|
Erneute Debatte um Schließung von Postämtern |
|
erstellt am
01. 07. 09
|
Bures
verhindert Schließung von 193 Postämtern per Bescheid
Kräuter: "Post-Zusperrfetischisten zerstören Landregionen"
Wien (bmvit) - Infrastrukturministerin Doris Bures untersagt per Bescheid
gemäß Paragraph 4 Abs. 5 Postgesetz die Schließung von 193 Postämtern, die von der Post AG
im März angemeldet wurden und für die es bisher weder einen Ersatz durch einen Postpartner gibt, noch
Gespräche mit den BürgermeisterInnen ausreichend dokumentiert sind. Das gab die Ministerin nach ihrem
Gespräch mit dem Postvorstand am 01.07. bekannt. Bei dieser Unterredung hat der Postvorstand der Ministerin
mitgeteilt, dass nur für 100 der 293 angemeldeten Postämter ein Ersatz gefunden wurde, die Postmanager
konnten gegenüber dem BMVIT nicht nachweisen, dass die übrigen 193 nicht ersatzlos geschlossen werden.
Bures: "Mit dem Bescheid soll eine drohende Versorgungslücke überbrückt werden. Nur so kann
die flächendeckende Versorgung für die Bevölkerung und für die regionale Wirtschaft in ganz
Österreich sichergestellt werden.
Der rechtzeitige Beschluss des geplanten Postmarktgesetzes, mit dem die flächendeckende Versorgung sichergestellt
worden wäre, ist nicht zustande gekommen, weil die ÖVP ihre Zustimmung zum Entwurf verwehrt habe, erläuterte
die Ministerin.
Der Bescheid des Infrastrukturministeriums untersagt nun die Schließung dieser 193 im Einzelnen angeführten
Postämter für den Zeitraum von drei Monaten. Solange die vom Postgesetz geforderten Nachweise über
die Einbeziehung der Gemeinde und die Aufrechterhaltung der flächendeckenden Versorgung nicht vorliegen, dürfen
die 193 im Bescheid angeführten Postämter nicht geschlossen werden; dafür hat die Post AG nun drei
Monate Zeit.
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter kontert ÖVP-Generalsekretär Fritz
Kaltenegger im Zusammenhang mit dessen Kritik an Infrastrukturministerin Doris Bures zum Thema Postämter mit
deutlichen Worten. Kräuter: "Ich fordere die ÖVP-Zusperrfetischisten auf, die eigenen Lippenbekenntnisse
zum Schutz der ländlichen Regionen ernst zu nehmen. Die ersatzlose Streichung von Postämtern vor der
Beschlussfassung des neuen Postmarktgesetzes kommt für die SPÖ nicht in Frage, wir schützen die
Infrastrukturbedürfnisse der Bevölkerung."
Das Ziel des neuen Gesetzes, Lohndumping auf dem Rücken der ArbeitnehmerInnen zu verhindern und die flächendeckende
Versorgung mit Postdienstleistungen sicherzustellen, werde von der SPÖ weiterhin mit Entschlossenheit verfolgt.
Infrastrukturministerin Doris Bures habe einen sehr praktikablen und verantwortungsbewussten Gesetzesentwurf vorgelegt.
Kräuter: "Bemerkenswert ist auch, dass die ÖVP ihren eigenen Bürgermeistern die Möglichkeit
nehmen will, die ersatzlose Streichung von Postämtern zu beeinspruchen." |
|
|
|
Kaltenegger: Gehen davon aus, dass Postministerin Bures eine flächendeckende Versorgung sicherstellt
Kräuter soll Wahlkampfrhetorik wieder einpacken
Wien (övp-pd) - "Wir gehen davon aus, dass Postministerin Bures eine flächendeckende
Versorgung sicherstellt", betont ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger im Ö1- Morgenjournal.
"In der Diskussion um das neue Postmarktgesetz sollten wir rasch zu einer Lösung kommen. Die ÖVP
ist immer für Gespräche zur Verfügung gestanden. Es muss jetzt vor allem darum gehen, die flächendeckende
und qualitativ hochwertige Versorgung mit Postdienstleistungen, vor allem im ländlichen Raum, sicherzustellen",
so Kaltenegger.
