die Kindergruppen waren relativ groß und sozial benachteiligte Kinder, einschließlich Kinder von Migranten, waren in der Vorschulerziehung unterrepräsentiert. Das verpflichtende Kindergartenjahr war ein erster wichtiger Schritt, die OECD empfiehlt, dieses Angebot weiter auszubauen und das Angebot für Kinder ab dem 3. Lebensjahr zu erhöhen. Dieses Angebot sollte sich auf Kinder aus sozial benachteiligten Familien und auf Kindern mit Migrationshintergrund konzentrieren. Gleichzeitig wird empfohlen, dass für die vorschulische Bildung angemessene Qualitätsstandards entwickelt und umgesetzt werden.

2. Grund- und Sekundarstufe
In der Grund- und Sekundarstufe hat Österreich mit der Einführung der "Neuen Mittelschule" damit begonnen, die im internationalen Vergleich frühe Aufteilung der Schülerinnen und Schüler auf verschiedene Schulzweige aufzuweichen. Der Bericht empfiehlt, dass die für diese Reform nötigen Ressourcen an Lehrkräften und Schulinfrastruktur bereitgestellt werden. Angesichts sinkender Schülerzahlen könnten diese Mittel zu einem großen Teil durch einen effektiveren Einsatz der Lehrkräfte und durch eine Anpassung der Schulinfrastruktur aufgebracht werden.

Gleichzeitig unterstützen die OECD die Einführung von nationalen Bildungsstandards in die Lehrpläne. Vergleichende Tests sollten zur regelmäßigen Überprüfung dieser Standards etabliert werden.

3. Tertiäre Bildung
Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, einer möglichst großen Zahl junger Menschen eine hochwertige tertiäre Ausbildung zu ermöglichen. Unter den gegebenen Bedingungen scheint dies allerdings schwierig. Derzeit müssen die Universitäten alle qualifizierten Bewerber für die Studiengänge und Fächer ihrer Wahl aufnehmen, ohne selbst eine Auswahl treffen zu können und ohne die Studierenden an den Kosten zu beteiligen.

Der Wirtschaftsbericht empfiehlt deshalb, dass zukünftig auch Universitäten ihre Studierenden selbst auswählen und Studiengebühren erheben dürfen. Um eine Selektion nach sozialem Hintergrund und finanziellen Ressourcen zu verhindern, sollte ein umfassendes Stipendiensystem und einkommensabhängige Studienkredite eingeführt werden.

 

Hahn: "Fördern und fordern" zieht sich als roter Faden durch OECD-Bericht
Wissenschaftsminister sieht OECD-Bericht als gute Grundlage für faktenbasierte Diskussion im tertiären Bereich
Wien (bmwf) - "Der OECD-Länderbericht bestätigt jene Schritte in Österreichs Hochschulpolitik, die durch das Universitätsgesetz 2002 gemacht und nun durch die bevorstehende UG-Novelle fortgesetzt wurden", so Wissenschaftsminister Johannes Hahn. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Ministerin Claudia Schmied, den beiden Staatssekretären Reinhold Lopatka und Andreas Schieder sowie Vertretern der OECD dankte der Minister der OECD "für diese kritische und realistische Einschätzung des tertiären Sektors in Österreich, der unsere Anstrengungen würdigt und aufzeigt, wo wir weiter Potenzial ausschöpfen müssen. Der Bericht dient als gute Grundlage für eine faktenbasierte Diskussion im tertiären Bereich." Weiters hob der Minister hervor: "Fördern und fordern zieht sich als roter Faden durch den OECD-Bericht."

Erfreulich sei, dass die OECD in ihrem Bericht die Anstrengungen, die im Bereich der Studienförderung in den vergangenen Jahren gesetzt wurden, als treffsicher und sozial gerecht anerkennt. So sind die Mittel für die Studienförderung seit dem Jahr 2000 verdoppelt worden und betrugen im Vorjahr rund 200 Millionen Euro. Die Zahl der Bewilligungen ist in diesem Zeitraum um fast 50 Prozent gewachsen und gleichzeitig hat sich die durchschnittliche Fördersumme pro Studierenden um 20 Prozent auf über 4.500 Euro erhöht.

"Gemeinsam mit dem Finanzminister ist es mir gelungen, den Universitäten einen verlässlichen Finanzrahmen bis 2013 zu geben, der in Summe ein Plus an Mitteln von rund 1,2 Milliarden Euro beinhaltet." Auch für die Fachhochschulen sei im laufenden Budget ein zweistelliges Plus vorgesehen. Das heißt konkret: In den Jahren 2010 bis 2012 stehen den Universitäten in Summe über 8,2 Milliarden Euro zur Verfügung. Dabei ersetzt der Bund auch die Ausfälle der Universitäten durch den weitgehenden Entfall der Studiengebühren. Ihr Anteil am Universitätsbudget beträgt pro Jahr immerhin sieben Prozent des Gesamtbetrags.

