Berliner Beethoven-Fachmann Kopitz sieht starke Indizien dafür, dass der Komponist sein berühmtes
Klavierstück der Sängerin Elisabeth Böckl gewidmet hatte
Wien (kap) - Ludwig van Beethoven (1770-1827) hat sein populäres Klavierstück "Für
Elise" höchstwahrscheinlich der Sängerin Elisabeth Röckel (1793-1883) gewidmet. Zu diesem Schluss
kommt der Berliner Beethoven-Forscher Klaus Martin Kopitz nach Auswertung von Aufzeichnungen im Archiv des Wiener
Stephansdoms. Zwar gibt es kein Dokument, dass diese Zuordnung direkt belegt. Aus den Matriken des Domarchivs über
die Taufe ihres ersten Kindes (9. März 1814) geht aber hervor, dass sich Elisabeth Röckel in Wien offenbar
Elise - und nicht Elisabeth - nannte, erläuterte Kopitz am Dienstag im Gespräch mit "Kathpress".
"Da zudem belegt ist, dass Elisabeth Böckel 1810, als Beethoven das Stück komponierte, eng mit dem
Komponisten befreundet war, erscheint die Annahme naheliegend, dass ihr das Stück gewidmet wurde: Es gab zu
dieser Zeit keine weitere Frau namens Elise (oder Elisabeth) in Beethovens Leben", so Kopitz.
Wem Beethoven das Albumblatt "Für Elise", an dem bis heute kein Klavierschüler vorbeikommt,
gewidmet hatte, beschäftigt die Musikwissenschaft seit langem. Das Originalnotenblatt, das heute verschollen
ist, trug von Beethovens Hand die Aufschrift: "Für Elise am 27. April zur Erinnerung von L. v. Bthvn".
Der renommierte Beethoven-Fachmann Kopitz wird seine Forschungsergebnisse im Detail im Band 9 der Bonner Beethoven-Studien
darlegen; der Band wird 2010 erscheinen.
Elisabeth Röckel wurde in der Nähe von Regensburg geboren. Sie wurde ursprünglich auf die Namen
"Maria Eva" getauft. Um 1807/08 folgte sie ihrem Bruder Joseph August Röckel nach Wien; der Tenor
trat in Wien unter Beethovens eigener Leitung als erster Florestan in dessen "Fidelio" auf. Über
ihren Bruder lernte Elisabeth Röckel, selbst Sopranistin, auch Beethoven kennen und zählte bald zu dessen
Freundeskreis, wofür es mehrere Belege gibt.
Nach Engagements in Bamberg und in Prag debütierte sie schließlich 1811 mit großem Erfolg am Kärntnertor-Theater
in Wien. 1813 heiratete Elisabeth Böckel den Komponisten Johann Nepomuk Hummel (1778-1837), einen Freund und
zugleich musikalischen Wettstreiter Beethovens. Mit ihrem Mann ging Elisabeth Böckel 1816 nach Stuttgart und
1819 nach Weimar. Die freundschaftliche Verbindung zu Beethoven blieb.
Viele Jahre später berichtete Hummels Schüler Ferdinand Hiller über die Eheleute Hummel: "Die
jugendliche, anmutige Hausfrau, die als Mädchen auch das lebhafteste Interesse Beethovens erregt hatte, empfing
mich mit einfacher Herzlichkeit und der Meister selbst hatte sich inmitten seiner glänzenden Erfolge die gewinnendste
Anspruchslosigkeit bewahrt". Die freundschaftliche Verbindung Beethovens und Hummels belegen Dankbriefe Beethovens,
die nach Hummels Tod in dessen Schreibtisch gefunden wurden. Nach Beethovens Tod bewahrte Elisabeth Böckel
eine Locke seiner Haare und eine seiner Schreibfedern als Andenken auf.
Beethoven-Messe als Leihgabe im Diözesanmuseum Eisenstadt
Die Ausstellung "Phänomen Haydn" wird seit Dienstag durch ein weiteres besonderes Exponat
bereichert: Durch einen Leihgabentausch kam die autographe Partitur der Messe in C-Dur - das spätere Opus
86 - von Ludwig van Beethoven aus dem Bonner Beethovenhaus nach Eisenstadt. Zu sehen ist sie im Ausstellungsteil
"Phänomen Haydn - gottbefohlen" im Diözesanmuseum Eisenstadt.
Der Hintergrund: Ludwig van Beethoven war 1807 von Fürst Nikolaus II. Esterházy gebeten worden, zum
Namensfest der Fürstin Maria Hermenegilde eine Messe zu schreiben. Er sollte an eine musikalische Tradition
am Fürstenhof anschließen, die Joseph Haydn aus Altersgründen nicht mehr selbst wahrnehmen konnte.
Die letzte Messe - die "Harmoniemesse" zu Ehren der Fürstin - komponierte Haydn 1802. In einem Briefwechsel
mit dem Fürsten im Juli/August des Jahres 1807 entschuldigte sich Beethoven für die verspätete Lieferung
und äußerte die Sorge, zu sehr an Haydn gemessen zu werden.
Beethovens Werk, von dem zwei Stimmsätze angefertigt wurden, erlebte seine Uraufführung am 13. September
1807 in der Eisenstädter Bergkirche. Die Messe dürfte den Erwartungen des Fürsten tatsächlich
nicht entsprochen haben. In einem Brief bezeichnet er sie als "unerträglich lächerlich und scheußlich".
Jedoch ist ein offener Affront mit wütender Abreise des Komponisten, wovon die Beethovenbiographie berichtet,
nicht dokumentiert. Fürst Nikolaus unterstützte 1808 die große Akademie Beethovens mit 100 Gulden
und trat 1823 als Subskribent der "Missa solemnis" auf.
Seit 1. April 2009 ist die vom Land Burgenland und der Diözese Eisenstadt initiierte Hauptausstellung "Phänomen
Haydn" an den vier Ausstellungsorten - Schloss Esterházy, Haydn-Haus Eisenstadt, Diözesanmuseum
Eisenstadt und Landesmuseum Burgenland - zu besichtigen. Da die Hauptausstellung keine statische ist, werden bis
11. November zahlreiche Leihgaben getauscht, es herrscht sozusagen ein ständiges "Kommen und Gehen".
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