Der ÖVP-Generalsekretär fordert die rasche Wiederaufnahme der Gespräche um ein entsprechendes Gesetz
möglichst rasch beschließen zu können: "Wir haben Ende Juli noch einen Ministerrat. Wenn die
Verhandlungen zügig geführt werden, könnte das ein Termin sein." Beim besagten Postmarktgesetz
gäbe es nur mehr zwei offene Punkte. Erstens wolle die ÖVP nicht, dass die Sozialpartnerschaft bei den
Kollektivvertragsregelungen ausgeschaltet wird. "Wir können nicht über die Sozialpartner einfach
drüber fahren." Und ein Verzögerungsrecht für Bürgermeister bei Postschließungen
sei dauerhaft wirkungslos und käme außerdem einem Abwälzen der Verantwortung seitens der Ministerin
gleich. "Die Verantwortung, wie die Versorgungsstruktur definiert wird, kann die Postministerin nicht einfach
an die Bürgermeister abschieben. Das muss sie schon selbst, im Rahmen ihrer gesetzlichen Möglichkeiten,
machen", stellt Kaltenegger klar.
Zu den Aussagen von SPÖ-Geschäftsführer Kräuter sagt Kaltenegger: "Herr Kräuter soll
seine Wahlkampfrhetorik wieder einpacken, die Leute interessiert dieses ständige Streitsuchen nicht. Die ÖVP
arbeitet sachlich und konsequent daran, Probleme zu lösen, um die Krise zu meistern und den Menschen zu helfen.
Das erwarten wir auch von der SPÖ", so Kaltenegger abschließend. |
|
|
|
Hagen: BZÖ fordert Ende des Regierungschaos und Erhalt der Nahversorgung
Das BZÖ ist gerne bereit, hier der Regierung unter die Arme zu greifen
Wien (bzö) - BZÖ-Infrastruktursprecher Christoph Hagen fordert "das sofortige Ende des Regierungschaos
rund um die Postämterschließungen. SPÖ gegen ÖVP, Regierung gegen Post-Vorstand - jeder kämpft
gegen jeden, aber niemand kümmert sich darum, die täglich steigende Verunsicherung der Bevölkerung
zu beseitigen". Der zuständigen Ministerin entgleite das Thema zunehmend, was sich nur teilweise durch
das vom ehemaligen Verkehrsminister Faymann hinterlassene Chaos erklären lasse.
"Das BZÖ fordert die Erhaltung der Versorgung der Bevölkerung mit Postdienstleistungen. Es ist skandalös,
wie die rot-schwarze Bundesregierung auf dem Rücken der betroffenen Mitarbeiter die Verantwortung hin- und
herschiebt. Rot und Schwarz kennen sich nicht mehr aus und die Bediensteten wie auch die Bevölkerung müssen
die saure Suppe auslöffeln", kritisiert Hagen. Das BZÖ sei gegen Postämterschließungen
im ländlichen Raum. "Es kann nicht sein, dass die Infrastruktur in den ländlichen Gebieten weiter
ausgehöhlt wird. Auch weitere Kündigungen oder Gehaltseinbußen für die Mitarbeiter der Postämter
sind gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise nicht akzeptabel. Wenn die Regierung nicht mehr in der Lage ist, hier
für Sicherheit zu sorgen, dann soll sie einen Runden Tisch zur Post einberufen, um gemeinsam mit Opposition
und Ländern hier eine vernünftige Lösung zu erarbeiten. Das BZÖ ist gerne bereit, hier der
Regierung unter die Arme zu greifen", so Hagen. |
|
|
|
Moser: Reißleine gegen Postämter-Schließung muss gezogen werden
Bures und Pröll können Ruck-Zuck-Postamtsschließungen verhindern
Wien (grüne) - "Die akuten Postamtsschließungen können durch eine rasche Änderung
der Universaldienstverordnung noch verhindert werden. Ministerin Bures muss diese Reißleine nun ziehen, da
der Beschluss des Postmarktgesetzes verzögert wurde", verlangt die Verkehrssprecherin der Grünen,
Gabriela Moser. Der Aufschub der Zusperr-Welle durch den Faymann´schen Schließungsstopp entpuppt sich
als völlig unzureichend. Die Grünen verlangen seit Jahren ein Service- und Kundinnen-orientiertes Postmarktgesetz.