Hahn erinnerte daran, dass er sich in der Frage der frühkindlichen Förderung, der besonderen Förderung von Kindern mit Sprachproblemen und von zusätzlichen Formen der Sekundarstufe 2 immer für eine Weiterentwicklung auf der Höhe der Zeit ausgesprochen habe. "Ich bin froh, dass wir nun mit den Ländern ein verpflichtendes Kindergartenjahr vereinbart haben und dass mittlerweile allgemein anerkannt wird, dass Sprache der Schlüssel zu Integration und Bildung ist." Hahn erinnerte auch an den neu eingerichteten Lehrstuhl für Frühkindpädagogik an der Universität Graz.

"Die Empfehlungen der OECD für den tertiären Sektor haben eine faktenbasierte Diskussion verdient", so der Minister weiter. "Wenn man die Empfehlungen der OECD in einem Kapitel begrüßt, sollte man auch bereit sein, die Empfehlungen in einem anderen Kapitel zu diskutieren."

"Ich danke der OECD für diesen Bericht und hoffe, dass wir seine Schlussfolgerungen umfassend und möglichst frei von ideologischen Vorbehalten in Österreich diskutieren", schloss der Minister.

 

  Walser: Bildung als Chance in der Krise
Vorwärts in neue Zeiten
Wien (grüne) - Frühe Selektion und mangelnde Durchlässigkeit haben sich als Mängel des österreichischen Schulsystems erwiesen. "Wir müssen völlig neue Wege beschreiten und jedes Kind, jeden Jugendlichen bestmöglich fördern", fordert Harald Walser, Bildungssprecher der Grünen als Konsequenz des OECD Länderberichtes 2009. Bildung muss in Österreich eine breite Basis erhalten, damit für Spitzenleistungen eine geeignetes Fundament vorhanden ist. "Wir können es uns nicht leisten, auch nur ein einziges Kind zurückzulassen", ist Walser überzeugt. Die OECD bestätigt in ihrem Länderbericht 2009 für Österreich, dass nur mit einer Anhebung des allgemeinen Bildungsniveaus die Krise rasch überwunden werden kann. "Derzeit werden Jugendliche etwa in ländlichen Regionen oder aus Familien mit niedrigem Einkommen von höherer Bildung ausgeschlossen, sie erhalten gar keine Chance, eine zweite Fremdsprache zu erlernen oder eine höhere Qualifikation zu erwerben", kritisiert Walser. "Fördern, fördern, fördern ist die Verpflichtung des Bildungssystems. Die Zeit des frühen Selektierens muss ein Ende haben."

 

 Landertshammer: OECD-Bericht unterstreicht Reformnotwendigkeiten
Schulverwaltung neu ist vordringlichstes Ziel - Zulassungsverfahren und Studienbeiträge wieder diskutieren
Wien (pwk) - Zu dem OECD-Bildungsbericht betonte der Leiter der Bildungspolitischen Abteilung in der WKÖ, Michael Landertshammer, dass dieser die Reformnotwendigkeiten im Bildungsbereich deutlich unterstreiche: "Wir fordern hier bereits seit langem Reformen ein. Mit dem Papier Chance Bildung, das mit allen Sozialpartnern akkordiert ist, haben wir konkrete Maßnahmen und Forderungen auf den Tisch gelegt." Am vordringlichsten sei aus Sicht der Wirtschaft eine Reform der Schulverwaltung, denn diese präsentiere sich zu bürokratisch und schwerfällig und sei einfach zu teuer. Außerdem werde von der OECD die Notwendigkeit einer Einführung von Zulassungsverfahren an den Universitäten bestätigt. "Zulassungsverfahren und Studienbeiträge sind beides Maßnahmen, die im heimischen Hochschulwesen zum Nutzen aller Beteiligten praktiziert werden wie das Fachhochschulwesen zeigt", unterstrich Landertshammer.

Im Bereich einer modernen Schulverwaltung fordert der Bildungsexperte eine echte Schulautonomie mit umfassenden Kompetenzen des Schulleiters im Bereich Personal und Finanzen sowie klar definierte Bildungsziele und -standards und deren externe Überprüfung. "Denn dadurch können wir die Qualität von Schulen erhöhen und tatsächlich Kosten senken", so Landertshammer. So habe auch die OECD einmal mehr darauf hingewiesen, dass der Output, den österreichische Schüler in internationalen Vergleichstests liefern, nicht den Inputs in das heimische Schulsystem entsprechen.


