Hundstorfer: KonsumentInnenbarometer zeigt, wo der Schuh drückt   

erstellt am
30. 06. 09

Wien (sk) - "Das KonsumentInnenbaromter zeigt uns, wo bei den Konsumentinnen und Konsumenten konkret der Schuh drückt und liefert uns eine wichtige Handlungsanleitung für unsere Arbeit", sagte KonsumentInnenschutzminister Rudolf Hundstorfer am 30.06. bei der Präsentation des regelmäßig veröffentlichten KonsumentInnenbarometers, der das Beschwerdeverhalten der österreichischen VerbraucherInnen sowie deren Zufriedenheit mit Produkten und Dienstleistungen zeigt. Das KonsumentInnenbarometer ist ab sofort auf der Homepage des Ministeriums unter http://www.bmask.gv.at abrufbar.

Hundstorfer betonte, dass der Grundpreis nach der Aufhebung der standardisierten Größen für Fertigpackungen wesentlich an Bedeutung gewonnen hat. Mit Wirtschaftsminister Mitterlehner hat Hundstorfer daher verstärkte Kontrollen vereinbart. Gesetzliche Maßnahmen hält Hundstorfer derzeit nicht für nötig: "Schauen wir erst einmal, ob wir mit der Wirtschaft auf einen grünen Zweig kommen." Von den großen Handelsketten würde sich Hundstorfer die Einsetzung einer Art Beschwerdeombudsmann wünschen - "eine Einrichtung, die sich in vielen anderen Bereichen bewährt hat".

Ca. 20 Prozent der Befragten sind mit der Preisauszeichnung in Geschäften unzufrieden. 61 Prozent davon beklagen unklare Preisangaben, 48 Prozent die eingeschränkte Lesbarkeit (Schriftgröße) und 38 Prozent den mangelnden Grundpreis. Viele ÖsterreicherInnen haben Schwierigkeiten mit der Lesbarkeit der Preise. Das bestätigt sich auch durch Studien und Gespräche mit SeniorInnenvertretern.

Für 27 Prozent ist Produktinformation bei Lebensmitteln nicht ausreichend
Die Studie ergab, dass 27 Prozent der Befragten die Produktinformationen auf verpackten Lebensmitteln als eher wenig bis gar nicht ausreichend befinden. Der in Brüssel derzeit verhandelte EU-Vorschlag zur Lebensmittelkennzeichnung enthält wichtige Ansätze in die richtige Richtung. Diese gehen aber vor dem Hintergrund dieser Befragung nicht weit genug. Das BMASK wird sich weiter dafür einsetzen, dass die Herkunft der wert-bestimmenden Bestandteile der Lebensmittel gekennzeichnet werden muss. Die Kennzeichnung von Speisen in der Gastronomie sollte ebenfalls über die jetzt im EU-Vorschlag vorgesehene Allergenkennzeichnung hinausgehen. Auch die Kennzeichnung unverpackter Produkte sollte laut Ansicht des Ministers zumindest die Zutaten umfassen.

68 Prozent fühlen sich durch Telefonwerbung belästigt. "Am Telefon angebaggert zu werden, ist für niemanden angenehm", sagte Hundstorfer. Unerbetene Telefonwerbung ist gem. § 107 TKG und nach dem Gesetz über den Unlautereren Wettbewerb unzulässig. Trotzdem lassen sich manche gewissenlose Geschäftemacher davon nicht abschrecken. Das Regierungsübereinkommen sieht vor, dass Verträge, die im Rahmen unerbetener Werbeanrufe geschlossen werden, entweder nichtig oder bis zur schriftlichen Bestätigung durch den Kunden schwebend unwirksam sein sollen. Das BMASK setzt sich für eine sehr rasche Umsetzung dieser zivilrechtlichen Sanktion ein.

Verbraucherbildung - am besten schon im Schulalter
"Wir haben das Feedback der Schuldenberatungen, dass zu viele Dinge, die aus eigenen Mitteln nicht finanziert werden können und über das eigene Leistungsvermögen hinausgehen, fremdfinanziert werden."29 Prozent jener Befragten, die Käufe oder Dienstleistungen bereits einmal fremdfinanziert haben - durch Kredite, Leasingverträge, Girokonto-Überziehung - geben an, dies für den Erwerb eines Autos getan zu haben. Dies ist ein extrem hoher Wert an Fremdfinanzierung von Autos. Hier soll die VerbraucherInnenbildung ansetzen. "Banal ausgedrückt: einen Gebrauchtwagen per Kredit zu kaufen, ist nicht gesund."

88 Prozent glauben, dass Kinder bereits in der Schule die Kenntnisse erwerben sollen, die sie später als KonsumentInnen brauchen. Im Regierungsübereinkommen ist die Institutionalisierung der VerbraucherInnenbildung an den Schulen verankert. Das KonsumentInnenschutzministerium werde, nachdem es erst kürzlich Unterrichtsmaterialien für die 8. Schulstufe an alle Schulen verschickt hat, gemeinsam mit dem Unterrichtsministerium seine Bemühungen fortsetzen.

27 Prozent beschweren sich trotz Mängel nicht
Nur 73 Prozent jener, die Probleme mit Produkten oder Dienstleistungen hatten, haben sich tatsächlich beschwert. Als Gründe für das Abstandnehmen von Beschwerden werden u.a. genannt, dass die Beschwerde zu umständlich ist (38 Prozent) oder ohnehin sinnlos ist (29 Prozent). Da sich KonsumentInnen zu 80 Prozent beim Unternehmer direkt beschweren, deutet dies darauf hin, dass das Beschwerdemanagement der Unternehmen nicht befriedigend ist. Hier setzt der Vorschlag Hundstorfers nach einem Beschwerdeombudsmann für größere Handelsketten an.

Marktkontrolle wichtige Aufgabe
78 Prozent der KonsumentInnen halten Marktkontrolle für eine wichtige Aufgabe des KonsumentInnenschutzes. "Das Ergebnis bestätigt, dass Marktüberwachung eine zentrale staatliche Aufgabe darstellt", so Hundstorfer. Besonders wichtig sei eine stärkere Vereinheitlichung der Kontrolle.
     
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