Die postalische Grundversorgung und deren Qualität ist durch legistische Regelungen sicherzustellen. Dafür
ist Min. Bures zuständig. Gerade für den ländlichen Raum ist eine klare Definition für Poststellen
in erreichbarer Nähe unabdingbar. Die Studie der Bergbauernvereinigung im Auftrag von Minister Pröll
wies den geringen Abdeckungsgrad durch Postservice-Stellen gegenüber ehemaligen Postämtern nach. Gerade
im wichtigen Zahlungsverkehr sind Postpartner kein adäquater Ersatz.
"Die Minister Pröll und Bures dürfen sich nicht länger von der Post AG auf der Nase herumtanzen
lassen, die Menschen haben ein Recht auf den vollen Umfang der Postdienstleistungen, egal, wo sie wohnen",
fordert Moser. |
|
|
|
Post bekämpft Bescheid des Verkehrsministeriums
Start der Umsetzung des Post.Partner-Konzepts erfolgt plangemäß
Wien (post) - Die Post beginnt morgen mit der Umsetzung des Post.Partner-Konzepts und führt
die nicht bescheidmäßig untersagten Post.Partner-Umwandlungen planmäßig aus. Was die bescheidmäßige
Untersagung betrifft, sieht die Post diese als rechtswidrig an und wird alle ihr zur Verfügung stehenden Rechtsmittel
ergreifen, um diese unverzüglich zu bekämpfen. Nach Auffassung der Post wurden die Postämterumwandlungen
in Entsprechung der geltenden Rechtslage vorbereitet, und die zuständigen Behörden wurden darüber
rechtskonform informiert. Die Post geht demzufolge davon aus, dass sie ihre Rechtsposition erfolgreich im Rechtsweg
durchsetzen wird.
Post-Generaldirektor Rudolf Jettmar meint dazu: "Der Bescheid stößt auf vollkommenes Unverständnis.
Die Untersagung der Postämterumwandlungen ist umso mehr rechtlich unbegründet, da die Post sogar freiwillig
- über die geltenden rechtlichen Verpflichtungen hinaus - zugesagt hat, ein Postamt nur dort umzusetzen, wo
ein Post.Partner gefunden worden ist. Daran hat sich der Vorstand ausnahmslos gehalten und dies auch für die
Zukunft zugesichert. Die Versorgungssicherheit wäre damit jedenfalls gewährleistet gewesen. Unverständlich
erscheint dieser Bescheid auch im Lichte einer heute präsentierten Studie von Dr. Sophie Karmasin, die eindeutig
nachweist, dass Post.Partner als gleichwertiger Ersatz für Postämter in der Bevölkerung gesehen
werden. Gründe dafür sind vor allem die besseren Öffnungszeiten und die nachhaltigen Absicherung
der Nahversorgung in der Gemeinde." |
|
|
|
Lemler: Neue Postpartnerschaften stärken Nahversorgung in Österreich
Überwiegend Handelsunternehmen übernehmen nach Postämter-Schließungen
deren Aufgaben
Wien (pwk) - "Die Wirtschaft, insbesondere der Handel in Österreich, stellt die Versorgung
der Bevölkerung mit Post-Dienstleistungen sicher. 100 Postpartnerschaften wurden in jüngster Zeit neu
geschlossen, sie stärken die Nahversorgung in unserem Land wesentlich", unterstreicht Erich Lemler, Obmann
der Bundessparte Handel der WKÖ, anlässlich des Ausbaus der Postpartnerschaft. Weitere 193 Postpartner-Verträge
sind seitens der Post vorgesehen, da bis Herbst rund 300 defizitäre Postämter geschlossen und durch Postpartner
ersetzt werden sollen.
Kritisch sieht der Handelsobmann in diesem Zusammenhang jedoch den Bescheid des Verkehrsministeriums, der dem weiteren
Ausbau des Post.Partner-Modells eine Zwangspause verordnen will: "Demnach sollen drei Monate lang keine neuen
Postpartner eingerichtet werden dürfen. Dadurch wird allerdings nicht nur eine bessere Versorgung mit Postdienstleistungen
gefährdet. Außerdem entmutigt Infrastrukturministerin Bures damit auch interessierte potenzielle Postpartner",
zeigt sich Lemler enttäuscht. Die Post wird die Untersagung der Umwandlung von Postämtern in Postpartner
jedenfalls anfechten.