Umfassende Staats- und Verwaltunsgreform zum Nutzen der Bildungspolitik
Alles was Thema Schulverwaltung betreffe gehe eins zu eins mit einer umfassenden Staats- und Verwaltungsreform einher. "Um unseren Bildungsbereich auf Vordermann zu bringen, müssen Parteien, Bund und Länder an einem Strick ziehen. Eingefahrene Denkmuster und Positionen müssen in Frage gestellt werden. Und das rasch, denn auch die Umsetzung von Reformen benötigt ihre Zeit", appellierte der WKÖ-Bildungsexperte an die Verantwortlichen.

 

 Kapsch: Gestaltung von Zuwanderung muss Priorität haben
Weitsicht und Nachhaltigkeit bei Migration und Integration dringend notwendig - Beschlüsse des ÖGB-Kongresses zu Asyl begrüßenswert
Wien (pdi ) - "Die Politik darf die Augen nicht länger vor der Realität verschließen: Österreich ist ein Einwanderungsland", betonte Mag. Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Wien und Vorsitzender des gesellschaftspolitischen Ausschusses der IV. Die Richtigkeit der Forderung der IV, ein zukunftsorientiertes und kriteriengeleitetes Migrationssystem in Österreich einzuführen, werde durch eine Studie nach der anderen bestätigt. "Wir werden daher auch weiterhin für Weitblick und Nachhaltigkeit im Bereich von Migration und Integration eintreten", so Kapsch, der etwa auf den jüngsten OECD-Bericht zu den Auswirkungen von Migration auf den Arbeitsmarkt verwies. So werde es nach dem Wirtschaftsaufschwung wieder zu mehr Zuwanderung kommen, weswegen sich Österreich mit Ideen zu einer besseren Steuerung der Zuströme sowie besseren Bedingungen für eine gelungene Integration von Menschen mit Migrationshintergrund vorbereiten solle. Für die Politik sollte eine aktivere Gestaltung von Zuwanderung und die Förderung von Integration nicht zuletzt deshalb oberste Priorität haben, da es laut OECD ohne Zuwanderung in 15 Jahren ein Viertel weniger Menschen zwischen 20 und 24 Jahren geben werde.

Auch die Ergebnisse der kürzlich durchgeführten Befragung "Migration Mirror" von Unternehmen und Experten zur Situation von Migrantinnen und Migranten in Österreich bestätigen die IV. So sind trotz Krise immer noch neun von zehn Befragten der Ansicht, dass Österreich für seine wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft mehr Zuwanderung von qualifizierten Personen braucht. Fast alle Befragten meinen, dass dafür mehr Offenheit für die Zuwanderung aus den neuen EU-Mitgliedstaaten notwendig ist und sogar um 13% mehr Befragte als noch im September (83%) fordern einen erleichterten Arbeitsmarktzugang für Personen aus den neuen EU-Mitgliedsländern.

Nicht unterschätzt werden dürften zudem die gesellschaftspolitischen Herausforderungen, unterstrich der Präsident der IV Wien: "Die aktuelle Wertestudie 'Die Österreicher innen' belegt leider, dass der überwiegende Teil der befragten Österreicherinnen und Österreicher zu Ausländerfeindlichkeit neigt und Unmut gegenüber Zuwanderung äußert." Eine Begründung für diese Haltung sehen Experten vor allem in der intransparenten Migrationspolitik Österreichs sowie in der Art und Weise wie Asylpolitik betrieben wird. "Migration, Integration und Asyl sind Themen, die gemeinsam bearbeitet werden müssen, denn solange keine nachhaltigen Maßnahmen in der Migrations- und Integrationspolitik gesetzt werden und kein umfassendes Migrations- und Integrationssystem installiert ist, wird auch die Asylpolitik nicht aus dem Dilemma kommen", ist sich Kapsch sicher.

Begrüßenswert seien in diesem Zusammenhang, dass der ÖGB in seinem heute beschlossenen Grundsatzprogramm fordert, Asylwerbenden den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern, sowie die Verfahren zu beschleunigen. "Auch die Industrie fordert dies schon länger", wie Kapsch anmerkte. Des Weiteren fordert der ÖGB, ebenfalls parallel zu IV, eine unabhängige und permanente Stelle, um Migration und Integration in Österreich effizienter zu gestalten und zu koordinieren. "Vielleicht werden die Überlegungen zu einem Staatssekretariat für Migration und Integration ja doch wieder aufgenommen. Fest steht, dass dies entscheidende Impulse für einen Paradigmenwechsel geben würde, der in Österreich schon längst hätte stattfinden müssen", so Kapsch.
 
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