Gewalt gegen Frauen nimmt in der Wirtschaftskrise zu   

erstellt am
13. 07. 09

Präsidentin Prammer eröffnet Parlamentspräsidentinnentreffen in Wien
Wien (pk) - Vor 15 Jahren fand in Peking die Weltfrauenkonferenz statt, im kommenden Jahr sollen die Millenniums-Entwicklungsziele aus dem Jahr 2000 einem zehnjährigen Rückblick unterzogen werden. Vor diesem Hintergrund hat Nationalratspräsidentin Barbara Prammer am Morgen des 13.07. das Fünfte Parlamentspräsidentinnentreffens gemeinsam mit dem Präsidenten der Interparlamentarischen Union (IPU), Theo Ben Gurirab, im Hohen Haus eröffnet. In einer Verhandlungspause wandten sich Prammer und Ben Gurirab sowie IPU-Generalsekretär Anders Johnson und UNIFEM-Exekutivdirektorin Ines Alberdi an die Vertreter der Medien und unterstrichen in ihren Statements die Notwendigkeit, effektive Maßnahmen gegen die zunehmende Gewalt zu setzen, die Frauen und Mädchen infolge der Weltwirtschaftskrise erleiden müssen.

Nationalratspräsidentin Barbara Prammer erläuterte das Ziel der Konferenz, an der 17 Präsidentinnen parlamentarischer Kammern aus 14 Staaten teilnehmen, 15 Jahre nach der Weltfrauenkonferenz in Peking eine Zwischenbilanz zu ziehen und zu fragen: "Was ist erreicht worden? - Welche Probleme sind ungelöst und welche Fragen offen geblieben?" - Konkret zeigte sich Prammer überzeugt, dass sich nur Regierungen, sondern auch Parlamente mit der Frage befassen müssen, wie sich die Krise auf die Frauen auswirke. Prammer begrüßte, dass die IPU sich aktiv für die Einbeziehung der Parlamente in die Entscheidungen über Krisenbewältigungskonzepte einsetze. Von der heute eröffneten Konferenz erwartet sich die Präsidentin gute Diskussionen und hoffte auf eine Vertiefung der Zusammenarbeit der Parlamentspräsidentinnen, wenn man sich persönlich kennenlerne. Dafür würden jedenfalls die guten Erfahrungen sprechen, die sie mit dem von ihr gegründeten Netzwerk weiblicher Parlamentspräsidentinnen in Europa mache.

IPU-Präsident Theo Ben Gurirab unterstrich die Wichtigkeit der Themen, die von der Parlamentspräsidentinnenkonferenz in Wien behandelt werden. Die Auswirkungen der Krise auf die Frauen und die Frage, wie der Kampf der Frauen um Emanzipation weitergeführt und unterstützt werden könne, das seien fundamentale globale Themen. Schon im bisherigen Verlauf der Tagung habe er wertvolle Informationen von Vertreterinnen verschiedener Länder erhalten und sei ihm noch klarer geworden, wie wichtig es sei, den Kampf gegen die Gewalt fortzusetzen, die Frauen erleiden, und auf die Auswirkungen zu achten, die von der Weltwirtschaftskrise auf die Frauen ausgehe. Präsident Gurirab sagte den Parlamentspräsidentinnen jede erdenkliche Hilfe und Unterstützung in ihren Bemühungen um die Verbesserung der Situation der Frauen weltweit zu und zeigte sich überzeugt, dass die Ergebnisse der Wiener Konferenz die Gestaltung der IPU-Konferenz im Jahr 2010 mitbestimmen werde.

IPU-Generalsekretär Johnson unterstrich ebenfalls die Notwendigkeit, die Kräfte- und Machtverhältnisse in den patriarchalischen Gesellschaften weltweit zu verändern, um damit die Voraussetzung für ein partnerschaftliches Zusammenleben der Menschen zu schaffen. Die IPU sei sich dieser Aufgabe bewusst und wende bedeutende Mittel auf, um die Zahl der Frauen in den Parlamenten zu erhöhen.

Die Direktorin des United Nations Fund for Women (UNIFEM), Ines Alberdi, präsentierte Ergebnisse einer jüngst durchgeführten Untersuchung über die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Frauen. Besonders betroffen seien Frauen in den Entwicklungsländern mit stark exportabhängigen Volkswirtschaften. 22 Millionen Frauen könnten im Zuge dieser Krise weltweit ihren Arbeitsplatz verlieren, wird laut Alberdi prognostiziert. In diesem Zusammenhang nehme bedauerlicherweise auch das Ausmaß der Gewaltanwendung gegen Frauen zu. Direktorin Alberdi plädierte daher dafür, den Genderaspekt in allen Konjunkturpaketen zu beachten. Man müsse fragen, welchen Menschen es konkret nütze, wenn man sich zur Unterstützung der Autoindustrie, von KMU im Exportsektor, oder von Textilunternehmen entscheide. Es geht um Gender-Budgeting, betonte Alberdi.

Zudem sei weltweit darauf zu achten, dass die Industrieländer und die Finanzinstitutionen die Versprechungen erfüllen, die sie zur Erreichung der Millenniums-Entwicklungsziele abgegeben haben. Große Chancen sah Alberdi im Sektor der "Grünen Wirtschaft". Dort könnten menschenwürdige Arbeitsplätze für Männer und Frauen geschaffen werden. Das selbe gelte für Investitionen in die Landwirtschaft der Entwicklungsländer, wo Kleinbäuerinnen einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Ernährungssituation in den Ländern des Südens leisten könnten.
     
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