Um die Abgeltung der Leistungen sowohl für bestehende als auch für neue Postpartnerschaften aufzuwerten,
konnten in intensiven Verhandlungen zwischen Bundessparte Handel und der Post AG verbesserte Post.Partner-Konditionen
erreicht werden: Demnach erhalten alle Postpartner eine Qualitätsprämie von bis zu 3.000 Euro pro Jahr.
Darüber hinaus übernimmt die Post ab kommendem Jahr die EDV-Kosten der Post.Partner in der Höhe
von rund 800 Euro pro Jahr. Diese Vergütungen erhalten die Postpartner zusätzlich zu den bestehenden
Provisionen, beispielsweise 19 Cent pro Annahme eines Briefes, 94 Cent für die Annahme und 70 Cent für
die Abgabe eines Paketes, die auch weiterhin jährlich der Inflationsrate angepasst werden." Bei einem
jährlichen Mehrumsatz mit Post-Dienstleistungen von durchschnittlich 10.000 Euro pro Post.Partner bedeuten
diese Verbesserungen eine Erhöhung von im Schnitt 40 Prozent. "Diese zu Gunsten der Betriebe ausgehandelten,
verbesserten Bedingungen sind ein weiteres Signal dafür, dass es allen Beteiligten am Herzen liegt, die Menschen
in unserem Land bestmöglich mit Post-Dienstleistungen zu versorgen", so Handelsobmann Lemler. Nun liege
es an den Konsumenten, die Angebote des Handels, aber auch von Gastronomiebetrieben, Tankstellen etc. tatsächlich
zu nutzen. |
|
|
|
Tumpel: AK begrüßt Bures-Bescheid zum Schließungs-Stopp
SORA-Studie zeigt: ein großer Teil der Postpartner-KundInnen wünscht sich ihr
Postamt zurück
Wien (ak) - "Gut, dass zuerst die Versorgungssicherheit geklärt wird, damit nicht 193 Postämter
ersatzlos zugesperrt werden", sagt Herbert Tumpel, Präsident der Arbeiterkammer Wien (AK), zum Postamt-Schließungs-Stopp.
Eine SORA-Umfrage im Auftrag der AK zeigt: Ein großer Teil der PostpartnerkundInnen wünscht sich dezidiert
wieder ein Postamt für ihre Gemeinde. "Es ist nicht einzusehen, warum die Post zwar Gewinne macht und
Dividenden in Millionenhöhe ausschüttet, aber trotzdem weiter ihre Zusperrpolitik betreibt", kritisiert
Tumpel.
Eine SORA-Studie im Auftrag der AK zeigt: Rund 44 Prozent der befragten Postpartner- KundInnen wünschen sich
ihr Postamt zurück. Zwölf Prozent geben an, dass ihnen postspezifische Leistungen fehlen. Über 75
Prozent der PrivatkundInnen sind der Meinung, dass die Post keine Filialen zusperren soll, solange sie Gewinne
macht. Befragt wurden 900 Privat- und Business-KundInnen von Postämtern und Postpartnern.
"Das zeigt: Das Postmanagement darf nicht gegen den Willen und auf Kosten der Bevölkerung noch mehr Profite
für einige wenige Aktionäre rausholen", so Tumpel. Das Postgesetz, dass die Schließung von
Postämtern an bestimmte Kriterien bindet (Versorgungssicherheit), muss so rasch wie möglich beschlossen
werden, fordert die AK. "Es kann nicht sein, dass die Beschäftigten und die Bevölkerung die Leidtragenden
von den Interessen einiger Weniger sind," so Herbert Tumpel. "Die Post steht wirtschaftlich gut da, sie
hat nicht nur unternehmerische, sondern vor allem Versorgungsziele zu erfüllen. Die Politik muss sie dabei
unterstützen. Gut, dass das manche in der Regierung auch so sehen." |
|
Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen
Parteien –
sofern vorhanden! Die Reihenfolge der Beiträge richtet sich in der Regel nach deren
Mandatsstärke im Parlament bzw. nach der Hierarchie der Personen. Die Redaktion
|
|
zurück |
|
|