Beethovens "Elise" findet sich im Wiener Domarchiv  

erstellt am
01. 07. 09

Berliner Beethoven-Fachmann Kopitz sieht starke Indizien dafür, dass der Komponist sein berühmtes Klavierstück der Sängerin Elisabeth Böckl gewidmet hatte
Wien (kap) - Ludwig van Beethoven (1770-1827) hat sein populäres Klavierstück "Für Elise" höchstwahrscheinlich der Sängerin Elisabeth Röckel (1793-1883) gewidmet. Zu diesem Schluss kommt der Berliner Beethoven-Forscher Klaus Martin Kopitz nach Auswertung von Aufzeichnungen im Archiv des Wiener Stephansdoms. Zwar gibt es kein Dokument, dass diese Zuordnung direkt belegt. Aus den Matriken des Domarchivs über die Taufe ihres ersten Kindes (9. März 1814) geht aber hervor, dass sich Elisabeth Röckel in Wien offenbar Elise - und nicht Elisabeth - nannte, erläuterte Kopitz am Dienstag im Gespräch mit "Kathpress".

"Da zudem belegt ist, dass Elisabeth Böckel 1810, als Beethoven das Stück komponierte, eng mit dem Komponisten befreundet war, erscheint die Annahme naheliegend, dass ihr das Stück gewidmet wurde: Es gab zu dieser Zeit keine weitere Frau namens Elise (oder Elisabeth) in Beethovens Leben", so Kopitz.

Wem Beethoven das Albumblatt "Für Elise", an dem bis heute kein Klavierschüler vorbeikommt, gewidmet hatte, beschäftigt die Musikwissenschaft seit langem. Das Originalnotenblatt, das heute verschollen ist, trug von Beethovens Hand die Aufschrift: "Für Elise am 27. April zur Erinnerung von L. v. Bthvn". Der renommierte Beethoven-Fachmann Kopitz wird seine Forschungsergebnisse im Detail im Band 9 der Bonner Beethoven-Studien darlegen; der Band wird 2010 erscheinen.

Elisabeth Röckel wurde in der Nähe von Regensburg geboren. Sie wurde ursprünglich auf die Namen "Maria Eva" getauft. Um 1807/08 folgte sie ihrem Bruder Joseph August Röckel nach Wien; der Tenor trat in Wien unter Beethovens eigener Leitung als erster Florestan in dessen "Fidelio" auf. Über ihren Bruder lernte Elisabeth Röckel, selbst Sopranistin, auch Beethoven kennen und zählte bald zu dessen Freundeskreis, wofür es mehrere Belege gibt.

Nach Engagements in Bamberg und in Prag debütierte sie schließlich 1811 mit großem Erfolg am Kärntnertor-Theater in Wien. 1813 heiratete Elisabeth Böckel den Komponisten Johann Nepomuk Hummel (1778-1837), einen Freund und zugleich musikalischen Wettstreiter Beethovens. Mit ihrem Mann ging Elisabeth Böckel 1816 nach Stuttgart und 1819 nach Weimar. Die freundschaftliche Verbindung zu Beethoven blieb.

Viele Jahre später berichtete Hummels Schüler Ferdinand Hiller über die Eheleute Hummel: "Die jugendliche, anmutige Hausfrau, die als Mädchen auch das lebhafteste Interesse Beethovens erregt hatte, empfing mich mit einfacher Herzlichkeit und der Meister selbst hatte sich inmitten seiner glänzenden Erfolge die gewinnendste Anspruchslosigkeit bewahrt". Die freundschaftliche Verbindung Beethovens und Hummels belegen Dankbriefe Beethovens, die nach Hummels Tod in dessen Schreibtisch gefunden wurden. Nach Beethovens Tod bewahrte Elisabeth Böckel eine Locke seiner Haare und eine seiner Schreibfedern als Andenken auf.

Beethoven-Messe als Leihgabe im Diözesanmuseum Eisenstadt
Die Ausstellung "Phänomen Haydn" wird seit Dienstag durch ein weiteres besonderes Exponat bereichert: Durch einen Leihgabentausch kam die autographe Partitur der Messe in C-Dur - das spätere Opus 86 - von Ludwig van Beethoven aus dem Bonner Beethovenhaus nach Eisenstadt. Zu sehen ist sie im Ausstellungsteil "Phänomen Haydn - gottbefohlen" im Diözesanmuseum Eisenstadt.

Der Hintergrund: Ludwig van Beethoven war 1807 von Fürst Nikolaus II. Esterházy gebeten worden, zum Namensfest der Fürstin Maria Hermenegilde eine Messe zu schreiben. Er sollte an eine musikalische Tradition am Fürstenhof anschließen, die Joseph Haydn aus Altersgründen nicht mehr selbst wahrnehmen konnte. Die letzte Messe - die "Harmoniemesse" zu Ehren der Fürstin - komponierte Haydn 1802. In einem Briefwechsel mit dem Fürsten im Juli/August des Jahres 1807 entschuldigte sich Beethoven für die verspätete Lieferung und äußerte die Sorge, zu sehr an Haydn gemessen zu werden.

Beethovens Werk, von dem zwei Stimmsätze angefertigt wurden, erlebte seine Uraufführung am 13. September 1807 in der Eisenstädter Bergkirche. Die Messe dürfte den Erwartungen des Fürsten tatsächlich nicht entsprochen haben. In einem Brief bezeichnet er sie als "unerträglich lächerlich und scheußlich". Jedoch ist ein offener Affront mit wütender Abreise des Komponisten, wovon die Beethovenbiographie berichtet, nicht dokumentiert. Fürst Nikolaus unterstützte 1808 die große Akademie Beethovens mit 100 Gulden und trat 1823 als Subskribent der "Missa solemnis" auf.

Seit 1. April 2009 ist die vom Land Burgenland und der Diözese Eisenstadt initiierte Hauptausstellung "Phänomen Haydn" an den vier Ausstellungsorten - Schloss Esterházy, Haydn-Haus Eisenstadt, Diözesanmuseum Eisenstadt und Landesmuseum Burgenland - zu besichtigen. Da die Hauptausstellung keine statische ist, werden bis 11. November zahlreiche Leihgaben getauscht, es herrscht sozusagen ein ständiges "Kommen und Gehen".
     
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